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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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hörte, wie Türen geöffnet wurden. Sie hörte die Schritte der zwanzig Soldaten, die die Hähne an ihren Musketen spannten und ihre Waffen auf Hannah anlegten.
    Die versuchte zu lachen und scheiterte kläglich.
    »Nun, ich meine, ich hab ihn natürlich nicht hier … ähm, bei mir. Ich bin doch nicht blöd. Das versteht ihr doch, oder? Ihr nehmt ihn mir dann doch einfach weg!« Sie versuchte noch einmal zu lachen. »Aber ihr könnt euch meinen Vorschlag ja überlegen. Meldet euch einfach … Ich …«
    Sie schwang sich vom Thron, doch noch in ihrer Bewegung, machten die Soldaten einen drohenden Schritt auf sie zu.
    »Oh!«, murmelte Hannah und sackte zurück. »Ihr wollt jetzt überlegen. Jetzt sofort. Na, dann legt doch mal los.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und fuhr sich durchs Haar.
    »Ich bin echt gespannt. Ich will’s wirklich wissen. Ich …«
    »Das glaube ich gern«, hüstelte der Schwarze Baron, »und damit Ihr mir glaubt, dass ich es gut mit Euch meine, gebe ich Euch recht.«
    Er senkte den Kopf, als ob er sich schämte:
    »Ich befinde mich tatsächlich in einer nicht besonders aussichtsreichen Situation. Der französische König, ich meine, Euer Vater, will meinen Kopf. Doch genau darin sehe ich die Chance, dass wir uns schon sehr bald verstehen werden.«
    Er zögerte kurz. Er genoss das Raunen des Hofstaats, das durch die Stille knisterte und registrierte zufrieden, wie Hannahs Stiefelspitze ganz kurz zuckte: So als hätte die Piratin Angst.
    »Ich vermute«, fuhr er fort, »ich werde geköpft und das ist eine höchst unangenehme Vorstellung. Das versteht ihr bestimmt. Aber der Tod tritt sofort ein und das ohne Schmerz. So wird es behauptet. Doch Ihr … Ihr müsst heiraten und das dauert viel länger. Das dauert ein ganzes Leben lang.«
    Er seufzte genussvoll und flüsterte: »Bis dass der Tod Euch scheidet.«
    Dann wandte er sich an alle im Raum und obwohl er wieder nur hustete, glaubte Hannah, ihn lachen zu sehen: Ja, richtig lachen, und das ließ den ein Meter dreiundsechzig großen Kerl plötzlich wie einsneunzig wirken.
    »Tja, und ihr, meine edlen Damen und Herren, wollt bestimmt wissen, wer der Glückliche ist?«
    Er lachte erneut und Hannah, die sich immer tiefer in den Thron verkroch, zog den Dreispitz vors Gesicht.
    »Nun, der Bräutigam dieser jungen Dame, der Beneidenswerte, der sie glücklich machen wird …« Talleyrand sprang aufs Podest und machte eine spöttische Verbeugung. »… ist niemand anderer als der berühmte Marquis …« Er unterbrach sich, als ob ihm der Name entfallen wäre. »Der berühmte und bekannte … der …« Er wandte sich hilfesuchend an Hannah, doch die war jetzt ganz unter ihrem Dreispitz verschwunden.
    »Der … der, ihr wisst schon, ich … ich versuche mich gerade an seinen richtigen Namen zu erinnern. Nicht den, unter dem man ihn in Frankreich kennt. Ich meine: Prinz Gagga, Flip, Fou-Fou, den Deppen oder Beau-ie, den Schönen, wobei seine sogenannte Intelligenz …« Er sprach das letzte Wort mit einem spöttischen Grinsen. »… seine Schönheit fast in den Schatten stellt.«
    Die ersten Höflinge, die zu lachen begannen, waren Eulenfels’ Damen. Salome und Ophelia konnten sich ihre Schadenfreude nicht mehr verkneifen.
    »Das passt zu den Warzen, die sie überall hat.«
    »Na, wartet, ihr Biester!«, fauchte Hannah. »Ich schneide euch die Nasen ab!«
    Sie sprang vom Thron, um sich auf sie zu stürzen, doch nach den ersten zwei Schritten hielt sie plötzlich inne.
    Halt! Du musst vorsichtig sein!, ermahnte sie sich. Die Situation ist gefährlich. Keiner darf wissen, wer den Ring wirklich hat.
    Deshalb strich sie die Haare aus ihrem Gesicht und setzte sich so, als wäre gar nichts passiert, elegant und majestätisch wieder zurück auf den Thron.
    »Also gut«, sagte sie lässig. »Wir reden vom Lieblingsneffen des Königs von Frankreich. Von meinem Cousin Beauregard. Und Beauregard heißt, dass er sehr gut aussieht, was zweifellos stimmt. Auf jeden Fall, wenn ich mich hier im Saal umschaue.«
    Sie schenkte Eulenfels’ Damen einen zickigen Blick.
    »Doch wenn ich Eure sonst so liebevollen Worte richtig verstanden habe, wollt Ihr mir sagen, dass Ihr mich für den Preis meines Ringes – den ich zwar besitze, aber aus verständlichem Grunde nicht bei mir führe – vor der Hochzeit mit meinem Cousin bewahrt.«
    »Vor der Hochzeit und dem Galgen!«, mischte sich Eulenfels ein.
    »Und Ihr bleibt Pirat«, erhöhte Talleyrand noch einmal den verlockenden

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