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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Das ist Hochverrat, hörst du! Hannah, Will und Moses sind tot. Und Jo ist es auch. Sie sind mit der Insel von uns gegangen. Mit der Insel und dem Vergessenen Volk. Sie haben sich geopfert. Sie sind jetzt ein Traum.«
    Er zog eine Flasche aus seiner Kutte und entrollte den Brief, der in ihr steckte.
    »Das hier hat Jo persönlich geschrieben. Hier, lies es laut vor. Wir kennen die Schrift, denn wir kennen auch Jo.«
    »Ach ja«, seufzte Will, »und ich kenne ihn auch.«
    Er hatte Jos Schrift auf Anhieb erkannt, doch er kannte weder den Brief noch die Flasche, in der dieser steckte. Das war keiner ihrer Flaschenpostbriefe, die sie zusammen geschrieben hatten. Das hatte Jo allein und schon Monate vorher verzapft, als er, verzaubert vom Vergessenen Volk, mit ihm verschwinden wollte.
    »Jo!«, zischte Will. »Dafür bring ich dich um!«
    Da zog ihn der Zwerg auch schon an den Haaren. »Lies!«, forderte er. »Und beweise uns, dass du ein Lügner bist!«
    Er hielt ihm das Pergament vors Gesicht und Will blieb nichts anders übrig, als ihm zu gehorchen.
    »Das hier schreibt einer, der ein Waisenkind ist. Der nicht weiß, wer er ist und der bisher auch nicht wusste, zu wem er gehört. Aber jetzt bin ich angekommen. Jetzt bin ich zu Hause. Ich lebe auf der Insel des Vergessenen Volks. Und damit diese Welt nicht verloren geht, damit ihre Wunder, wenn auch nur in den Träumen der Kinder, die so sind wie ich, weiterbestehen und weiterleben können, werden wir mit dieser Insel beim nächsten Vollmond verschwinden. Wir, das sind Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil, Honky Tonk Hannah, Höllenhund Will, der hier auch Kanaloa genannt wird, und natürlich ich: ich, den man in Berlin einmal Jo genannt hat. Regentropfen-fallen-auf-dich-Jo genauer gesagt und der von sich selbst behauptet hat, dass er der größte Pechvogel ist. Doch jetzt bin ich glücklich. Das schwöre ich euch.«
    Will atmete tief. »Oh mein Gott, Jo!«, seufzte er und suchte den Blick seinen Freundes.
    Der hockte gefesselt zwischen den Kindern und blinzelte ihn aus feuchten Augen an.
    »Das wolltest du wirklich?«, fragte Will leise.
    »Das hat er geschworen«, sagte der Zwerg. »Und weil er’s geschworen hat, seid ihr alle Lügner. Denn Jo hat immer die Wahrheit gesagt.«
    Will nickte ergriffen. »Ja, und deshalb könnt ihr diesem Brief glauben. Ihr könnt ihm vertrauen und seinem Traum folgen. Das Vergessene Volk wäre stolz, euch zu sehen. Doch wenn ihr uns tötet, wird euch dieser Brief nichts mehr nutzen. Wenn ihr uns tötet, stirbt auch euer Traum. Der Traum, den ihr lebt und der euch diese Kraft gibt.«
    Die Augen der Kinder begannen zu leuchten.
    »Wenn ihr uns tötet, bekommen Talleyrand oder Eulenfels, der Marquis von Marseille oder der König von Frankreich den Ring. Den Ring der Witwe Chen, der uns die Kraft geben könnte, sie irgendwann zu besiegen. Sie und alle anderen Halunken, die irgendwo auf der Welt Kindern ihre Eltern nehmen. Und deswegen, bitte ich euch, ich flehe euch an: Gebt auch mir eine Chance, euch zu beweisen, dass ich euch nicht anlüge. Und gebt sie mir schnell, den sobald sich die Tore für die Franzosen öffnen, ist es für immer zu spät.«
    Will hätte sich so gern die Haare gerauft, doch er konnte seine gefesselten Hände schon gar nicht mehr spüren. Die beiden Anführer der Roten Korsaren standen einfach nur auf. Sie sagten kein Wort. Sie gingen nur langsam zum Ausgang des Kellers und befahlen den Kindern: »Bringt sie in den Dom!«

Die letzten Piraten der Welt

    ie letzte Hoffnung, die Will und Hannah noch blieb, trieb in einem Flakon aus rosa geriffeltem Glas durch die Kanalisation von Berlin in die Spree zu Füßen der Festungsmauer. Doch der Weg, den Hannahs Hilferuf vor sich hatte, war weit. Die Spree floss zunächst in die Havel, die in die Elbe und die mündetet bekanntlich nicht in die Karibik, sondern sie fließt durch Hamburg hindurch in die Nordsee, in der schon seit Jahrhunderten kein Pirat mehr aufgetaucht war. Und selbst wenn sich einer dorthin verirrte, würde es Wochen dauern, bis der Flakon ihn erreichte. Wochen und Jahre, denn schon nach wenigen Metern verfing sich die Flaschenpost in einem Geflecht aus Unrat und der quoll aus einer schäbigen Kneipe, die unweit der Festungsmauer am Flussufer lag.
    Es war noch nicht Mittag und trotzdem war der kleine Gastraum zum Bersten gefüllt. Das heißt, die meisten Gauner, Tagelöhner, Diebe und Bettler, die diesen Ort aufsuchten, lagen bereits betrunken kreuz und quer

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