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Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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nach der Hochzeit zu uns kommt.«
    »Ich hasse euch Biester!« Hannah bäumte sich auf, doch sie wurde von zu vielen Händen festgehalten. »Ich hasse euch, hört ihr!«
    »Ja, und wir hassen dich auch!«, säuselte Salome.
    »Und wir sehen uns morgen«, versprühte Ophelia Gift, »wenn deine Brautkleider fertig sind.«
    »Du kriegst eins fürs Frühstück, eins für die Messe, und zwei für den Ball. »
    »Und bei so vielen Kleidern wirst du die nicht mehr brauchen«, sagte Ophelia und raffte Hannahs Klamotten vom Boden. Den Rock und den Dreispitz, die Hose, das Hemd und die krokodilledernen Stiefel, die Will ihr besorgt hatte, und mit dieser Beute eilten die Damen aus dem Zimmer und ließen Hannah allein.
    Dann kam die Nacht und die war noch länger als die Nacht auf dem Rochen, in der sie versucht hatte, die passenden Klamotten für den Ring anzuziehen. Sie war noch länger als die Nacht im ranzigen Westturm, bevor sie auf dem Mittelmarkt gehängt werden sollte. Diese Nacht dauerte ewig. Die Zeit lief im Kreis. So wie ihre Gedanken verzweifelt im Kreis herumliefen und wie sie im Kreis herumlief und sich dabei das schneeweiße Nachthemd vom Körper riss.
    Sie versuchte zu fliehen. Doch auch wenn sie das dreifach gesicherte Türschloss mit Leichtigkeit knackte, starrte sie, als sie den einen der beiden riesigen Flügel einen Spaltbreit öffnete, in den Lauf einer Kanone, die nur darauf wartete, dass sie das Zimmer verließ. Andere Kanonen standen zusammen mit einer Kohorte berittener und bis an die Zähne bewaffneter Soldaten vor ihren Fenstern und grinsten sie an.
    »Huh! Ich gratuliere dir, Hannah. Du bist echt eine Nummer. Man hat vor dir Angst«, verhöhnte sie sich und wischte sich danach die Tränen aus dem Gesicht.
    »Doch was hast du davon? He? Was wird jetzt aus dir? Was bringt dir dein ganzer beschissener Ruhm? Warum hast du auch allen erzählen müssen, wie toll du bist und was du dich traust.«
    Sie fluchte und schniefte.
    »So hätte dich selbst ein Maulwurf gefunden, der blind ist und wasserscheu. Oh, ich hasse dich, Hannah, und ich hasse dich, Will. Ich hasse dich, weil du schuld daran bist. Ha! Dein verfluchtes Flaschenposttagebuch ist doch nichts anderes, als ob man sich freiwillig meldet, wenn es um einen freien Platz am Galgen geht. Oder um einen Kerl aus Marseille, der nichts Besseres vorhat, als sieben Jahre darauf zu warten, dass man ihn heiraten will.«
    Hannah trat gegen alles, was im Zimmer herumstand, sie schlug mit den Fäusten gegen die Wände und als sie den Waschtisch mit dem Stuhl zertrümmerte, rollte eine Flasche über den Boden.
    Eine rosa geriffelte Glasflasche mit dem Eau de Toilette.
    Doch Flasche war Flasche und was ihr schon einmal mit Will geglückt war, konnte ihr vielleicht noch einmal gelingen. Deshalb schnappte sie sich einen Fetzen der Seide, aus der noch zu Beginn dieser Nacht ihr Nachthemd bestanden hatte, fand den Kajalstift zwischen den anderen Schminksachen und begann verzweifelt zu schreiben.
    Hallo, alter Sack,
    man hat mir gesagt, dass du jetzt zu den Idioten gehörst. Doch falls die sich irren, komm nach Berlin und rette mich, hörst du! Denn bevor ich den Deppen Gagga heirate, heirate ich lieber einen Depp wie dich. Dich und deine haarige Zunge.
    Du kannst mich mal, hörst du,
    Deine Honky Tonk Hannah
    P S: Ach ja, und damit du kapierst, wie wichtig das ist: Das geschieht nicht aus Liebe und auch nicht aus Angst. Auch wenn das für viele dasselbe ist. Das geschieht nur aus einem einzigen Grund: Kapitulation. Kapitulation vor den gepuderten Affen. Wenn du weißt, was ich meine!
    Also Whistle, setz die Segel! Komm nach Berlin!
    Sie atmete heftig, als sie die Flasche entleerte. Sie stopfte die Seide hinein, verkorkte sie wieder und warf sie dann in den Nachttopf, den sie vorher benutzte. Dann legte sie sich wieder aufs Bett oder das, was nach ihrem Wutausbruch von ihrem Bett noch übrig war, und während sich die Sekunden zu Jahrhunderten dehnten, stellte sie sich aufgeregt vor, wie ihre Dienerinnen den Nachttopf am Morgen entleerten und wie sich sein Inhalt in den Fluss ergoss. In diesen Fluss und den nächsten und dann ins Meer.
    Er wird mich retten!, dachte sie immer wieder. Ja-mahn, es gibt ihn noch. Das kann ich spüren.

In der Hand der Korsaren

    er Lehm war feucht und kalt. Will schmerzten die Fesseln, die ihm die Handgelenke abschnürten und er spürte die Nachwirkungen der Ohnmacht, die ihm das Blut aus dem Kopf heraussaugten, bis ihm schwindelig

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