Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck in der Hoelle

Titel: Zurueck in der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
Kutte, die Moses an seiner Perücke vom Boden hochzog.
    Der Chevalier stöhnte entgeistert durch den faustgroßen Knebel, denn der Zwerg, der ihn festhielt, schien wirklich zu glauben, er sei Ludwig der Fünfzehnte.
    »Nun, ich denke, dein Schwiegervater in spe braucht jetzt mehr als dein Gold. Er braucht ein Wunder und für ein Wunder sind wir, die Roten Korsaren, genau die richtigen Partner.« Der Zwerg bei der Fackel hob seine Arme als Zeichen der Großmut. »Das kostet nur etwas mehr als die drei kleinen Kisten mit Gold, die ihr schon bei euch hattet und die wir – wie ihr euch denken könnt – sehr gern behalten.«
    »Sagen wir zehn Mal so viel«, ergänzte der Zwerg, der Moses am Schopf festhielt. »Wie ihr seht, sind wir viele.« Er zeigte auf die Kinder, die den vielleicht achtzig mal hundert Fuß großen Kellerraum füllten. »Und die, die ihr seht, sind bei Weitem nicht alle. Wir sind zehn Mal so viele und wir sind alle Waisen. Waisenkinder des Krieges, den ihr und Eulenfels führt. Ihr habt uns unsere Väter und Mütter genommen und weil sich jetzt keiner mehr um uns kümmert, sorgen wir für uns selbst.«
    »Doch das kostet Geld«, zischte der andere Zwerg. »Und deshalb schickt ihr jetzt euren treuesten Diener zu euren Truppen vor die Tore der Stadt und lasst euren Generälen ausrichten, dass die Hochzeitsfeier mit dieser Honky Tonk Hannah erst stattfinden kann, wenn ihr die Zeche bezahlt.«
    Er ging in die Hocke und beugte sich über Will. Er musterte ihn aus dem Schatten der braunen Kapuze und obwohl seine Stimme wie die eines Kindes klang, zweifelte Will keine Sekunde an dem, was er sagte.
    »Wenn das Gold allerdings nicht in zwei Tagen da ist, heiratet keiner mehr und keiner von euch ist dann noch Marquis oder König.«
    Will nickte und schluckte und schielte auf das aus einer Sense gebastelte Schwert, das ihm der Zwerg an die Kehle hielt.
    »Da geb ich dir recht. Doch du machst einen einzigen Fehler. Ja-mahn, ihr habt die Falschen erwischt. Wir sind nämlich jetzt schon weder Marquis noch König.«
    »Ja-mahn?« Der Zwerg horchte auf und verstärkte den Druck der sichelförmigen Klinge.
    »Ja«, erschrak Will. »Wir sind in Wirklichkeit Räuber und das Gold in den Truhen haben wir erst vorgestern Nacht aus Eulenfels’ Keller geraubt. Und wir haben es denen gegeben, die es am dringendsten brauchen.«
    Er versuchte zu lächeln.
    »Wir gaben es euch. Ja, und ihr könnt es behalten.«
    Er atmete auf. Der Druck der Klinge an seinem Hals ließ nach und er schöpfte kurz Hoffnung.
    »Ihr könnt es behalten und bekommt auch noch mehr. Aber nur, wenn ihr uns auf der Stelle freilasst. Wir haben es eilig. Wir müssen zu Eulenfels und Honky Tonk Hannah, bevor der echte König von Frankreich zu ihnen kommt.«
    »Der Echte?«, fragte der Zwerg überrascht.
    »Ja-mahn, der Echte! Der echte Franzose. Ich meine, der echte Ludwig der …«
    »Der, der so aussieht wie auf diesem Bild?«, fragte der zweite Zwerg, hockte sich zu ihm und klappte das Medaillon auf, das vor zwei Tagen noch dem Hauptmann der Wache gehört hatte.
    Will starrte verdattert auf Moses’ Porträt. »Ähm, das ist eine Fälschung.«
    »Ach so, eine Fälschung«, nickte der Zwerg und Will hörte das Kichern einiger Kinder. »Das ist eine Fälschung und ihr seid die Falschen.«
    »Ja-mahn! Verfuchst und heiliger Flitzfliegenschiss! Ich bin Höllenhund Will und der, den ihr für den König haltet, das ist Moses Kahiki, der Chevalier du Soleil. Hinter ihm liegen die Triple Twins. Das sind Tanja, Theres, Tabea, Tujana, Tule und Teh. Sie haben sich nur als Lakaien verkleidet und der da, den keiner von euch beachtet, ist niemand anderer als mein Freund Jo. Regentropfen-Jo, der geniale Erfinder und Maler dieses Porträts.«
    Er lachte unsicher und dann war es still.
    Zu still, dachte Will. Sie glauben mir nicht.
    Die Zwerge wirkten verstört. Oder waren sie wütend? Hatte er etwas Falsches gesagt? Da raunten die Kinder. Sie begannen zu flüstern. Sie regten sich auf. Es klang wie ein Trommelwirbel, der eine Hinrichtung einleitet. Dann hob der Zwerg sein gebasteltes Schwert.
    »Ja-mahn? Verfuchst und heiliger Flitzfliegenschiss? Woher kennst du diese Worte?«
    »Ich?«, fragte Will. Er hatte die Drohung in der Frage nicht überhört. »Ich weiß nicht. Ich … Mist! … Ich hab sie schon immer benutzt. Hannah und ich haben noch ganz anders geflucht …«
    »Halt deinen Mund!«, fuhr ihm der Zwerg über den Mund. »Sonst schneide ich dir die Zunge ab.

Weitere Kostenlose Bücher