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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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ich
denn? Und vor allem von ihm? „Keine Ahnung“, entgegnete ich ungeduldig. „Und
ich hab auch keine Lust auf diese Spielchen, okay? Schließlich bist du es doch,
der mich verfolgt hat. Da wirst du doch wohl irgendeine Absicht gehabt haben.
Also kannst du sie mir auch genau so gut sagen!“
    Aber er ging
nicht darauf ein. „Hast du denn keinen Wunsch? Nichts, was dir fehlt?“ Seine
Stimme nahm einen fast beschwörenden Klang an, und auf einmal brachen
schlagartig all meine seit Wochen mühsam im Zaum gehaltenen Gefühle durch. Und
mir wurde klar, was ich wollte. Und das war nichtdieser rätselhafte
Junge neben mir.
    „Zumindest
nichts, was du mir geben kannst“, flüsterte ich heiser, während ich gegen die
plötzlich aufsteigenden Tränen ankämpfte.
    Jay sah mich
weiterhin an. „Wer weiß. Versuch’s doch einfach!“
    Und dann brach es
zu meinem Entsetzen aus mir heraus: „Ich will meinen Freund zurück! Und den
kannst du mir ja wohl nicht wieder herbeizaubern, oder?“
    Wenn ich
erwartet hatte, dass er nach diesem Geständnis meine Hand loslassen und
vielleicht eifersüchtig würde, so hatte ich mich getäuscht. Er zuckte nicht mit
der Wimper, sondern sah mich nur mitleidig an. „Was macht dich da so sicher?“
    „Du bist nun mal
nicht er!“, fuhr ich ihn an, riss meine Hand aus seiner und sprang auf. Ich
brauchte dringend etwas Abstand zwischen uns, selbst auf die Gefahr hin, dass
er dann wieder verschwand. „Und du kannst ihn nicht ersetzen, tut mir leid!“
    Er erhob sich
ganz ruhig. „Das habe ich auch nicht gemeint. Aber wenn du mir etwas mehr über
ihn erzählen würdest, könnte ich dir vielleicht helfen, ihn wiederzufinden. Wie
du gemerkt hast, bin ich ganz gut darin, Menschen aufzustöbern.“
    Das nahm mir den
Wind aus den Segeln. Und gab mir zum ersten Mal seit langer Zeit plötzlich
etwas Hoffnung. Vielleicht konnte er mir tatsächlich helfen? Zögernd streckte
ich ihm wieder meine Hand entgegen. Jetzt war es mir doch nicht mehr egal, ob
er verschwand.
    Er griff zu.
„Also abgemacht? Ich helfe dir, ihn zu finden?“ Fragend sah er mich an.
    Ich nickte
zweifelnd. „Wenn du willst... Ich erzähle dir, was ich weiß, und du zeigst mir
dann, was du kannst. Und wenn es klappt…“ – ich atmete einmal tief durch –
„…wenn es klappt, dann bin ich auf ewig in deiner Schuld! Dann sind wir Freunde
fürs Leben, das verspreche ich!“

Bündnis
    Clarissa
     
    „Dann leg mal
los.“
    Ich fand es
ziemlich bizarr, an einem lauen Sommertag mit einem mir fast fremden Jungen
händchenhaltend auf einem romantischen Hügel zu sitzen und ihm von meinem
Freund – beziehungsweise Ex – zu erzählen. Aber Jay war so verständnisvoll,
dass ich das Ungewöhnliche der Situation schnell vergaß und nur noch an Arik
dachte und daran, ob es vielleicht doch möglich war, ihn wiederzufinden.
    „Er heißt Arik,
ist etwa so alt wie ich und kommt aus Schottland. Inverness. Er ist ein Stück
größer als du, hat schwarze Haare und Augen. Er fährt ein schwarzes Motorrad. Ach
nein, fuhr. Das Motorrad ist noch da.“ Ich seufzte. Wenn ich so von ihm
erzählte, wurde er wieder total lebendig vor meinem inneren Auge, und das tat
ziemlich weh. „Und er ist eines Nachts einfach verschwunden.“
    Jay sah mich an.
„Allzu viel ist das ja noch nicht. Ich bin zwar gut, aber ein paar zusätzliche
Infos könnten nichts schaden. Gibt es denn nichts Besonderes, das uns helfen
könnte?“
    Ich zögerte.
Jetzt kamen wir zum schwierigen Teil. Denn natürlich gab es etwas Besonderes an
Arik. Aber wie sollte ich das Jay beibringen, ohne dass er mich für total
verrückt hielt?
    „Doch, also… es
gäbe da schon was.“ Ich stockte.
    Er sah mich
erwartungsvoll an. „Dann mal raus damit!“
    „Ist nur… Du
wirst mir wahrscheinlich nicht glauben.“
    Er zog die
Augenbrauen hoch. „Jetzt wird’s interessant. Versuch’s doch einfach. Ich glaube
alles Mögliche!“
    Ich war zwar
immer noch skeptisch, aber hatte ich eine Wahl? Wenn ich ernsthaft seine Hilfe
in Betracht zog, musste ich es ihm früher oder später ja sowieso sagen. „Ja,
weißt du – er ist… nicht ganz normal.“
    „Wer ist das
schon?“
    „Nein, ich meine
– er ist wirklich anders. Nicht normal in… menschlicher Hinsicht.“ Ich
atmete tief durch.
    Jay sah mich nur
an. Ich konnte den Ausdruck seiner Augen nicht deuten.
    Also fuhr ich zögernd
fort: „Er kann Dinge, die andere Menschen nicht können.“
    „Aha.“
    Da er immer noch
nicht die Augen

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