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Zurueck in die Nacht

Zurueck in die Nacht

Titel: Zurueck in die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Walter
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lesen. Und auch die anderer Wächter,
wenn sie es wollen. Wir können nicht nur unsere Gedanken teilen, sondern auch
unsere Kräfte. Unsere Energie. Das ist die Elektrizität, die ich immer zwischen
uns spüre. Wir können sie bündeln und aussenden. Je mehr Wächter wir sind,
desto stärker werden wir. Und unsere Aufgabe ist es, die Welt zu beschützen.
Die Menschen. Vor solchen wie Arik.
    Arik. Noch immer
verstehe ich nicht ganz, worin der Unterschied zwischen ihm und uns besteht.
Jay hat mir nur erklärt, dass es ihn gar nicht geben dürfte. Weil er dadurch,
dass er durch die Zeit gehen und sie beliebig verändern kann, eine unglaublich
große Gefahr für uns alle ist.
    „Wir können das
doch auch!“, habe ich eingewendet.
    „Aber wir tun es
nicht!“, war seine Entgegnung. „Wir nutzen unsere Kräfte nur zum Schutz. Wir
vernichten nur das, was es nicht geben darf. Wir handeln nur gemeinsam. Und wir
halten uns an die Gebote. Wir sind die Guten, Clarissa! Er ist der Böse.“
    „Und ich?“ Er
weiß Bescheid, er kennt meine Erinnerungen. Alle. Und trotzdem hat er sich
nicht von mir abgewendet, was ich nicht verstehe.
    „Du bist – warst
– ein Mensch. Du wusstest nicht, was du tust. Er hat dich geblendet. Deswegen
wäre es nicht gerecht, dich zu bestrafen. Auch wenn es schrecklich war, was du
getan hast. Du weißt, gar nicht, wie schrecklich.“ Seine Stimme klang so
traurig, dass ich die Hände vors Gesicht schlug. Sanft nahm er sie wieder weg
und sah mich ernst an. Ich war nicht in der Lage, meinen Blick abzuwenden. „In den
Augen vieler hast du hast etwas Unverzeihliches getan. Sie wollen dich dafür
bestrafen. Auch deswegen habe ich dich ausgesucht. Nicht nur, weil du Arik
kennst und uns zu ihm führen kannst, sondern auch, weil du nur so gerettet
werden kannst. Ich habe dich gesehen. Ich kenne dich. Und ich weiß, dass du nie
böse Absichten hattest. Du hast einen schlimmen Fehler begangen, ja. Aber du
konntest nichts dafür. Du warst nur ein Mensch. Und ich kann nicht einfach
stillschweigend zusehen, wie sie dich töten. Das kann ich einfach nicht.“
    Ich war wie
erstarrt. „Warum nicht? Ich hätte es verdient!“, flüsterte ich.
    Er widersprach:
„Niemand hat das verdient, der nicht in böser Absicht handelt. Der nicht weiß,
was er tut. Und ich hatte Recht. Denn jetzt gehörst du zu uns. Du wirst uns
helfen, ihn zu finden. Damit er nie wieder irgendjemandem etwas tun kann.“
    „Ja“, flüsterte
ich mit tränenerstickter Stimme. „Ja, das werde ich. Wir werden ihn finden. Das
verspreche ich.“
    Es war nicht
schwierig, einen Plan zu machen. Ich weiß ja, wann Arik verschwunden ist. Wir
werden auf ihn warten, wenn er mich verlässt. Wir werden ihn beobachten. Wir
werden ihm folgen. Und wir werden erst zuschlagen, wenn der geeignete Moment
gekommen ist. Denn ich habe Jay überzeugt, dass es nicht ausreicht, nur Arik zu
fangen. Dass er nicht der einzige seiner Art ist. Und dass es am besten ist,
wenn wir sie alle erwischen. Arik und Mike. Und Raphael und Claire. Erst wenn
sie alle tot sind, wird die Welt wieder sicher sein. Erst dann habe ich für
mein Verbrechen gebüßt.

3. Teil:
    Erlöst

Wiedersehen
    Arik
     
    Um mich herum
ist es eiskalt und finster. Das einzige Geräusch, das ich höre, sind die
aufsteigenden Luftblasen meines eigenen Atems. Sehen kann ich nichts. Es lohnt
sich nicht, meine Taschenlampe anzuknipsen, denn wenn sie nicht gesehen werden will ,
werde ich sie auch nicht sehen. Und wenn sie nicht gefunden werden will…
    Mittlerweile
frage ich mich ziemlich ernsthaft, was ich hier eigentlich tue. Die einzige
Chance, sie zu finden, ist die, es ihr mitzuteilen. Und falls das überhaupt
möglich ist – falls sie spürt, dass ich sie suche – so ist ihre
wahrscheinlichste Reaktion, dann erst recht wegzuschwimmen. Denn immerhin war
es ihr freier Wille, mich allein zu lassen. Ins Wasser zu gehen, den einzigen
Ort, von dem sie wusste, dass ich ihr dahin nicht folgen konnte.
     
    Es war mein
fünfzehnter Geburtstag.
    Sie weinte, als
die ersten Wellen ihre Füße berührten. Aber trotzdem ging sie weiter. Mir war
kalt. Das Wasser war eisig und der Wind schneidend, doch trotzdem war ich
bereit, mit ihr zu gehen. Verzweifelt klammerte ich mich an ihr fest. Sie
versuchte, meine Hand abzuschütteln, doch ich griff nur umso fester zu.
    „Du musst mich
loslassen!“, forderte sie mich auf. „Du kannst mir nicht folgen!“
    Störrisch
schüttelte ich den Kopf. „Ich bleibe bei dir! Wo du

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