Zurück in Virgin River (German Edition)
sind, was Sie allerdings aufgrund Ihres Traumas momentan nicht erkennen.“
„Sie kapieren es nicht“, beklagte sich Rick mit schwacher Stimme. „So etwas kann eben nicht einfach passieren. Wir sind trainiert. Nicht nur ein Augenpaar, sondern viele. Wir sind eine Einheit. So sind wir auch zur stärksten Streitkraft der freien Welt geworden.“
„Unerwartetes passiert nun einmal trotzdem.“
„Das war kein Unfall“, sagte Rick. „Es war ein feindlicher Anschlag, und unsere Aufgabe ist es, so etwas zu vermeiden. Ich habe jede Übung als Bester absolviert. Bester …“
Jerry schwieg einen Augenblick lang. „Das, was da passiert ist, war nicht Ihre Schuld. Manchmal passieren schlimme und unerfreuliche Dinge, ohne dass man etwas dafür kann. So wie ein Autoreifen einfach platzen kann, obwohl vorher alles in Ordnung war. So wie …“
„Jerry“, unterbrach Rick ihn mit glasigen Augen. „An diesem Wagen sind alle Reifen auf einmal geplatzt.“
Jerry beugte sich nach vorne. „Rick, überlegen Sie bitte nur mal eine Sekunde und hören Sie mir zu. Ich arbeite in der Krisenintervention … Wissen Sie, was das heißt?“ Rick starrte ihn mit leerem Blick an, aber Jerry wiederholte es noch einmal. „Es bedeutet, dass ich dafür ausgebildet wurde, einen normalen Menschen im Krisenfall durchs Feuer auf die sichere Seite zu führen, wo der Mensch, der etwas Traumatisches erlebt hat, sich schließlich wieder normal fühlen kann. Das gehört zu meinen Aufgaben, Rick. Das ist mein Job. Sie und ich. Wir werden es gemeinsam durchstehen.“
Erst nach einer ganzen Weile sagte Rick wieder etwas. „Das kaufe ich Ihnen nicht ab.“
Jerry lehnte sich entspannt zurück. „Das kommt noch.“
14. KAPITEL
B rie Valenzuela erwartete an jenem Tag weder Klienten noch plante sie ins Büro des Staatsanwaltes zu gehen, wo sie beratend tätig war. Heute gab es keine Gerichtsverhandlung, deshalb war sie in Jeans und Sweatshirt zur Arbeit erschienen. Ein guter Tag, um Papierkram zu erledigen. Sie saß am Schreibtisch in der kleinen Kanzlei, die direkt neben ihrer Wohnung lag, während die kleine Ness nebenan in der Wiege schlief. Plötzlich klopfte es an der Tür.
Brie vermutete gleich, dass es sich eher um eine geschäftliche Angelegenheit als um den Besuch eines Freundes, der zufällig in der Nähe war, handeln musste. Es gab zwei Eingänge zu ihrem Haus. Einer führte in die Privaträume und ein anderer in ihr Büro. Am Büroeingang hing ein Schild. Brie Valenzuela, Rechtsanwältin . Jedoch war dieser Eingang, wenn sie niemanden erwartete und allein in der Kanzlei saß, abgeschlossen. Brie ging zur Tür und schaute durch den Spion. Da stand ein Mann, sie schätzte ihn auf Mitte dreißig. Dass er nicht besonders Angst einflößend aussah, änderte nichts an Bries Vorsichtsmaßnahmen. „Einen Augenblick bitte“, sagte sie.
Sie brachte die schlafende Ness in die neben dem Büro gelegene Küche und schloss die Tür, die in ihre Privaträume führte. Da Brie bereits einmal Opfer eines Überfalls geworden war und auch schon oft genug als Strafverteidigerin gearbeitet hatte, behielt sie ihre Vorsichtsmaßnahmen selbst in Virgin River bei. Sie öffnete die Tür erst, nachdem sie ihre Glock im Hosenbund der Jeans verstaut hatte. „Ja?“
„Sind Sie Brie Valenzuela?“
„Das bin ich“, antwortete sie.
Der Mann reichte ihr die Hand. „Ross Crawford, wie geht es Ihnen?“
„Nun, das kommt jetzt ein bisschen überraschend“, entgegnete sie und gab ihm die Hand. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte sie ihn, ohne ihn hineinzubitten.
„Ich versuche Abby zu finden“, erklärte er. „Sie hat ihr Stadthaus verkauft, und ihre Eltern weigern sich, mir zu verraten, wo sie sich aufhält, und sie wollen ihr auch nichts von mir ausrichten. Ihre Fluggesellschaft hat mir nur gesagt, dass sie sich eine verlängerte Auszeit genommen hat.“
„Ich überbringe ihr gerne eine Nachricht“, bot Brie an. „Genügt das?“
„Ja, unbedingt“, erwiderte er. „Ich muss wirklich dringend mit ihr sprechen.“
Brie holte tief Luft. „Mr Crawford“, sagte sie geduldig, nicht ohne zu bemerken, dass er überhaupt nicht wie ein Rockstar aussah. „Ich bin mir sicher, dass auch Sie mitbekommen haben, dass Sie das von nun an lieber Ihren Anwälten überlassen sollten. Ihre Scheidung ist schon länger durch und alles Nötige bereits vereinbart.“
„Oh, darum geht es eigentlich gar nicht“, erklärte er. Er trug teure Jeans, keinen
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