Zurück in Virgin River (German Edition)
Trotzdem hat Preacher ihn k. o. geschlagen. Ich habe Jacks Veilchen gesehen; es war ziemlich beeindruckend. Und Preacher hat die Frau geheiratet … Paige.“
Danach herrschte einige Minuten Stille im Sprechzimmer. „Ich gehörte immer dazu. Egal, um was es ging. Aber jetzt nicht mehr.“
„Fühlen Sie sich von Ihren Freunden im Stich gelassen?“ Rick schüttelte den Kopf. „Ich habe sie abgewiesen. Ich bringe ihnen kein Glück.“
„Hat das jemand gesagt?“, fragte Jerry nun.
Rick verneinte. „Sie sagen, dass das nicht stimmt, aber wonach sieht es denn sonst aus? Was meinen Sie?“
„Wieso?“
Rick seufzte. „Das hatten wir doch schon“, erwiderte er ungeduldig. „Ungefähr hundertmal. Den Menschen, die mir nahestehen, passieren immer schlimme Sachen. Ich habe es Ihnen doch schon erklärt.“
„Ich erinnere mich“, sagte Jerry. „Warum erzählen Sie mir stattdessen nicht etwas über Ihre Wut?“
Rick lehnte sich zurück und schnaubte verächtlich, als ob er Jerrys Frage für völlig lächerlich hielt. „Lassen Sie mich bitte mal kurz verschnaufen, Powell.“
„Ach, Sie wollen lieber nicht darüber sprechen?“
„Ich bin total angenervt. Das ist doch nichts Neues.“
„Das ist mir vollkommen klar, das können Sie mir glauben. Ich frage mich nur, ob Ihnen, falls Sie darüber sprechen würden, vielleicht etwas klarer würde, weshalb Sie sich entschieden haben, die Menschen, die Ihnen etwas bedeuten, aus Ihrem Leben auszuschließen. Vielleicht hat das etwas mit Ihrer Wut zu tun? Ich frage mich, ob dieser Zorn auf Ihre Kriegserlebnisse und Ihre Verletzung Ihre Sicht auf die Dinge vielleicht ein wenig trübt. Vielleichtsind Sie einfach noch so wahnsinnig wütend, dass Sie sich einfach noch ein bisschen mehr bestrafen wollen.“
„Sie meinen also, ich hätte keinen Grund, wütend zu sein?“ In Ricks Augen schimmerten Tränen. Tränen, die, das wusste Jerry, nicht fallen würden.
„Lieber Himmel, Rick. An Ihrer Stelle wäre jeder wütend. Aber es liegt an Ihnen, ob Sie sich von Ihrer Wut beherrschen lassen oder ob Sie die Wut beherrschen.“
„Was zum Teufel soll das nun wieder bedeuten?“
„Es bedeutet, dass Sie ein Recht darauf haben, wütend zu sein. Und zwar jedes Recht der Welt. Deshalb sollten wir mal genauer betrachten, auf was genau sich Ihre Wut richtet. Auf Jack? Auf Ihre Freundin?“
Rick schüttelte den Kopf. „Mann, ich bin nicht sauer auf sie. Na ja, oder falls ich wütend bin, dann nur, weil sie immer wollen, dass alles gut ist, obwohl nichts gut ist.“
„Verstehe. Wie viel Ihrer Wut richten Sie dabei gegen sich selbst?“
„Warum sollte ich das tun?“
Jerry zuckte die Achseln. „Gute Frage.“
„Also, ich bin nicht wütend auf mich. Ich tue nur, was getan werden muss. Das ist alles.“
„Ach. Und was ist das?“
„Hören Sie, Sie Mistkerl, ich musste Liz freigeben, bevor sie ihr Leben mit mir vergeudet. Und genau das würde sie tun. Sie ist so ein Typ Mädchen. Sie hatte nicht gerade eine gute Zeit mit mir.“
„Rick, haben Sie eigentlich vor niemandem Respekt?“
Rick erstarrte. „Wie meinen Sie das?“
„Respektieren Sie Liz, zum Beispiel?“
„Natürlich. Wenn ich sie nicht respektieren würde, dann würde ich …“
„Wenn Sie sie respektieren würden, würden Sie möglicherweise davon ausgehen, dass Liz ihre eigenen Entscheidungen treffen kann. Das hatte ich schon einmal vorgeschlagen, glaube ich.“
„Hören Sie mir eigentlich nie zu?“, stieß Rick erbost aus.
„Mit Begeisterung“, antwortete Jerry. „Sie tun, was Sie für richtig halten.“
„Genau!“
„Außer, wenn Sie stinksauer wegen der Sache im Irak sind.
Was, wenn Sie sich selbst noch mehr bestrafen als alle anderen?“
„So ein Scheiß“, sagte Rick und wischte sich ungeduldig über die Augen.
„Dieses Leben, das Sie vermissen, Rick, gibt es immer noch. Aber Sie sind zu wütend und haben zu viel Angst davor, enttäuscht zu werden, dass Sie sich lieber nicht mehr darauf einlassen wollen.“
„Das wäre doch völlig bescheuert“, entgegnete Rick. „Ich bin nicht bescheuert, und ich habe auch keine Angst vor kleinen Enttäuschungen.“
„Von klein war nicht die Rede“, korrigierte Jerry. „In Ihrem Fall, Krieg, Behinderung und Tod, würde ich sagen, ist die Enttäuschung erheblich. Lebensverändernd.“
Rick biss die Zähne zusammen. Und wenn schon? Selbst wenn es wahr wäre, dass er Angst hatte, sein altes Leben wieder aufzunehmen, weil es ihn umbringen
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