Zurück in Virgin River (German Edition)

sich die Jeans wieder hoch und machte den Gürtel zu. Dann krempelte er das leere Hosenbein auf und steckte es sich in den Hosenbund. Anmutig wie ein Balletttänzer balancierte er auf einem Bein. Total aufrecht.
    Oben auf der Veranda blieb Jack der Mund offen stehen. „Heiliger Bimbam!“
    „Ich hatte mich schon gewundert“, sagte Paul. „Dieses nicht belastbare Knie ist gar nicht seins. Das heißt, na ja, ich nehme an, die Prothese gehört ihm schon …“
    Dan tänzelte auf einem Bein. Die jahrelange Praxis zahlte sich aus. „Genügt dir das?“, fragte Dan Rick. „Denn das andere Bein ist nicht abnehmbar.“
    „Ach du Scheiße“, stieß Rick aus und stützte sich auf dem Ellbogen ab.
    „Pass auf, du behältst deine Prothese an, und wir boxen ein paar Runden. Ich bin kein kleines Mädchen, sondern genauso verkrüppelt wie du. Wie findest du das?“
    „Ich kämpfe nicht mit dir, Mann“, sagte Rick.
    „Du solltest dich schämen, das Mädchen so schlecht zu behandeln“, erklärte Dan mit ruhiger Stimme. „Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Warum reicht es dir nicht, sie dermaßen anzubrüllen? Wieso musstest du auch noch Hand anlegen? Und dann gleich so unfreundlich.“
    „Das geht dich nichts an“, erwiderte Rick, aber seine Feindseligkeit war verschwunden.
    „Ich dachte, das hätte ich dir gerade ausführlich dargelegt“, entgegnete Dan. „Ich gucke nicht einfach tatenlos zu, wenn sich ein Mann einer Frau gegenüber so rüde verhält. Würdest du mir erklären, welchen Grund du hast, dich wie ein fieses, schwaches Arschloch zu verhalten? Oder am besten erklärst du es Liz.“
    Fassungslos starrte Rick Dan einfach nur an. „Mann, wie schaffst du es eigentlich, so lange so aufrecht zu stehen?“
    „Übung.“
    „Wie lange hast du geübt?“, wollte Rick wissen. „Wie lange hast du das schon?“
    „Seit ein paar Jahren. Mich hat auch eine Mine im Irak erwischt. Und mir ging es genauso dreckig wie dir. Höchste Zeit, dass wir das mal geklärt haben, mein Lieber. Du hast jetzt nämlich genug herumgejammert und geheult.“
    Rick schüttelte den Kopf. „Du schwankst nicht mal.“
    „Das ist einer dieser netten kleinen Tricks, die ich hoffte, niemalslernen zu müssen.“ Dan griff in die Hosentasche. „Weißt du, wo Liz hin ist?“
    Rick nickte.
    Dan warf ihm die Autoschlüssel zu und traf Ricks Brust.
    „Los, fahr ihr hinterher. Und bettele um Vergebung! Entweder du machst das oder wir müssen wirklich in den Ring.“
    „Hey! Ich kann doch gar nicht mehr fahren!“
    „Warum nicht? Willst du dich den Rest deines Lebens immer nur herumkutschieren lassen? Es ist der Ford Campingwagen.“
    „Aber mir fehlt das rechte Bein!“
    „Dann trittst du Kupplung und Bremse eben mit dem linken ! Lieber Himmel, hast du die ganze Zeit im Koma gelegen? Denkst du nicht wenigstens ab und zu mal darüber nach, wie dein Leben weitergehen soll?“ Dan streckte die Hand aus, um Rick beim Aufstehen zu helfen. „Und fahr vorsichtig. Es ist mein einziges Auto. Wenn du Liz findest, wundere dich nicht, wenn sie dir das andere Bein bricht. Das würde ich an ihrer Stelle nämlich tun.“
    Als Rick sich so weit aufgerappelt hatte, dass er dem einbeinigen Dan schließlich ehrfürchtig gegenüberstehen konnte, sagte er: „Hör zu, ich weiß, dass du glaubst, mir helfen zu können, wenn du mir eine Lektion erteilst, aber ich bin nicht absichtlich so am Ende …“
    „Das weiß ich, mein Lieber. Doch du kannst absichtlich an deiner Besserung arbeiten. Wenn du jemals mit jemandem reden willst, der auch im Irak war, dann bin ich für dich da. Aber nicht jetzt. Jetzt musst du dich um das Mädchen kümmern.“
    „Was soll ich ihr sagen? Wir wissen doch beide, dass ich nicht gut genug für sie bin.“
    „Dann schlage ich vor, dass du dich bei ihr, gleich nachdem du sie um Vergebung angefleht hast, bedankst, weil sie verrückt genug ist, in diesem Punkt anderer Meinung zu sein als du. Und jetzt wird mein Bier warm. Sind wir nun mit diesem Zirkus fertig?“
    Rick nahm die Schlüssel in die Hand. Er wandte sich ab undbeugte sich vorsichtig nach vorne, um seinen Stock vom Boden aufzuheben.
    Dan blieb auf der Straße stehen, bis Rick den Wagen aus der Parklücke herausmanövriert hatte. Rick schaltete viel zu abrupt. Außerdem trat er zu stark auf die Bremse und hätte beim Ausparken beinahe den nebenstehenden Wagen erwischt. Dan zuckte zusammen. Es war zwar nicht so, dass der alte Wagen nicht schon genügend Schrammen