Zurück in Virgin River (German Edition)
merkwürdig an ihm?“, fragte Rick und dachte dabei an einen ganz bestimmten anderen kauzigen Therapeuten. Aber wie dem auch sei, sein Kauz hatte sich ebenfalls ausgezahlt.
„Na ja, er sieht ziemlich seltsam aus. Groß, dünn, und er hat riesige Ohren und eine lange gebogene Nase. Außerdem behauptet er, dass er von Außerirdischen entführt wurde.“
Rick machte sich abrupt von Liz los und griff nach ihren Händen. Sein Gesichtsausdruck schien starr vor Schreck, bevor er in lautes Lachen ausbrach. „Verfluchte Scheiße, du willst mich wohl verarschen?“
„Ach, du darfst also fluchen und solche Worte benutzen, wenn es dir in den Kram passt …“
„Jerry Powell? Liz, zu dem gehe ich auch!“
„Ach komm“, stieß sie aus.
„Ja“, bestätigte er grinsend. „Das ist dieser Bekloppte, der mich so weit gebracht hat. Ich schwöre bei Gott, dass ich diesen Psychoheini manchmal hasse bis aufs Blut. Dennoch muss ich zugeben, dass er mir wirklich hilft. Obwohl ich dir nicht sagen kann, weshalb das so ist.“ Rick lachte erneut. „Klar gehe ich mit dir zu Mr Außerirdisch. Können wir unsere Termine vorher so abstimmen, damit ich ihn nicht häufiger als drei- oder viermal pro Woche sehen muss?“
„Ich fasse es nicht, dass er mir nichts davon gesagt hat“, sagte sie und schaute ihn ungläubig an.
„Liz, so sind die Regeln. Er spricht nicht über seine Patienten.“ Er konnte gar nicht mehr aufhören zu lachen und fühlte sich gleichzeitig merkwürdig wohl in seiner Haut. Früher hatte Rick andauernd über alles Mögliche gelacht. Doch in der letzten Zeit hatte es kaum etwas zu lachen in seinem Leben gegeben. „Was für ein Witz. Komm, Liz, ich muss den Campingwagen zurückbringen.“
„Den Campingwagen?“, fragte sie.
„Ja. Dieser Typ aus der Bar … Dan hat mir sein Auto geliehen.“
„Du bist gefahren ?“
„Was dachtest du denn, wie ich hierhergekommen bin?“
„Ich dachte, Jack wartet irgendwo an der Straße.“
„Nö, der alte Dan hat Streit mit mir angefangen. Es gefiel ihm nicht, wie ich dich behandelt habe, und er hatte recht. Außerdem hat er seine Beinprothese abgelegt. Ich hatte keine Ahnung, dass er auch amputiert ist. Das hat mir die Augen geöffnet.“ Rick schüttelte den Kopf. „Die Leute haben monatelang auf mich eingeredet, aber es waren alles Nichtbehinderte so wie unser Exzentriker Powell oder Jack. Zwar waren auch andere Amputierte in der Gruppentherapie, doch die haben so getan, als sei das alles ganz einfach. Die Begegnung mit Dan heute hat jedoch alles verändert. Sobald ich mich bei Jack entschuldigt und Dan den Wagen zurückgebracht habe, versuche ich mal herauszufinden, was genau diese Veränderung ausgelöst hat.“
Eigentlich wusste Rick schon genau, woran es lag, dass auf einmal alles anders war. Es waren mehrere Faktoren zusammengekommen. Jerry war zu ihm durchgedrungen und hatte ihm klargemacht, wie wenig Erfolg Rick bei dem Versuch, seinem alten Leben zu entkommen, gehabt hatte. Dann hatte Liz sich gegen ihn gewehrt und ihm zurückgegeben, was er verdient hatte. Außerdem hatte Dan seine Prothese abgelegt und perfekt auf einem Bein gestanden. So perfekt , als hätte er die Prothese gar nicht nötig. Und nun hielt Rick Liz in den Armen, wie er sie schon die ganze Zeit hätte halten sollen – zärtlich und liebevoll. Alles passte zusammen. Es hatte zwar verdammt lange gedauert, aber nun passte wieder alles zusammen.
Rick fuhr auf dem Rückweg hinter Liz her. Wenig später gab er ihr noch einen Kuss und verabredete sich mit ihr auf der Veranda seiner Großmutter. Dann atmete er tief durch und kehrte in die Bar zurück, wo er Dan auf zwei Beinen an der Theke stehen sah. Es war Freitagabend, die Bar brechend voll, aber neben Dan war noch ein Barhocker frei.
Rick hievte sich auf den Hocker und legte die Autoschlüsselneben Dans Kaffeetasse ab. „Tut mir leid. Hat ein bisschen länger gedauert.“
Neugierig musterte Dan ihn.
„Du hättest nicht auf mich warten müssen. Ich hätte dir den Campingwagen schon irgendwie zurückgebracht.“
„Ich habe nicht gewartet“, sagte Dan. „Ich habe zu Abend gegessen und kann von hier aus auch leicht nach Hause laufen.“
„Du hast die ganze Sache gut verarbeitet, stimmt’s?“, spielte Rick noch einmal auf Dans Amputation an.
„Es ist so, als ob dir ein paar Zähne fehlen. Dann kaust du eben auf der anderen Seite.“
Rick lachte. „Zähne?“
„Es war nicht leicht“, erklärte Dan. „Ich habe es auf die
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