Zurück in Virgin River (German Edition)
hierherzukommen wie …“
Als Jack sich neben Rick auf der Matratze abstützte, stieß Rick auf einmal einen markerschütternden Schmerzensschrei aus. Geschockt fuhr Jack zusammen und richtete sich auf. Doch Rick hörte nicht auf zu schreien und um sich zu schlagen. Die Krankenschwester eilte sofort herbei.
„Ich habe nichts angerührt“, entschuldigte sich Jack.
Die Schwester ignorierte ihn und sprach stattdessen mit Rick. „Tief atmen. Ich öffne den Infusionsschlauch noch ein bisschen weiter. Tief einatmen. Gleich geht es besser. Komm! Einfach weiter atmen.“ Es dauerte dennoch eine Zeit lang bis Rick sich wieder beruhigt hatte und sein Brüllen in leises Wimmern überging, das von einer Reihe tiefer Seufzer begleitet wurde.
Die Krankenschwester wandte sich nun an Jack. „Haben Sie sich aufs Bett gesetzt?“
„Nein“, antwortete er. „Ich hab mich nur kurz darauf abgestützt,aber ich habe ihn nicht berührt.“
„Phantomschmerzen“, sagte sie. „Sie haben sich vielleicht da abgestützt, wo früher mal sein rechtes Bein gewesen war. Es klingt vermutlich unheimlich, doch für ihn fühlt es sich an, als wäre das Bein noch da. Deshalb auch die Schmerzen.“
„Lieber Gott.“
„Sie fassen am besten nichts mehr an. Die ersten achtundvierzig Stunden sind echt hart, danach wird es besser. Ist das Ihre erste Begegnung mit einem Amputierten?“
„Ja“, erwiderte Jack schwach.
„Ich gebe Ihnen ein paar Infoblätter mit. Warum nehmen Sie sich nicht einfach ein paar Stunden Zeit zum Lesen? Ich glaube, er wird jetzt eine Weile schlafen. Ich habe ihm eine nette Dröhnung verpasst.“
Froh, dass jemand ihm behilflich sein wollte, folgte Jack der Krankenschwester nach draußen. Als Liz sie aus dem Zimmer kommen sah, setzte sie sich sofort in Bewegung, um ihnen zu folgen. Jack bat sie, ihn kurz mit der Schwester unter vier Augen sprechen zu lassen, und ließ Liz schon wieder alleine zurück. Während die Krankenschwester ihm ein paar Broschüren gab, fragte er: „Müssen Sie sich um viele solcher Fälle kümmern?“
„Rund um die Uhr“, sagte sie kopfnickend.
„Darf ich Sie noch mal bei einer Sache um Hilfe bitten? Ich habe Rick gerade erzählt, dass ich seine Freundin mitgebracht habe, und da ist er völlig ausgeflippt. Er wollte, dass ich gehe. Bis zu seiner Verletzung gab es nie ein Problem zwischen ihm und seiner Freundin.“
Die Schwester runzelte die Stirn. „Solche Reaktionen kommen normalerweise erst später, nachdem die Realität sie wieder eingeholt hat. So kurz nach der Amputation, wenn sie gerade erst wieder einigermaßen stabil sind, kämpfen sie eigentlich eher mit Schmerzen und versuchen herauszubekommen, wie es um sie steht. Sein Verhalten könnte mit seinen Schmerzen und den vielen Schmerzmitteln zu tun haben. Aber später … ist so etwas nicht so ungewöhnlich. Tut mir leid, wenn ich das sagen muss.Einige Männer und Frauen gewöhnen sich überraschend schnell an die neue Situation. Manchmal sehnt sich ein Frischamputierter auch nach der Bestätigung, dass er es noch wert ist, geliebt zu werden. Aber manchmal will er nichts davon wissen und stößt die Menschen, die ihm nahestehen, von sich weg. Es braucht eine Menge Zeit, bis der Patient sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch und emotional erholt hat, sein seelisches Gleichgewicht wiedergefunden hat. Und dabei spielen Schmerzen, Angst und Selbstbewusstsein eine große Rolle. Sie müssen das alles erst noch verstehen lernen und dann Geduld haben.“
„Wie lange dauert so etwas?“, fragte Jack. „Ich meine das Gleichgewicht?“
„Das ist von Fall zu Fall verschieden. Doch Sie sollten zusehen, sich so viel Wissen wie möglich anzueignen. Damit können Sie auch der jungen Dame durch die harte Zeit helfen.“
„Oh Mist, was sage ich ihr denn nun?“
„Ich würde empfehlen, es mit der Wahrheit zu versuchen. Es ist für niemanden leicht. Erwarten Sie nicht zu viel. Aber Sie sollten ihr erklären, dass der Lance Corporal seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat. Er wird Hilfe brauchen, um diese schlimme erste Zeit zu überstehen, und sie dennoch ablehnen.“
„Wann darf er zum ersten Mal aufstehen?“
„Wir haben es gerade versucht, allerdings wollte er nicht. Er hat noch zu viele Schmerzen.“
„Gott. Ich wünschte, meine Frau wäre hier.“ Jack erinnerte sich nicht daran, sie schon jemals so schrecklich vermisst zu haben. „Danke“, sagte er zu der Krankenschwester. „Ich lese mir die Sachen gleich
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