Zurück in Virgin River (German Edition)
sich, dass er nun in Virgin River lebte. Doch erst jetzt erkannte sie, was für ein wundervoller Mensch Cameron war. „Du bist wirklich ein guter Freund“, sagte sie. „Genau wie Doc.“
„Danke, das ist lieb von dir“, erwiderte er.
Es vergingen eine lange Nacht und ein noch längerer Tag, bis endlich das Telefon im Sheridan-Haus klingelte. Mel nahm den Hörer ab und hörte Jacks raue Stimme. „Baby.“
„Jack! Was gibt es Neues?“
„Rick wird wieder gesund. Er hat einen Schädelbasisbruch,und man hat ihm die Milz entfernt, außerdem hat er am ganzen Körper Schürfwunden. Doch er ist außer Lebensgefahr.“
„Hat er Verbrennungen?“, wollte Mel wissen. Sie dachte an die Granate.
„Nein. Er ist durch die Luft geflogen, hat aber keine Verbrennungen.“
„Oh, Gott sei Dank.“
„Mel. Er hat ein Bein verloren.“
„War es so schlimm verletzt? Konnte man es nicht retten?“, fragte sie.
„Er hat es bei der Explosion verloren. Keine Chance für das Bein. Er hat eine Menge Blut verloren und wäre um ein Haar daran gestorben.“
„Oh, der arme Rick. Wo haben sie ihn amputiert? Oberhalb oder unterhalb des Knies?“
„Oberhalb. Aber sie konnten den Oberschenkel und den -knochen weitestgehend retten. Er liegt immer noch auf der Intensivstation. Wir haben ihn zwar noch nicht gesehen, doch er wird wieder gesund, Mel“, sagte Jack und machte eine Pause. „Mel, es ist hart. Wir gehören nicht zur Familie. Liz ist noch nicht seine Frau, und ich bin nicht sein Vater. Man unterstützt uns hier nicht besonders, falls du weißt, was das heißt.“
„Ich bin mir nicht sicher.“
„Ich habe keine Ahnung, ob sie uns erlauben, ihn mit nach Hause zu nehmen. Er könnte in irgendeine Militär-Rehaklinik gebracht werden. Wenn ich sein Vater wäre, könnte ich ihn vielleicht mit nach Hause nehmen und in das nächste Rehazentrum bei uns bringen. Hätte ich bloß bei Lydie darauf bestanden, ihn offiziell zu adoptieren, bevor …“
Mel hörte das Bedauern in seiner Stimme. Jack fühlte sich, als ob er Rick im Stich ließ. „Jack, geh zu Rick, damit er weiß, dass du da bist, und dann finde erst einmal heraus, wie es ihm wirklich geht. Ich meine Trauma und Schmerzen. Die Entscheidung, was danach mit ihm geschieht, wird so oder so fallen.“
„Ich weiß.“
„Und Jack? Vielleicht solltest du etwas schlafen. Du klingst total erschöpft. Doch du musst jetzt stark sein. Stark für Rick.“
„Ich schaffe das schon.“
„Wie verkraftet Liz das alles?“
„Besser als ich. Sie war so erleichtert, als sie hörte, dass er wieder gesund würde, dass sie gleichzeitig lachte und weinte. Sie hat noch nicht richtig begriffen, dass sie ihn nicht gleich wieder mit zurücknehmen darf. Und dass er nicht mehr derselbe sein wird, wenn sie ihn endlich wiederhat.“
„Ihr müsst beide zu ihm. Er wird für eine lange Zeit nicht mehr er selbst sein.“ Sie hielt kurz inne. „Ich wünschte, ich wäre bei dir, Jack. Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Und ich vermisse dich sehr.“
„Wie geht’s den Kindern?“, fragte er.
„Es geht ihnen gut, Jack. Hier ist alles in Ordnung. Wir vermissen dich. Aber du bist jetzt, wo du sein musst.“
„Ich würde mich ehrlich gesagt besser fühlen, wenn ich wüsste, dass ich ihn mit nach Hause nehmen darf. Viel besser.“
„Das wird schon.“ Sie holte tief Luft. „Doch er hat einen schweren Weg vor sich. Er muss zur Reha und braucht eine Beinprothese. Und eine Therapie.“
„Ja“, stimmte Jack ihr zu. „Ja, ich weiß.“
„Soll ich es den anderen sagen? Oder willst du sie lieber selbst anrufen?“„Würdest du das für mich tun, Mel? Lydie, Connie und den Jungs Bescheid sagen? Wenn du Preacher, Mike und Paul anrufst, können sie seine Einheit benachrichtigen. Kannst du das erledigen?“
„Natürlich, Schatz. Ich rufe sie gleich an. Sie warten alle auf Nachrichten. Kannst du mir auch einen Gefallen tun?“
„Was du willst.“
„Wenn du Rick siehst, sag ihm bitte, dass ich ihn lieb habe. Und dass ich stolz auf ihn bin. Sag ihm bitte, dass ich alles in meiner Macht Stehende unternehme, um ihm zu helfen. Und sag ihm … Nein. Dafür ist es noch zu früh.“
„Wofür?“
Sie atmete tief ein. „Während meiner Zeit in Los Angeles habe ich fast ein Jahr mit einem Notarzt zusammengearbeitet, bevor ich merkte, dass er eine Beinprothese hatte. Er war schnell, selbstbewusst, stark und sehr begabt. Es ist also nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich, eines
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