Zurück in Virgin River (German Edition)
seinen ganzen Respekt. Er bewunderte diese Menschen sehr.
Rick Sudders Fall berührte ihn dennoch ganz besonders. Dabei kannte er Rick nicht einmal richtig gut. Vielleicht lag es daran, dass Walts Sohn auch gerade bei der Armee war. Der Altersunterschied zwischen Rick und Tom betrug gerade mal ein Jahr, und sie waren miteinander befreundet. Manchmal, wenn Walt daran dachte, dass Rick mit nur einem Bein nach Hause zurückkehren würde, stellte sich sein konfuses Hirn Tom in dieser Lage vor. Walt hasste diese Vorstellung, die ihm den Schlaf raubte. Tom war sicher in West Point aufgehoben, wo er sich Tag und Nacht und weit weg vom Krieg abschuftete.
Walt ahnte, dass seine Betroffenheit nicht unbemerkt geblieben war, denn Vanni hatte sich nach seinem Befinden erkundigt. Und er hatte ihr gestanden, dass ihn der Gedanke an diesen starken, jungen Mann, der mit so einer schweren Verletzung zurechtkommen musste, extrem mitnahm. Muriel hatte bei einem ihrer letzten Telefonate ebenfalls wissen wollen, was mit ihm los war. Da hatte er ihr erzählt, dass Jack und Liz nach Deutschland geflogen waren, um bei Rick zu sein, wenn er nach der Operation aufwachte, und dass Walt sich Sorgen um sie machte. „Der Krieg ist ein teuflisches Geschäft“, hatte er Muriel erklärt. „Es ist aber immer irgendwo Krieg. Das gehörte zu meiner Arbeit. Ein Leben lang musste ich in irgendeinem Krieg dienen. Rick ist so ein netter, junger Mann. Er ist so stolz und entschlossen. Ich hasse den Gedanken an das Leid, das er ertragen muss.“
Muriel hatte wundervoll reagiert. Sie hatte ihn getröstet und seine Sensibilität bewundert. Dennoch wäre es Walt lieber gewesen, er hätte sie in den Arm nehmen und fest an sich drückenkönnen. Er hatte keine Ahnung, wie lange es noch dauern würde, bis es endlich wieder so weit war.
Sie sprachen nicht einmal jeden Tag miteinander. Wenn er sie anrief, hatte er fast immer ihren Anrufbeantworter am anderen Ende der Leitung. Meistens meldete sie sich sehr früh morgens oder sehr spät abends bei ihm. Manchmal rief sie ihn auch vom Fitnessstudio aus an, während sie auf dem Laufband stand. Damit schlug sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Doch ihn störten beim Telefonat die Nebengeräusche aus dem Studio.
Walt biss die Zähne zusammen. Als Soldat war er darin geübt. In der Bar in Virgin River herrschte in diesen Tagen eine gedämpfte und ruhige Stimmung. Dennoch kehrte er häufig dort ein, um zu hören, ob es Neuigkeiten von Jack gab. Manchmal aß er bei Vanni, Paul und Abby zu Abend. Und er ging zweimal am Tag zu Muriels Pferden, um sie nach dem Füttern auf die Koppel zu lassen, ihre Ställe auszumisten, sie zu striegeln und ihre Hufe zu überprüfen.
An diesem Abend hatte er sich nur ein Sandwich gemacht und fuhr mit den Hunden zu Muriels Anwesen. Die Hunde schienen es zu lieben, nach Hause zu kommen. Walt fuhr kurz vor der Dämmerung hin und stellte fest, dass ein altes Auto vor der Veranda parkte und alle Lichter im Haus brannten. Die Hunde schlugen sofort an. Walt überlegte, ob er Mike anrufen und ihn informieren sollte, dass bei Muriel eingebrochen wurde. Doch dann schnappte er sich stattdessen eine Mistgabel aus der Scheune und schlich sich ins Haus. Er wusste, dass die Hunde ihm schon zeigen würden, wo sich der Eindringling aufhielt.
Sie stürmten die Treppe hinauf. Walt folgte ihnen in gebührendem Abstand, bis er ein ihm definitiv bekannt vorkommendes Quietschen hörte.
Walt erschien in Jeans, Flanellhemd und mit einer Mistgabel bewaffnet im Türrahmen des Schlafzimmers und betrachtete die Frau im Bett, die versuchte, ihre Brüste mit dem Laken zu bedecken und gleichzeitig die Hunde streichelte. „Endlich!“, sagte sie und lachte. „Das wurde aber auch Zeit! Vielleicht sollte ich mich nach einem besseren Hausmeister umsehen. Ich dachte schon, dukommst gar nicht mehr!“
„Was um alles in der Welt machst du denn hier?“, fragte er, während er die Mistgabel an der Wand abstellte.
Sie grinste ihn an und schubste die Hunde vom Bett. „Trost und Freude in dein Leben bringen.“
„Wie lange bist du denn schon da?“
„Seit ein paar Stunden. Total nackt und durchgefroren. Hast du die Haustür zugezogen?“
„Ich glaube nicht“, antwortete er überwältigt.
„Dann, Walt, spricht doch nichts dagegen, dass du sie noch zuziehst. Die Hunde sollen doch nicht alleine auf dem Gelände herumstromern.“
„Muriel“, sagte er. „Lieber Himmel, welch ein wunderbarer Anblick für meine
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