Zurück in Virgin River (German Edition)
kann er denn nicht zu den Anhänglichen gehören?“, fragte sie leise.
Jack lachte. „Rick? Wir wissen doch beide, warum. Dazu ist er viel zu stolz. Deshalb. Liz, Schatz, es spricht überhaupt nichts dagegen, dass Rick trotz allem ein schönes, ausgefülltes Leben haben kann. Es gibt fast nichts, was man nicht auch mit einer Beinprothese machen kann. Ich habe in den Nachrichten schon Sachen gesehen. Es gibt sogar einbeinige Marathonläufer. Und Rick wird es … vielleicht auch noch begreifen, dass alles, was er will, immer noch möglich ist. Bestimmt. Aber ich kenne meinen Jungen. Bis dahin wird er uns allen gewaltig auf die Nerven gehen.“
Liz lachte unter Tränen.
„Mel hat mir eine Geschichte erzählt, doch sie meinte, dass es noch zu früh sei, sie Rick zu erzählen. Sie hatte ja keine Ahnung. Sie hat erzählt, dass sie damals in L. A. ein Jahr lang in der Notfallklinik mit einem Mann zusammengearbeitet hat, bevor ihr auffiel, dass er eine Beinprothese trug. Sie hat mir leider nicht gesagt, wie sie das herausgefunden hat. Ich habe keine Ahnung, was du über diese großen Unfallkliniken weißt, aber die Ärzte dort müssen schnell, stark und ausgeglichen sein. Auch weiß ich nicht, wie gut du Mel kennst, doch sie ist ganz schön anspruchsvoll. Wenn sie mit einem Arzt zusammenarbeiten muss, der nicht alles gibt, dann macht sie ihn fertig.“ Jack trank einen Schluck Bier. „Ja, und ausgerechnet sie ahnte ein Jahr lang nichts von diesem Bein. Was könnte das bedeuten?“
„Es gibt noch Hoffnung?“
„Darauf kannst du wetten. Dennoch, Liz, es wird nicht leicht für Rick. Er muss mit noch viel mehr als nur einem verlorenen Bein klarkommen – er war im Krieg. Und wenn es für Rick nicht einfach ist, wird es auch für uns nicht einfach. Was hältst du von meinem Vorschlag? Wir lassen ihm Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Und warten erst mal ab, bis er aus dem Medikamentenrausch auftaucht, bevor wir uns auf ihn stürzen. Einen weiteren Ausraster sollten wir uns sparen, meinst du nicht?“
„Das wird vermutlich das Beste sein“, antwortete Liz. „Tutmir leid, Jack, aber ich bin einfach so schrecklich enttäuscht.“
„Ach, Süße. Das weiß ich doch. Glaub mir, ich habe diese Reaktion auch nicht erwartet.“
„Es tut mir leid, dass meine Anwesenheit so sinnlos ist. Ich dachte, er wäre froh, wenn er wüsste, wie sehr ich ihn liebe.“
„Das wird er garantiert auch sein, sobald er aus dem Gröbsten raus ist.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht.“
„Darf ich dir noch etwas vorschlagen?“, fragte Jack. „Ich glaube, es wäre besser, wenn du die Zeit für dich nutzen und ihn erst einmal nicht besuchen würdest, bis er sich etwas gefasst hat. Das wäre nicht nur besser für ihn, sondern auch für dich.“
„Aber ich will unbedingt mitkommen. Ich werde sein Zimmer auch nicht mehr betreten, solange er es nicht möchte, doch ich will in seiner Nähe sein. Für alle Fälle.“
„Bist du sicher, dass du das aushältst?“, meinte Jack besorgt. „Denn ich denke, es wäre ratsam, wenn du dich erst einmal nicht in der Nähe seines Zimmers aufhältst, bis wir wissen, wie wir besser mit der Situation umgehen können.“
„Ich bleibe unten im Wartezimmer. Ich habe meine Schulsachen eingepackt, und außerdem gibt es da unten einen Fernseher – ich habe einen englischen Nachrichtensender gesehen. Ich versuche einfach, mich in Geduld zu üben. Versprochen!“
„Gut so. Bist du fertig mit essen? Wir können uns das Infomaterial teilen. Und außerdem solltest du dich hinlegen, um dich von dieser emotionalen Talfahrt zu erholen.“
„In Ordnung“, erwiderte Liz mit einem dünnen Lächeln.
Zwei Stunden später rief Jack mit seinem Handy bei Mel an.
Sie war noch in der Klinik. Als sie sich meldete, sagte er einfach nur: „Baby.“
„Jack! Warst du bei ihm?“
Jack holte tief Luft. „Er wird wieder gesund, Mel, aber ich habe in meinem Leben noch nie so was Schlimmes erlebt. Ich hätte Liz zu Hause lassen sollen. Rick hat sie total fertiggemacht und ihr das Herz aus dem Leib gerissen.“Walt Booth hatte während seiner fünfunddreißigjährigen Militärlaufbahn Hunderte verwundeter Soldaten gesehen. Er hatte mehrere Dutzend Anstandsbesuche in Krankenhäusern hinter sich, und er war als Zuschauer bei Basketballspielen für Rollstuhlfahrer dabei gewesen. Frauen und Männern, die ihre körperlichen Behinderungen für ein produktives und ausgefülltes Leben nutzten, zollte Walt
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