Zurueck ins Glueck
sie. »Wir sollten zu deinem fünfundneunzigsten Geburtstag eine große Party veranstalten. Und da das nächsten Monat schon so weit ist, müssten wir bald anfangen, alles zu organisieren. Ist das nicht ein guter Weg, um auf andere Gedanken zu kommen?«
Victoria betrachtete ihre Schwiegertochter mit einem leisen Lächeln. »Warum nicht? Wir haben schon lange keine Party mehr gegeben!« Sie warf ihrem Sohn einen auffordernden Blick zu.
»Rose«, begann dieser zögernd. »Der Brief, den ich dir vorhin gezeigt habe... wo ist der? Ich brauche ihn.«
»Oh, Liebling, den habe ich ins Feuer geworfen. Ich dachte nicht, dass du ihn wiederhaben wolltest. Ich würde ihn jedenfalls nicht mal mehr mit einer Kneifzange anfassen.« Schaudernd wandte sie sich an Victoria. »Ein widerliches Geschmiere!« Dann hellte sich ihre Miene auf. »Was hältst du davon, wenn wir jetzt über die Gästeliste sprechen?«
23. Kapitel
Noch halb im Schlaf gefangen, schlug Samantha verwirrt die Augen auf. Das seltsame Geräusch, das sie geweckt hatte, stellte sich als Vogelgezwitscher heraus. Es war Morgen. Dann hörte sie gedämpfte Stimmen; zwei Männer unterhielten sich auf Spanisch miteinander. Mit einem Ruck fuhr sie im Bett hoch, als ihr wieder einfiel, wo sie war – in Spanien, in Pablos Haus.
Sie schlug die Decke zurück, unter der sie lag. Sie konnte sich nicht daran erinnern, sich gestern Abend damit zugedeckt zu haben. Pablo musste ins Zimmer gekommen sein, während sie geschlafen hatte, wahrscheinlich, um sie zum Essen zu wecken. Oder Pedro. Bei dieser Vorstellung stieg ihr das Blut in die Wangen. Wie peinlich, dachte sie, als sie zum Fenster ging und hinausspähte. Kein Wunder, dass die Vögel so laut zwitscherten. Sie hatte die ganze Nacht bei offenem Fenster geschlafen.
Sie konnte es kaum glauben, dass sie kein einziges Mal wach geworden war. Wann war sie eingeschlafen? Geradezu lächerlich früh, erinnerte sie sich, dann sah sie auf ihre Uhr. Acht Uhr morgens. Die Aussicht aus ihrem Fenster hatte sich im Vergleich zum Vorabend etwas verändert, war aber nach wie vor atemberaubend. Die Sonne ging gerade über den Hügeln im Osten auf, die ersten Strahlen schimmerten in den Zweigen der mächtigen Pinien.
Die Vögel, die sie aus dem Schlaf gerissen hatten, zankten sich lautstark um Samen und Körner am Boden unter den Bäumen. Eine Bewegung in einer der Pinien erregte ihre Aufmerksamkeit – ein kleines braunes Eichhörnchen huschte den Stamm hinunter. »Das muss ein magischer Ort sein«, flüsterte sie halblaut.
In diesem Moment schlenderte Pedro an ihrem Fenster vorbei.
»Guten Morgen«, knurrte er.
»Hallo«, erwiderte sie leise. »Tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe.«
Er zuckte nur die Achseln und wollte gerade weitergehen, doch sie hielt ihn zurück.
»Pedro, ich... kannst du mir bitte zeigen, wo das Bad ist? Ich würde gern duschen.«
Ein neuerliches Achselzucken. »Wie du willst. Ich komme gleich.« Er wandte sich ab.
Samantha seufzte. Sie wurde einfach nicht schlau aus ihm. Vermutlich würde er gleich an ihre Schlafzimmertür klopfen. Und richtig, erschien er eine Minute später mit Pablo im Schlepptau.
»Guten Morgen, meine kleine Sami. Du warst sehr müde, nicht wahr? Armes Mädchen.« Er küsste sie auf beide Wangen. Pedro hielt sich im Hintergrund. Pablo blickte erst ihn, dann Samantha an. »Nanu?«, lachte er. »Wollt ihr euch denn nicht begrüßen?«
»Hi, Pedro.« Samantha bemühte sich, so unbefangen wie möglich zu klingen.
»So doch nicht.« Pablo hob die Hände. »Hier küssen wir uns zur Begrüßung und zum Abschied, als Zeichen von Zuneigung und Respekt.«
Alles, nur das nicht, dachte Samantha entsetzt, aber sie
rang sich ein Lächeln ab, ging auf ihren angeblichen Halbbruder zu und küsste ihn auf die Wange.
»So ist es besser«, nickte Pablo zufrieden. »Du hast die ganze Nacht durchgeschlafen, Sami. Ich zeige dir jetzt das Bad.« Er schlurfte davon und winkte ihr, ihm zu folgen.
Samantha schielte verstohlen zu Pedro hinüber. Er hatte die Brauen finster zusammengezogen und starrte zu Boden. Kein Zweifel, er hasst mich, dachte sie bedrückt.
Nachdem sie geduscht und sich umgezogen hatte, machte Samantha sich auf die Suche nach Pablo. Er stand in der Küche und bereitete das Frühstück für sie zu.
»Du hast bestimmt Hunger«, meinte er.
Samantha fiel auf, dass er dieselben Kleider trug wie am Vortag – braune, mit Lehm verschmierte Stiefel, ausgeblichene schwarze Hosen,
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