Zurueck ins Glueck
fest gestampfter ausgedörrter Erde bestand. Der Boden wies dieselbe hellrötliche Farbe auf wie die
Dachziegel des Gebäudes, stellte Samantha interessiert fest. Das Haus war größer, als sie erwartet hatte, die Wände waren aus braunem Granit gemauert, die hölzernen Fensterrahmen und Läden dunkelgrün gestrichen. Einen Garten gab es nicht, nur ein paar trockene Grasbüschel rund um den Parkplatz und ein paar Schatten spendende alte Pinien. Erst als sie aus dem Auto stieg, bemerkte sie, dass ringsum Reben wuchsen, so weit das Auge reichte – üppige grüne, mit saftigen reifen Trauben behangene Weinstöcke.
Pablo kam aus der Tür, um sie in Empfang zu nehmen.
»Wo wart ihr denn so lange? Hast du dich doch verfahren, mi cosa guapa ?«
Samantha schenkte dem Mann, der sich für ihren Vater hielt, ein scheues Lächeln. »Was heißt ›cosa guapa ‹?«
Er zwinkerte ihr zu. »Hübsches Ding.«
Samantha errötete leicht. »Pedro hat mich am Steuer abgelöst. Ich kann mir noch nicht merken, auf welcher Straßenseite ich fahren muss.«
Pablo trat lachend zu ihr. »Du wirst dich daran gewöhnen, Sami. Du wirst dich daran gewöhnen.« Er umarmte sie und küsste sie auf die Wange. »Willkommen in unserem Heim. Komm herein, ich zeige dir, wo du schläfst. Bist du sehr müde? Möchtest du dich ein bisschen hinlegen?«
Samantha sah ängstlich zu Pedro hinüber, der gerade ihren Koffer aus dem Auto holte.
»Ich hoffe, ich vertreibe niemanden aus seinem Zimmer. Ich möchte wirklich nicht stören...«
Pablo folgte ihrem Blick, verstand sofort und rief Pedro zu: »Wir freuen uns, Sami bei uns zu haben, nicht
wahr, Pedro?« Sein Ton duldete keinen Widerspruch. Es war mehr ein Befehl als eine Frage.
Pedro hob den Kopf und rang sich ein unglaublich gequältes Lächeln ab. » Seguro que si «, erwiderte er, dann trug er den Koffer ins Haus.
»Das hieß ja«, raunte Pablo ihr zu, als sie Pedro folgten. Sowie der jüngere Mann im Haus verschwunden war, legte Pablo Samantha väterlich einen Arm um die Schultern und fuhr fort: »Du darfst es ihm nicht übel nehmen – er ist nicht an Gesellschaft gewöhnt. Wir leben hier sehr zurückgezogen und bekommen selten Besuch.« Dann lachte er. »Ich glaube, du bist sogar der erste Gast, den wir je hatten. Pedro ist ein Einzelkind, seine Mutter starb, als er ein Baby war, daher fühlt er sich in Gegenwart von Frauen unbehaglich. Du musst ihm Zeit lassen.«
Samantha dachte daran, wie unbekümmert derselbe junge Mann mit dem Barmädchen in Haro geschäkert hatte, behielt dies jedoch für sich. Wenn Pablo Pedro durch eine leicht rosarot getönte Brille sah, wollte sie ihm seine Illusionen nicht rauben.
»Schön hast du es hier, Pablo. Deine Weinreben sehen wirklich gut aus.«
»Gut?« Pablos Brauen verschwanden fast unter seiner Baseballkappe. »Gut?«, wiederholte er ungläubig. »Diese Reben sehen nicht gut aus, sie sind perfecto, lucido – wie würdest du sagen? – sie sind einmalig, lassen sich mit keinen anderen vergleichen. Jeder hier in La Rioja weiß, dass Pablo Garcia«, er schlug sich stolz auf die Brust, » yo – ich – dass der beste, süßeste und süffigste Wein in ganz Spanien aus Pablos Trauben gemacht wird!«
Samantha biss sich nervös auf die Lippe. »Natürlich. Das glaube ich dir gern.«
Pablos Blick ruhte einen Moment lang auf ihrem Gesicht, dann begann er zu lachen. »Schon gut, meine Kleine. In den nächsten Wochen werde ich dir beibringen, guten Wein von schlechtem zu unterscheiden. Du wirst lernen, wieso der Wein deines Vaters der beste der Welt ist.«
Wochen?, dachte sie, sprach es aber nicht aus. Sie konnte unmöglich so lange Urlaub nehmen. Wie lange sie bleiben würde, wusste sie noch nicht, aber sie war sicher, dass es keinesfalls mehrere Wochen sein würden.
Im Inneren des Hauses musste sie blinzeln, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen. Der Boden der ineinander übergehenden Räume war mit dunkelroten Fliesen ausgelegt. Links führten ein paar Stufen zum Wohnbereich hinunter. Ein riesiger Kamin nahm fast eine gesamte Wand ein, davor standen ein Sofa, zwei einzelne Lehnsessel und in der Mitte ein Tisch aus sehr dunklem Holz. Hinter dieser Sitzecke führten weitere Stufen vermutlich zu den Schlafzimmern. Doch Pablo wandte sich nach rechts, ging einen Flur entlang und bedeutete ihr, ihm zu folgen.
»Hier ist dein Zimmer«, erklärte er und öffnete eine Tür.
Samantha trat in einen kleinen, hellen, sehr sauberen Raum mit cremefarben
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