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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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werden. Vor Jahren hatte sie an der Universität von Dublin ein Kunstdiplom erworben, dann aber David Neilson kennen gelernt, ihn geheiratet, neun Monate später Zoë zur Welt gebracht, und das war es gewesen. Seither drehte sich ihr Leben um die Kinder und um ständige Einkaufsbummel. Einen Job auszuüben, war etwas völlig Neues für sie. Sie hatte viele Mütter von Zoës Schulkameraden oft sagen hören, sie dächten daran, wieder in ihren Beruf zurückzukehren, um nicht am Herd zu versauern. Vielleicht war eine sinnvolle Beschäftigung genau das, was der Doktor verordnet hätte, überlegte sie. Es war Zeit, ihr Leben von Grund auf zu ändern.
    Als David am späten Nachmittag mit den Mädchen zurückkam, fand er seine Frau verträglicher und umgänglicher als sonst. Sie bot ihm einen Becher Tee an, den er zu ihrer Verblüffung dankend annahm. Eine Weile unterhielten sie sich über belanglose Dinge; beide hüteten sich, sich unbedacht auf dünnes Eis zu begeben. David bestaunte die Fortschritte, die Amy machte.
    »Sie wächst so schnell, dass ich es kaum glauben kann, Steph. Ich könnte schwören, dass sie heute ›Dada‹ gesagt hat.«
    Stephanie lachte. »Das war bloßes Wunschdenken«,
neckte sie ihn. »Du musst noch ein bisschen warten, bis sie verständliche Worte herausbringt.«
    »Ich würde ewig warten«, sagte er leise, doch als Stephanie ihn forschend musterte, um zu ergründen, ob er ihr etwas zu verstehen geben wollte, was er nicht direkt auszusprechen wagte, sah sie, dass sein Blick wie gebannt an dem Baby hing. David hatte Amy schon immer mehr geliebt als Zoë oder sie selbst, stellte sie einmal mehr verbittert fest.
    »Ich trete morgen meinen neuen Job an«, verkündete sie trotzig.
    David blieb vor Staunen fast der Mund offen stehen. »Du tust was?« Er meinte, nicht richtig gehört zu haben.
    »Dad hat mir einen Job in der Brennerei angeboten. Ich musste irgendeine Beschäftigung finden, ich kann nicht den ganzen Tag untätig herumsitzen, David. Wer weiß, vielleicht können wir dann sogar deine Unterhaltszahlungen reduzieren, aber freu dich nicht zu früh. Wahrscheinlich werde ich schon nach der ersten Woche gefeuert.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen, Steph. Es gibt tausend Dinge, die du in der Firma erledigen kannst. Nein, ich halte das für eine großartige Idee. Ich wusste nur nie, dass du ernsthaft in Erwägung ziehst, dir eine Arbeit zu suchen.«
    »Das habe ich bislang auch nicht getan, das Angebot kam sozusagen aus heiterem Himmel.« Stephanie lächelte leicht. »Aber womöglich findet sich überhaupt nichts, wobei ich mich nützlich machen könnte. Das ist momentan meine größte Sorge.«
    »Ach was.« David begann, sich sichtlich für das Thema
zu erwärmen. »Wer kann denn genau vorhersagen, wann die einzelnen Abteilungen bei Brown Thomas ihr Warenangebot umstellen? Wer weiß, wann und wie sich die Preise ändern? Du, Stephanie. Du merkst ja sogar, wenn sie neue Einkäufer eingestellt haben.« Er nickte nachdrücklich. »Weißt du noch, wie du einmal dahintergekommen bist, dass eine der Neuen mit ihren Bestellungen total daneben gelegen hat und mir prophezeit hast, der gesamte Warenbestand müsse letztendlich im Ausverkauf verramscht werden? Und du hast Recht behalten.«
    Stephanie musste lachen. »Ich erinnere mich sehr gut daran, aber was nützt mir so etwas in einer Brennerei? Ich kann dir zwar sagen, wann Paisleymuster aus der Mode kommt und wann Kunstpelz der letzte Schrei ist, aber von Whiskey verstehe ich überhaupt nichts.«
    »Was man nicht weiß, kann man lernen, und ich glaube, du wirst dich wundern, was du alles weißt und kannst«, widersprach er. »Wenn du eines hast, dann einen guten Kopf für Details.«
    Stephanie warf ihm einen finsteren Blick zu. Das war seit jeher einer der Streitpunkte zwischen ihnen gewesen – ihre geradezu zwanghafte Besessenheit für kleinste Einzelheiten.
    »Du hast mich deswegen als Erbsenzählerin bezeichnet«, sagte sie schroffer als beabsichtigt.
    »Und du mich als weltfremden Traumtänzer«, schoss er zurück. Er wusste, dass seine gleichmütige Leben-undleben-lassen-Einstellung sie regelmäßig zur Weißglut gebracht hatte.
    Mit einem Mal konnten sie einander nicht mehr in die Augen sehen. Die freundschaftliche Atmosphäre zwischen
ihnen war verflogen, die unterschwellige Feindseligkeit der letzten Monate an ihren Platz getreten.
    »Ich denke, ich gehe jetzt.« David schlug die Hände gegeneinander; ein letzter unbewusster Versuch, die

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