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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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hereinbrach.
    Samantha genoss es, mit Pablo in kameradschaftlichem Schweigen zusammenzusitzen. Sie verspürte nicht das Bedürfnis, die Stille mit banaler Konversation auszufüllen, und er offenbar auch nicht. Erst nach einer Weile merkte sie, dass er eingenickt war. Nachdem sie ihren Wein ausgetrunken hatte, stand sie leise auf, um Wendy anzurufen. Sie war es der Freundin schuldig, sie über die jüngsten Ereignisse auf dem Laufenden zu halten. Da sie Pablo nicht wecken wollte, griff sie nach ihrem Pullover und ihrem Handy und ging vor das Haus, um dort zu telefonieren.
    Wendy war sofort am Apparat.
    »Wie geht es dir, Sam?«, fragte sie als Erstes.
    »Hi, Wendy. Mir geht es gut – ausgezeichnet sogar.«
    »Wo steckst du denn?«
    »Ich bin auf einem wunderschönen kleinen Weingut im Nordosten Spaniens, in La Rioja. Es wird allmählich dunkel, aber ich kann meine Umgebung noch genau erkennen. Es ist herrlich hier, Wendy.« Samantha entfernte sich ein Stück weiter vom Haus, damit Pablo sie nicht hörte und aufwachte. Die hohen Erdwälle zu beiden Seiten des Weges vermittelten ihr das eigenartige Gefühl, sich unter freiem Himmel in einem geschlossenen Raum zu befinden.
    »Du Glückspilz. Hier ist es stockfinster, das gehört zu den Freuden des Lebens im guten alten Irland. Bei wem wohnst du denn? Bei Pablo? Hast du ihn gefunden?«
    »Ja. Er ist im Haus. Ich bin zum Telefonieren nach draußen gegangen, ich wollte ihn nicht wecken. Er ist vor dem Kamin eingedöst.« Samantha kicherte leise.

    »Wie spät ist es denn bei euch?«
    Samantha sah auf ihre Uhr. »Sieben. Wir haben gerade ein Glas Wein getrunken, und danach ist er eingeschlafen.«
    »Hast du einen sitzen?«, fragte Wendy unverblümt.
    »Nein, habe ich nicht, danke der Nachfrage. In den letzten Tagen ist nur ein bisschen sehr viel auf mich eingestürmt, falls du das vergessen hast. Komischerweise fühle ich mich hier schon wie zu Hause, und Pablo ist der netteste Mensch, den man sich denken kann. Sehr lebensklug, wenn du weißt, was ich meine. Ich habe ihn auf Anhieb gemocht und...«
    »Hat er geruht, dir zu erklären, warum er dich und deine Familie im Stich gelassen hat, als du ein kleines Kind warst?«, unterbrach Wendy sie barsch.
    Die Frage versetzte Samantha einen Stich, daher schwieg sie.
    Wendy bereute ihren Fehler sofort. »O je, entschuldige bitte, Sammy, das war wirklich taktlos von mir. Es ist nur so, dass... nun ja, ich war in Salthill...«
    »Wie bitte? Heißt das, du hast Mum gesehen? Wann war das?«
    »Tja, weißt du, Ricky kam gestern Morgen vorbei. Als er hörte, dass du nach Spanien geflogen bist, beschloss er, zwecks einer endgültigen Aussprache zu eurer Mum zu fahren. Mich hat er zur moralischen Unterstützung mitgenommen. Ich hoffe, das stört dich nicht.«
    Samantha störte sich sehr wohl daran. Was hatte Wendy bei ihrer Mutter verloren? »Warum sollte es?«, erwiderte sie kühl. »Wir leben in einem freien Land. Hat er denn bekommen, was er wollte? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie ihm irgendwie helfen konnte.«

    »Deiner Mutter schien es wirklich gut zu gehen, Sam.« Wendy bemühte sich, optimistisch zu klingen. Die Wahrheit lautete, dass Katie Garcia zwar ausgesehen hatte wie ihre eigene Großmutter, aber stocknüchtern gewesen war – in Wendys Augen ein immenser Fortschritt. »Sie ist zumindest noch trocken.«
    »Das wird nicht lange anhalten, glaub mir.«
    »Sie schwört, dass sie nie wieder Alkohol anrühren wird. Seit jenem Tag in der Kirche hat sie keinen Tropfen mehr getrunken.«
    »Was ist mit Ricky? Hat er erfolgreich nachgeprüft, wer denn nun sein Vater ist?« Die Worte waren kaum heraus, da schämte sich Samantha auch schon für ihren abfälligen Ton.
    »Sam, Katie hat sich nicht davon abbringen lassen, dass Ricky tatsächlich Pablos Sohn ist. Du warst das einzige... äh...«
    »Ergebnis eines Fehltritts«, beendete Samantha den Satz für sie.
    »Sie möchte sich unbedingt mit dir aussöhnen, Sam. Diese ganze Geschichte hat sie furchtbar mitgenommen.«
    »Mir kommen gleich die Tränen.« Samantha wurde plötzlich von Hufgetrommel in der Ferne abgelenkt. Da der schmale Zubringerweg zur Casa Garcia viele scharfe Kurven beschrieb, konnte sie nicht erkennen, wer oder was sich ihr da näherte.
    »Ricky schien nach diesem Besuch jedenfalls ein Stein vom Herzen gefallen zu sein.«
    »Wie schön für ihn«, erwiderte Samantha abwesend; ihr bereiteten die zunehmend lauter werdenden Hufschläge Sorgen. Der Weg war so

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