Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
Vom Netzwerk:
Augen gewöhnten sich rasch an das schwache Licht. Der Weg bot gerade so viel Platz, dass
sie und Pedro mit Trueno zwischen sich nebeneinander her gehen konnten. Der Hengst war offenbar erschöpft, er ließ den Kopf hängen, sodass Samantha ihn beim Gehen hinter seinen Ohren kraulen konnte. Noch immer erstreckten sich zu beiden Seiten endlose Reihen von Weinreben.
    Pedro wandte sich an Samantha. »Ich möchte gerne eine Andalusierzucht beginnen. Das ist der größte Traum meines Lebens.«
    »Eine großartige Idee«, begeisterte sich Samantha.
    »Aber dazu brauche ich mehr Platz. Hier fressen die Reben jeden Fleck Land auf.« Er fuchtelte mit den Händen durch die Luft, als wolle er eine lästige Fliege vertreiben. Seine heftige Reaktion stieß bei Samantha auf Verwunderung. Sie hatte angenommen, alle Leute hier in der Gegend wären so leidenschaftliche Weinbauern wie Pablo. Offenbar hatte sie sich geirrt.
    »Kannst du denn nicht hier wegziehen?«, fragte sie. »Vielleicht nach Andalusien?«
    Er sah sie ernst an. »Ich kann hier nicht weg. Ich kann Pablo und das Weingut nicht im Stich lassen.«
    »Das ist doch unfair«, entrüstete sich Samantha. »Pablo ist ein erwachsener Mann, genau wie du. Er kann von dir nicht erwarten, dass du nur für ihn da bist. Du musst dein Leben leben und er seines.«
    Pedro starrte sie an. Er schien seine nächsten Worte sorgfältig abzuwägen, doch dann zuckte er lediglich die Achseln. »Vielleicht später einmal«, seufzte er. In diesem Moment erreichten sie das Ende des Feldweges und blieben vor einem Holzgatter stehen. Trueno stellte die Ohren auf.
    »Das hier wollte ich dir zeigen.« Pedro deutete auf einen
zweiten, kleineren Andalusier, der über das Feld auf sie zugaloppiert kam, um sie zu begrüßen. Die lange, seidige Mähne und der Schweif wehten im Wind.
    »Oh, Pedro, er ist ja noch schöner als Trueno! Was für ein herrliches Tier!«
    Wieder musste Pedro lachen. »Das ist Centella, nur ist er diesmal eine Sie.«

26. Kapitel
    J ames Judge nahm bedauernd, aber nicht übermäßig überrascht zur Kenntnis, dass sich Samantha eine weitere Woche frei nahm. Er konnte es ihr nicht verübeln. Wäre er an ihrer Stelle, käme er vielleicht überhaupt nicht mehr zurück. Sie hatte einen ganzen Berg von Problemen zu bewältigen, und ein paar freie Tage oder auch Wochen würden ihr guttun.
    Da Cameron noch nicht aus Barbados zurück war, hatte James vorübergehend wieder die Leitung von Judges Whiskey übernommen und war dankbar dafür. Seit er in den Ruhestand gegangen war, hatte er kaum gewusst, wie er seine Tage herumbringen sollte. Ein Mann brauchte eine Aufgabe, und er hatte sich seit seinem Austritt aus der Firma fast zu Tode gelangweilt.
    Als größte Überraschung der Woche hatte sich Stephanies Interesse an und ihr ausgeprägter Sinn für das Familiengeschäft erwiesen. James hatte sie durch die gesamte Brennerei geführt, von dem Gerstelager bis hin zur Abfüllanlage, und ihr alles haarklein erklärt.
    »Hier wird die Gerste gemälzt«, leitete er seine Ausführungen ein, als hielte er einer Touristengruppe einen Vortrag.
    »Gemälzt und nicht geräuchert, ich weiß«, neckte Stephanie ihn. »Dad, mein letzter Besuch liegt zwar schon eine ganze Weile zurück, aber ich habe trotzdem nicht
alles vergessen. Immerhin bin ich deine Tochter, vergiss das nicht«, lachte sie.
    Jedem Judge wurde von frühester Kindheit an eingeimpft, dass es ein Fehler war, Gerste zu räuchern. Das taten nur die Schotten, keinesfalls aber die Iren. Danach hatte Stephanie sich von den riesigen Eichenholzfässern beeindruckt gezeigt, in denen die kostbare Flüssigkeit heranreifte. Sie wusste, dass die Reifezeit für Whiskey in Irland drei Jahre betrug, aber bei Judges ließ man einige Sorten zehn oder gar zwanzig Jahre altern und erzeugte so den reinsten und teuersten Whiskey im ganzen Land.
    Nachdem sie die Brennerei besichtigt hatte, äußerte sie den Wunsch, auch noch die Büros zu sehen. James ging als Erstes mit ihr in die Buchhaltung. Da allein in der Brennerei schon neunzig Mitarbeiter tätig waren, erforderten die Lohnabrechnungen und die Verwaltung der Akten einen beträchtlichen Aufwand. Die sich an die Buchhaltung anschließende kleine Werbeabteilung wurde jetzt von Samanthas ehemaliger Assistentin im Alleingang geleitet.
    Doch Stephanies Hauptinteresse galt dem Betriebsablauf. Die praktischen Grundlagen, die erforderlich waren, um die Produktion in Gang zu halten, faszinierten sie – wie viel

Weitere Kostenlose Bücher