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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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ihre Kindheit in Galway ausgefüllten Tag mit ihrem Vater verbracht. Sie erzählte ihm von Enrique und Kathleen
und registrierte den Schmerz, der in seine Augen trat, als sie die Sprache auf ihre Mutter brachte. Wie es aussah, waren Pablos Gefühle für Katie Garcia noch immer nicht erloschen. Seltsam, dachte Samantha, brachte aber nicht den Mut auf, ihn zu fragen, warum er die Familie damals verlassen und die Verbindung im Laufe der Jahre ganz hatte abreißen lassen. Dafür war es noch zu früh. Pedro hatte sich den ganzen Tag nicht blicken lassen. Pablo erklärte, dass er einem Nachbarn half, seine Trauben einzubringen.
    »Sogar sonntags? Gibt es bei euch denn überhaupt keinen Ruhetag?«
    Der alte Mann lachte. »Die Trauben bestimmen hier unseren Lebensablauf. Sie passen sich keinem Montagbis-Freitag-Rhythmus an. Wenn sie reif sind, sind sie reif«, erklärte er. »Meine sind bald so weit, und wenn sie geerntet werden müssen, dann werden wir sie ernten – zu jeder Tageszeit und an jedem Tag der Woche.«
    »Anspruchsvolles Obst«, grinste Samantha. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass Pablo sie stumm betrachtete.
    »Du bist eine richtige Schönheit«, sagte er leise.
    Samantha senkte verlegen den Kopf. »Danke«, murmelte sie.
    Dann schlug Pablo sich mit der Hand auf die Schenkel. »Komm mit«, forderte er sie auf. »Es ist Zeit, dass du die große Liebe meines Lebens kennenlernst – meine Trauben.« Er stand auf und ging zur Tür, doch kurz ehe er sie erreichte, stolperte er und wäre beinahe gefallen; es gelang ihm gerade noch, sich am Türrahmen festzuhalten. Samanthas Augen weiteten sich vor Schreck, und sie sprang auf und lief zu ihm.

    »Pablo, setz dich wieder.« Sie legte einen Arm um ihn und führte ihn zu seinem Stuhl zurück. »Ist dir schwindelig?«
    Er schloss die Augen und atmete tief durch, schüttelte aber den Kopf.
    »Ich hole dir ein Glas Wasser.« Samantha rannte in die Küche und kam Sekunden später mit einem Becher Wasser zurück, doch er schien sich schon wieder erholt zu haben. »Lass nur, Kind. Es geht schon wieder.«
    »Was ist passiert? Bist du krank?«
    Pablo rang sich ein Lächeln ab. »Mir fehlt nichts. Ich bin nur über die Teppichkante gestolpert.« Er deutete auf den Läufer vor der Tür.
    Samantha glaubte ihm kein Wort. »Das kann nicht sein, Pablo, der Läufer liegt ganz glatt auf dem Boden auf. Ich denke, dir ist schwindelig geworden oder die Beine sind dir weggeknickt.«
    Pablo sah sie stirnrunzelnd an. »Hast du zufällig Medizin studiert?«, fuhr er sie scharf an. Samantha zuckte zurück, als habe er sie geschlagen.
    »Entschuldigung«, flüsterte sie.
    Das Gesicht des alten Mannes wurde weich, und er nickte ihr zu. »Schon gut, bonita . Ich hätte dich nicht anschnauzen dürfen, aber mir geht es wirklich wieder gut. Ich brauche keinen Arzt, falls du das meinst.« Er erhob sich langsam. Samantha entging nicht, welche Mühe ihn das kostete. Dann lächelte er seine Tochter an. »Jetzt komm, wir müssen nach den Reben sehen.«
    Samantha war froh, dass sie bequeme Jeans und einen leichten Pullover trug; die ideale Kleidung, um einen Spaziergang durch den Weingarten zu machen. Vorsorglich hatte sie auch ihre alten Stiefel mitgebracht. Das
Wetter war wesentlich angenehmer als in Irland, fand sie, wenn auch nicht warm genug, um nur mit einem T-Shirt herumzulaufen.
    Pablo erklärte ihr, dass sich die Region La Rioja in drei Gebiete aufteilte: die Alta, die Alavesa und die Baja. Sie befanden sich in der Alta, dem höchstgelegenen Teil, demzufolge wurde hier die Ernte zuletzt eingebracht. In den anderen beiden Gebieten war sie schon weitgehend unter Dach und Fach. Der Sommer war lang und heiß gewesen und hatte die Trauben gut reifen lassen. Genauso wichtig war ein möglichst kalter Winter, so wie der vergangene, wie Pablo behauptete.
    »Wenn der Winter kalt ist, müssen die Wurzeln der Weinstöcke um die nötigen Nährstoffe kämpfen«, fuhr er fort, untermalte seine Worte mit lebhaften Gesten und ballte eine Faust, wie um die Nährstoffe, von denen er sprach, darin einzufangen. »Und wenn sie gut kämpfen...«, seine Augen funkelten vor Begeisterung, »wenn sie gut kämpfen, werden sie stark, und die Trauben bekommen ein kräftiges Aroma.«
    Samantha nickte fasziniert. Ihr Interesse am Weinanbau wuchs mit jeder Minute; sein Enthusiasmus wirkte ansteckend.
    Pablo warf ihr einen verstohlenen Blick zu. »Das ist ein bisschen so wie im richtigen Leben, denke ich. Wenn du um etwas

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