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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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sie vermutet hatte, war er damit beschäftigt, das große Tier zu striegeln.
    Pedro blickte von seiner Tätigkeit auf und funkelte sie finster an.
    »Ich wollte nur sagen, wie leid mir das eben tut. Es
war mein Fehler, ich hätte aus dem Weg gehen müssen, aber ich... ich konnte mich einfach nicht rühren.«
    Pedro musterte sie einen Moment nachdenklich, dann nickte er knapp, was wohl bedeutete, dass er ihre Entschuldigung annahm.
    »Außerdem dachte ich, wenn ein Tier auf einen zustürmt, sollte man ganz still stehen bleiben«, fuhr sie fort, um das Gespräch nicht versiegen zu lassen.
    Pedro musste wider Willen lachen. »Wo hast du denn das gehört?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Ich glaube, ich hab’s irgendwo gelesen.«
    »Gilt das auch für einen Stier?«, fragte er, doch in seinen Augen tanzte ein Lächeln. Er amüsierte sich köstlich über ihre Unwissenheit.
    Samantha zuckte nur die Achseln.
    »Ich denke, wenn irgendetwas auf dich zukommt – ein Pferd, ein Stier, ein Auto – dann weichst du aus, so schnell du kannst«, sagte er.
    Samantha kam sich vor wie eine Idiotin. »Warum bist du auch in so einem Höllentempo geritten?«, warf sie ihm trotzig vor.
    Pedro wandte sich wieder dem Pferd zu. »Er mag das«, erwiderte er schlicht. »Er weiß, wann wir fast zu Hause sind, und die letzten paar hundert Meter galoppiert er gern. Auf diesem Weg habe ich noch nie eine Menschenseele gesehen, wir wissen, dass nichts passieren kann – zumindest bis heute nicht.« Er fuhr mit der Bürste über das schimmernde Fell des Tieres.
    Samantha wusste, dass sie entlassen war, wollte aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund noch nicht gehen.

    »Kann ich dir helfen?«, erbot sie sich.
    »Verstehst du denn etwas von Pferden?«
    »Als kleines Mädchen bin ich in Galway oft geritten, aber das ist lange her.«
    Er hob die Schultern. »Wie willst du denn dann helfen?«
    Etwas nervös trat Samantha näher an das Pferd heran. »Sie ist eine Schönheit«, sagte sie bewundernd.
    Pedro grinste. »Sie ist ein Er«, verbesserte er, drückte Samantha die Zügel in die Hand und fuhr fort, den Hengst zu striegeln.
    »Oh. Wie heißt er denn?«
    »Trueno.«
    »Wie bitte?«
    »Trueno«, wiederholte Pedro. »Das heißt... wie sagt man?... ein lauter Knall in einem schlimmen Sturm. Erst kommt Licht, dann der Knall.«
    »Donner.« Samantha begriff sofort, was er meinte. »Er heißt Donner.«
    »Nein, sein Name ist Trueno. Er versteht nicht, dass er gemeint ist, wenn du ›Donner‹ zu ihm sagst.«
    Samantha versuchte, sehr zu Pedros Erheiterung, das Wort Trueno auszusprechen. Das ›R‹ bereitete ihr Schwierigkeiten. Pedro legte die Bürste beiseite, sah sie an und konzentrierte sich auf ihr Gesicht, vor allem auf ihre Lippen.
    »Tru«, sagte er weich, dabei bedeutete er ihr, seine Lippenbewegungen nachzuahmen.
    Samantha schürzte gehorsam die Lippen. »Tru.«
    »Eno«, fuhr er fort.
    »Eno«, wiederholte sie, dann versuchte sie sich an dem ganzen Wort, dabei blickte sie die ganze Zeit in die hypnotischsten
Augen, die sie je gesehen hatte. »Trueno.« Das Pferd wieherte laut und stupste sie mit der Nase an.
    »Da siehst du es. Er versteht dich, also ist deine Aussprache gar nicht so schlecht.«
    Samantha grinste breit. Zumindest der Hengst war ihr freundlich gesonnen.
    »Er ist wunderschön, Pedro. Hast du ihn schon lange?«
    »Seit ungefähr fünf Jahren. Er ist ein Andalusier – das sind die besten Pferde der Welt.«
    »Natürlich«, stimmte Samantha leicht ironisch zu. »Spanische Pferde und spanischer Wein sind nicht zu übertreffen.«
    Pedro hatte den Anstand, verlegen zu lächeln. »Das meinen wir hier jedenfalls. Aber ich interessiere mich ehrlich gesagt mehr für Pferde als für Reben.«
    »Das kann ich gut verstehen. Ich glaube, ich habe noch nie ein so schönes Tier gesehen«, gab sie zu, während sie die weichen Nüstern des sanften Riesen streichelte. Als sie Pedro wieder ansah, stellte sie fest, dass er sie mit einem eigenartigen Ausdruck in den Augen beobachtete.
    »Ich auch nicht«, stimmte er leise zu.
    Samantha fühlte sich ein wenig verunsichert. Er sprach doch von dem Pferd, oder nicht? Aber da wandte er sich schon ab, um eine Decke für Trueno zu holen. Er warf sie dem Hengst über den Rücken und schloss die Schnallen, dann nahm er Samantha die Zügel wieder ab.
    »Komm mit«, forderte er sie auf.
    Sie verließen den Hof und entfernten sich weiter vom Haupthaus. Die Dämmerung war inzwischen hereingebrochen, doch ihre

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