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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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seiner Mutter beugte, wurde ihm mit einem Mal bewusst, dass er sie seit über fünf Jahren nicht mehr gesehen hatte. Während dieser Zeit war er größer und kräftiger geworden, sie dagegen regelrecht zusammengeschrumpft. Alle Augen ruhten auf ihm, als er ein paar Scherben zur Seite fegte und dann seine Mutter so mühelos aufhob, als sei sie ein kleines schlafendes Kind. Das zersplitterte Glas knirschte unter seinen Schuhen, ansonsten war kein Laut zu hören. Ricky sah sich unsicher um. Er wusste nicht, was er nun mit der bewusstlosen Kathleen anfangen sollte.
    Tess empfand tiefes Mitleid mit der Braut – das Gesicht des armen Mädchens glühte, nackte Panik stand in ihren Augen zu lesen. »Samantha...«, sie nannte sie beim Vornamen, obgleich sie sich noch nie begegnet waren. »Machen Sie sich keine Sorgen. Frank und ich werden dieses arme Geschöpf zu uns nach Hause bringen, dort ist sie gut aufgehoben. Gehen Sie jetzt zum Altar zurück. Ihr Bräutigam wartet auf Sie.«
    »Leider gibt es da einen Haken bei der Sache«, warf Ricky trocken ein, dann dämpfte er seine Stimme zu einem Flüstern. »Diese Frau ist nämlich tatsächlich unsere Mutter.«
    Samantha starrte die leblose Gestalt in Rickys kräftigen Armen an, dann griff sie nach Kathleens schlaff zu einer Seite herabhängender Hand. Frank, der sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlte, trat von einem Fuß auf den anderen und wartete darauf, dass jemand ihm sagte, was er tun sollte.
    Tess traute ihren Ohren nicht. Hieß das, dass in dem wirren Gerede der Frau vielleicht doch ein Körnchen
Wahrheit steckte? Nein, hier musste ein Irrtum vorliegen. Ihre Gedanken überschlugen sich. Endlich wandte sie sich an Ricky. »Geben Sie Frank Ihre... Mutter. Wir bringen sie zu uns, wir wohnen ganz in der Nähe. Keine Angst, wir werden uns um sie kümmern.« Sie drehte sich zu Samantha um. »Und Sie sprechen jetzt am besten mit Vater Carroll«, schlug sie vor. »Er wird wissen, was zu tun ist. Alles andere überlassen Sie Frank und mir.«
    Frank Delaney nahm Ricky Kathleen Garcias schlaffen Körper ab, woraufhin seine Frau ihm bedeutete, so schnell wie möglich aus der Kirche zu verschwinden. Sam blieb an der Tür stehen, durch die ihre Mutter kurz zuvor gewankt war. Ricky hielt sich wie immer an ihrer Seite.
    Gemeinsam sahen sie zu, wie Tess und Frank die Kirche verließen. Franks breiter Rücken versperrte den Anderen den Blick auf seine zerbrechliche Last.
    »Samantha?«, versuchte Ricky seine Schwester aus ihrer Benommenheit zu reißen.
    »Mum«, flüsterte Samantha. »Wie konnte das nur passieren?«
    »Schwesterchen.« Ricky berührte sie sacht am Arm, um sie zum Altar zurückzuführen. Samantha zwinkerte, als würde sie aus einem Tagtraum erwachen – oder in diesem Fall aus einem wahr gewordenen Albtraum.
    »Nun komm schon«, drängte er, als er merkte, dass sie wieder zu sich kam.
    Samantha nahm ihre Umgebung wie durch einen Nebelschleier wahr. Himmel, war das alles wirklich geschehen? Sie sah ihren Bruder an, der ihr aufmunternd zuzwinkerte.
    Zum zweiten Mal innerhalb von zwanzig Minuten
schritten Ricky und Samantha nebeneinander den Gang entlang. Diesmal gab es keine bewundernden Blicke für die Braut, sondern die versammelten Gäste betrachteten entweder angelegentlich den Boden oder schlossen die Augen und gaben vor, in Gebete versunken zu sein.
    »Kopf hoch, Schwesterherz. Die Frau ist eine durchgeknallte Spinnerin, das weißt du so gut wie ich«, raunte Ricky ihr zu.
    Samantha nickte geistesabwesend. Ein paar Löckchen hatten sich aus ihrer Frisur gelöst, als sie zu ihrer Mutter gerannt war. Sie wirkte plötzlich verletzlicher und schutzbedürftiger als je zuvor. Ricky knirschte mit den Zähnen. Er schwor sich, Kathleen in eine geschlossene Anstalt einweisen zu lassen, wenn all dies vorüber war. »Diese gottverdammte rachsüchtige, boshafte, dämliche Schlange...«, entfuhr es ihm, doch er bezwang sich rasch, brach ab und schüttelte den Kopf. Samantha musterte ihn aus großen, kummervollen Augen. »’tschuldigung, Sam.«
    Sie waren erneut vor dem Altar angelangt, und Ricky geleitete sie zu dem finster dreinblickenden Cameron hinüber, der ihr ihren Brautstrauß hinhielt.
    »Den hast du wohl aus Versehen fallen lassen«, bemerkte er kühl.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Vater Carroll die wie betäubt vor ihm stehende Braut.
    »Natürlich ist alles in Ordnung«, zischte Cameron an ihrer Stelle. »Sehen wir zu, dass wir es endlich hinter uns

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