Zurueck ins Glueck
bringen!«
Samantha betrachtete erst das freundliche Gesicht des Priesters, dann Camerons grimmige Miene kurz, dann drehte sie sich um und ließ den Blick durch das Kirchenschiff
wandern. Von ihrer Mutter und den beiden guten Samaritern war nichts mehr zu sehen. Die einzigen Hinweise auf den unerfreulichen Zwischenfall bildeten die Schnapspfütze auf dem Boden und die Glasscherben, die im Sonnenlicht glitzerten und ihr spöttisch zuzuzwinkern schienen. Wer war dieses Paar gewesen? Wo hatten die beiden ihre Mutter hingebracht? Sie hatten gesagt, sie würden ganz in der Nähe wohnen – aber versäumt, ihre genaue Adresse anzugeben. Das hieß, dass sie, Samantha, keine Ahnung hatte, wo sich ihre Mutter zurzeit befand. Sie schielte zu Ricky hinüber. In der Bank hinter ihm stand Rose Judge, in deren Augen eine nur mühsam unterdrückte Wut loderte. Wusste sie irgendetwas, was mit Kathleens ungeheuerlicher Anschuldigung zu tun haben konnte? James jedenfalls sah aus, als habe ihn der Schlag getroffen.
»Samantha?« Vater Carroll versuchte, ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Zeremonie zu lenken, aber Samantha war in Gedanken meilenweit weg.
Wie konnte ihre Mutter nur glauben, Cameron und sie wären Geschwister? Konnte das wirklich möglich sein? Sam wusste mit Bestimmtheit, dass Kathleen ihre leibliche Mutter war – aber war Pablo tatsächlich auch ihr Vater? Hatte ihre Mutter James Judge gekannt? Wieder musterte sie Camerons Vater forschend. Er wand sich förmlich unter ihrem durchdringenden Blick und begann, das kunstvolle Fliesenmuster vor seinen Füßen zu studieren, als gäbe es nichts Fesselnderes auf der Welt.
»Samantha!«, fauchte Cameron.
Sie schrak zusammen und sah ihren Bräutigam bedrückt an. Ihre Augen schwammen in Tränen. Dann schüttelte sie nahezu unmerklich den Kopf. »Es tut mir
leid«, hauchte sie. »Ich muss erst herausfinden, was hinter dieser ganzen Geschichte steckt.«
Cameron packte ihr Handgelenk und umschloss es mit einem eisernen Griff, achtete dabei aber darauf, dies niemanden merken zu lassen. »Unsinn! Du weißt genau, dass deine Mutter ihr bisschen Verstand komplett vertrunken hat. Sie tut nur das, was sie schon immer am besten konnte. Sie zerstört dein Leben.«
Samanthas Blick wanderte zu dem Priester, dann zu ihrem Bruder hinüber.
Ricky, der spürte, dass sie Rückendeckung brauchte, trat zu ihr. »Schwesterherz?«
»Ricky, du hast es selbst gesagt – sie ist eine rachsüchtige, boshafte Schlange, aber eines ist sie nicht: Sie ist nicht dumm. Diese Heirat wäre durchaus in ihrem Interesse gewesen, wenn auch nur aus finanziellen Gründen.« Ihre trüben Augen wurden allmählich wieder klar, und ihre Stimme gewann ihre Festigkeit zurück. Sie schenkte dem Priester ein verlegenes Lächeln. »Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen solche Unannehmlichkeiten bereite, Vater Carroll.« Dann wandte sie sich an Cameron. »Liebling, du hast doch gehört, was sie gesagt hat... Wir müssen unbedingt herausbringen, ob wir...«
»Wir müssen gar nichts«, zischte er durch seine zusammengebissenen Zähne hindurch, drehte sich um und bedachte die geduldig wartenden Gäste mit einem zuversichtlichen Lächeln, ehe er sich wieder zu Samantha wandte. »Wir blasen diese Feier ganz bestimmt nicht ab, nur weil eine versoffene alte Schlampe einen Haufen dummes Zeug schwafelt!«
»Du sprichst von meiner Mutter, Cameron!«
»Schon gut, Samantha. Aber du weißt so gut wie ich,
dass sie einsam und verbittert ist, keine Gelegenheit auslässt, Zwietracht zu säen und außerdem schon lange den Bezug zur Realität verloren hat.«
»Bist du da so sicher?« Die Augen der Braut flammten zornig auf.
»Wenn du jetzt die Kirche verlässt, sehen wir uns vor diesem Altar nie wieder, das schwöre ich dir. Mir war in meinem Leben noch nie etwas so ernst, Samantha!«
»Cameron.« Vater Carroll hatte seine verbindliche Freundlichkeit abgelegt und sprach jetzt mit unüberhörbarer Autorität. »Vielleicht sollten wir diese kleine Angelegenheit wirklich lieber klären, bevor wir mit der Trauung fortfahren.« Er legte eine Hand auf die von Cameron, mit der er Samanthas Handgelenk umklammert hielt. Die Berührung schien Cam zur Besinnung zu bringen. Er gab Samantha frei. »Geh in Frieden, meine Tochter.« Vater Carroll schlug das Kreuzzeichen und entließ sie mit seinem Segen.
Samantha wandte sich ein letztes Mal an Cameron. »Es tut mir so leid, Cam. Ich liebe dich immer noch mehr als irgendjemanden sonst auf der Welt,
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