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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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hinter ihr, Zoë war zum Glück im Esszimmer zurückgeblieben, um sich über ein paar Erdbeertörtchen herzumachen, so entging ihr der Anblick, der sich ihren entgeisterten Eltern und ihrer Tante bot – Rose Judge und Marcus Haywood in leidenschaftlicher Umarmung.
    »Caroline!«, kreischte Rose, als sie ihre beiden Töchter und ihren Schwiegersohn in der Tür stehen und sie fassungslos anstarren sah. »Es ist nicht so, wie du denkst!« Sie machte sich hastig vom Freund ihrer Tochter los und strich sich mit beiden Händen hektisch über das Haar.
    Marcus sah aus wie das personifizierte schlechte Gewissen. »Caro…«, begann er zerknirscht, aber seine Freundin hatte schon auf dem Absatz kehrtgemacht und war davongelaufen.
     
    Wie in vielen Novembernächten in Wicklow regnete es auch in dieser in Strömen, und es war bitterkalt geworden, doch Samantha merkte nichts davon. Nachdem sie Hals über Kopf aus Dunross geflohen war, irrte sie nun ziellos durch die Dunkelheit, ohne zu wissen, wo ihr Weg sie hinführte. Wendy hatte versucht, ihr zu folgen, doch Sam hatte sie angeschrien, sie in Ruhe zu lassen.
    »Du bist ja völlig außer dir«, hatte Wendy sie beschworen. »In diesem Zustand solltest du nicht allein sein.«
    Aber Samantha konnte jetzt niemanden in ihrer Nähe ertragen.

    Irgendwann begann sie zu weinen, so bitterlich wie nie zuvor in ihrem Leben. Sie beweinte den Verrat ihres Verlobten; die furchtbare und nicht mehr wegzuleugnende Tatsache, dass er ihr Halbbruder war und sie die ganze Zeit keine Ahnung davon gehabt hatte, und vor allem den Verlust ihrer einstigen besten Freundin Gillian. Sie und Wendy waren die einzigen Menschen auf der Welt gewesen, denen Samantha blindlings vertraut hatte. Wie hatte Gillian sie nur so kaltblütig hintergehen können? Wem sollte sie denn überhaupt noch trauen? Die Erfahrung hatte sie bereits gelehrt, dass auch auf ihre Familie kein Verlass war. Ihre Mutter hatte ihr Leben ruiniert, indem sie sich erst von dem falschen Mann hatte schwängern lassen und dann den richtigen, nämlich Pablo, fortgejagt und von ihrer Tochter ferngehalten hatte. Und als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, würde auch Pablo, den sie gerade erst wiedergefunden und zu lieben und respektieren gelernt hatte, sie bald verlassen, und dann blieb sie erneut allein zurück. Heiße Tränen strömten ihr über die Wangen und vermischten sich mit den eisigen Regentropfen. Ihr dünnes Karen-Millen-Kleid bot keinerlei Schutz vor Kälte und Nässe, ihre hochhackigen Schuhe waren durchweicht und bedeckt mit Matsch. Wenn sie nicht bald ins Trockene kam, würde sie sich hier draußen den Tod holen. Plötzlich sah sie die Silhouette eines regungslos dastehenden Mannes vor sich. Es war stockfinster, und sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand; sie wusste nur, dass das Meer hinter ihr lag und sie gerade eine kleine Straße überquert hatte, aber das war alles. Nach ein paar Schritten erkannte sie, dass es sich bei dem Mann vor ihr um den Tanzenden Fiedler handelte; die Statue, die die Familie Judge den
Einwohnern von Fiddler’s Point gestiftet hatte. Unwillkürlich musste sie an das letzte Mal denken, wo sie die Figur gesehen hatte – auf dem Weg zur Kirche, wo sie und Cameron getraut werden sollten. Regenströme rannen über das bronzene Gesicht des Fiedlers. Sein unbeschwertes Lächeln brachte ihr ihr eigenes Elend noch stärker zu Bewusstsein, sie ließ sich zu den Füßen der Statue nieder, schlang die Arme um den kleinen Bronzehund und dachte über ihr Leben in Irland nach, während der Regen unaufhörlich auf sie niederprasselte.
    Was hielt sie noch in diesem Land? Der Mann, den sie hatte heiraten wollen, hatte sie nie geliebt, er hatte es nur auf ihre Aktienanteile abgesehen gehabt. Ihre Freunde waren gar keine wirklichen Freunde, und ihre Mutter war eine unzurechnungsfähige Alkoholikerin. Sie hasste sie alle miteinander. Samantha beschloss, unverzüglich nach Spanien zurückzukehren. Je eher sie wieder bei Pedro und Pablo war, desto besser. Nachdem sie diesen Entschluss gefasst hatte, hob sich ihre Stimmung ein wenig. Sie stand auf, doch im selben Moment peitschte ihr eine Windbö ins Gesicht, sie erschrak, verlor das Gleichgewicht, glitt aus und verrenkte sich den Knöchel. Ein sengender Schmerz schoss durch ihr Bein. »Na wunderbar! Das hat mir gerade noch gefehlt!«, schimpfte sie ächzend vor sich hin. »Und das alles mitten in dieser Einöde!«
    Mühsam richtete sie sich auf und humpelte zu

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