Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
Vom Netzwerk:
der Judges aufzutreiben. Warum sollte er sich selbst hinter das Steuer setzen, wenn es einen Firmenhubschrauber gab? Gillian hatte ihn angefleht zu bleiben, doch er hatte sich standhaft geweigert und sie schließlich dazu überredet, mit ihrem eigenen Wagen nach Dublin zurückzufahren. Er würde sie später anrufen. Weshalb er unbedingt nach Dublin wollte, hatte er allerdings niemandem erzählt – er hatte wegen dieser leidigen Gracias-Geschichte sofort ein dringendes Treffen mit seinen Anwälten anberaumt. Er kam über die Erkenntnis, dass sich der Name Gracias von Samanthas Namen herleitete, einfach nicht hinweg; er fürchtete, deswegen ernste Unannehmlichkeiten zu bekommen.
    Caroline tauchte am späten Morgen auf und bat ihn, sie nach Dublin mitzunehmen, weil sie sich dort mit einem Galeriebesitzer verabredet hatte, wie sie sagte. Cameron willigte sofort ein. Er hielt es ohnehin für ratsam, ein paar Tage ein scharfes Auge auf sie zu haben, bis er sicher sein konnte, dass sie über die Katastrophe mit Marcus hinweg war.

    Mit dem firmeneigenen Hubschrauber, einem schweren Jet Ranger, war er schon oft geflogen. Er setzte sich nach vorn neben den Piloten, Caroline schnallte sich hinter ihnen auf einem Fensterplatz an. Sie hoben vom Heliport von Dunross ab, beschrieben eine Schleife und flogen in nördlicher Richtung auf das Meer hinaus. Der Pilot kannte die Flugroute in- und auswendig, das Wetter war gut, es war also nicht mit irgendwelchen Schwierigkeiten zu rechnen. Doch dafür trat ein Zwischenfall ganz anderer Art ein. Völlig unverhofft wurde die hintere Tür aufgerissen, ein Windstoß fegte durch die Kabine, und im nächsten Moment stürzte sich Caroline auch schon in die Tiefe, wobei sie um Haaresbreite auf die Landekufe geprallt wäre und sich vermutlich das Rückgrat gebrochen hätte.
    Der Tod würde vermutlich rasch und relativ schmerzlos eintreten, dachte sie noch im freien Fall, während sie zusah, wie der Hubschrauber, in dem sie gerade noch gesessen hatte, über ihr kleiner und kleiner wurde. Ein absurder Gedanke schoss ihr durch den Kopf – wenn sie jetzt nicht sterben müsste, könnte sie diesen Anblick zu einem interessanten Bild verarbeiten. Ihr Sturz schien plötzlich im Zeitlupentempo abzulaufen. Wenn der Aufprall nicht zum Tode führte, würde sie vermutlich sehr schnell in der eiskalten Irischen See ertrinken. Dann schlug sie mit dem Rücken zuerst hart auf der Wasseroberfläche auf und versank in den eisigen Fluten, doch noch immer arbeitete ihr Verstand klar und logisch. Okay, ich bin nicht tot, also habe ich zumindest den Sturz überlebt. Verdammt, ich hätte warten sollen, bis wir über dem Festland sind. Ich habe einen scharfen Schmerz gespürt, als ich im Wasser gelandet bin, aber ich glaube
nicht, dass ich mir das Rückgrat gebrochen habe. Die Kälte versetzte ihr einen Schock, sie versuchte unwillkürlich nach Luft zu schnappen, und dabei drang ein Schwall Wasser in ihren Mund und ihre Lungen. Sie begann zu würgen. O Gott, dachte sie voller Panik, hoffentlich dauert das nicht lange. Leb wohl, Marcus. Leb wohl, Mutter. Die Welt wurde allmählich dunkel um sie.
    Über ihr hatte der Hubschrauber den Sinkflug eingeleitet. Der Pilot hielt verzweifelt nach ihr Ausschau, aber es war schon zu spät, er konnte Caroline nirgends entdecken. Das Meer hatte sie verschlungen.
     
    Doch es gab jemanden, der die ganze Katastrophe mit angesehen hatte: Luke Delaney. Er und seine Brüder hatten mit der Arbeit innegehalten, um dem über ihre Köpfe hinwegbrummenden Hubschrauber zuzuwinken. Doch noch während sie nach oben schauten, geschah etwas Unerwartetes: Die Hecktür des Jet Rangers flog auf, eine Frau erschien in der Öffnung, stürzte sich zum atemlosen Entsetzen der wie zu Stein erstarrten Zuschauer in die Tiefe und versank wie ein Stein im Meer.
    Luke handelte instinktiv, ohne zu überlegen; er sah sich nicht einmal mehr zu seinem Vater und seinen Brüdern um, um festzustellen, ob sie mitbekamen, was er tat. Er rannte zur Bordwand der Ashling hinüber, schwang sich darüber hinweg und sprang ohne zu zögern in das eisige Wasser. Ihm war, als habe er einen elektrischen Schlag erhalten, seine Haut begann zu prickeln, und jeder Nerv seines Körpers schien plötzlich in Flammen zu stehen, aber er achtete nicht darauf, sondern kraulte mit kräftigen Zügen durch die Wellen. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, die diese Kunst nie gelernt hatten, war Luke
ein ausgezeichneter Schwimmer. Nicht umsonst

Weitere Kostenlose Bücher