Zurueck ins Glueck
die Augen. Die Anteilnahme eines gut aussehenden jungen Mannes war Balsam für ihren verletzten Stolz.
»Weshalb denn sonst?«, erwiderte er gekränkt. »Ich habe angeklopft und dachte, du hättest etwas geantwortet, also bin ich ins Zimmer gegangen. Einen Moment später standest du hinter mir. Du glaubst doch hoffentlich nicht ernsthaft, ich wäre hier hereingeplatzt, wenn ich nicht ganz sicher gewesen wäre, dazu aufgefordert worden zu sein?«
»Natürlich nicht«, versicherte sie ihm rasch. »Man betritt nicht ungebeten das Schlafzimmer einer Dame, das gehört sich nicht. Du hast nicht zufällig eine Zigarette für mich, Marcus?«
»Ich wusste gar nicht, dass du rauchst.«
»Das tue ich normalerweise auch nicht, aber man wird ja nicht jeden Tag von seinem Mann verlassen, nicht wahr? Da darf man schon mal eine Ausnahme machen.«
»Auch wieder wahr«, stimmte er zu, zog eine Zigarette aus seiner Packung und zündete sie an. Es konnte nichts schaden, ein wenig mit ihr zu flirten, befand er. Vielleicht kam er ja mit ihrer Hilfe bei Caroline weiter. Nachdem er einen tiefen Zug genommen hatte, schob er
Rose die Zigarette zwischen die Lippen. Sie reagierte wie erhofft.
»Findest du mich eigentlich attraktiv, Marcus?«, schnurrte sie. Sie entwickelte mit einem Mal mehr weiblichen Charme, als er je bei ihr vermutet hätte.
»Das weißt du doch. Du bist nach wie vor eine sehr schöne Frau, und James wird sich hüten, dich allzu lange alleine zu lassen. Ich an seiner Stelle hätte Angst, ein Anderer könnte dich mir wegschnappen.«
Rose schmolz angesichts dieser vorgetäuschten Bewunderung förmlich dahin. »James hat sich eine junge Geliebte zugelegt, wusstest du das?«
»Das glaube ich nicht. Wen denn?«
»Diese Gillian Johnston. Sie war eine von Samanthas Brautjungfern. Dummerweise ist sie aber schon von Cameron schwanger. Himmel, diese Familie bringt mich noch um den Verstand!« Kopfschüttelnd trat sie zu ihrem Toilettentisch und drückte die Zigarette in einem leeren Cremetöpfchen aus.
Marcus war von den sich überschlagenden Ereignissen der letzten fünf Minuten so überwältigt, dass er keine Worte fand. Den größten Schock hatte ihm die Nachricht versetzt, dass bald ein weiterer Judge das Licht der Welt erblicken würde – noch ein unerwünschter Anwärter auf einen Teil des Familienvermögens.
»Vielleicht sollte ich mir ja ebenfalls einen Liebhaber nehmen.« Rose drehte sich um und sah Marcus direkt in die Augen. »Was sagst du dazu?«
Leise Panik keimte in Marcus auf. Sie zog doch nicht etwa ihn für diese Rolle in Erwägung? »Rose, du hast eine Art Schock erlitten, da neigt man leicht zu Überreaktionen. Warte erst einmal ab, bis sich die ganze Aufregung
ein bisschen gelegt hat«, redete er ihr zu, als sie langsam auf ihn zukam.
»Du hast gesagt, du findest mich attraktiv, Marcus. Dann beweis es mir.« Sie schlang die Arme um seinen Hals.
»Rose, bitte... du weißt doch, dass ich deine Tochter liebe!«
»Das ist mir durchaus klar. Und wenn du mir jetzt gibst, was ich will, werde ich mich revanchieren – und zwar mit Caroline.«
»Wie bitte?«
»Du hast mich genau verstanden«, flüsterte sie.
Trotz des Abscheus, den ihm ihre schamlosen Avancen einflößten, begann sein Verstand, kalt und berechnend zu arbeiten. Rose konnte ihm zum Ziel all seiner Wünsche verhelfen. Und dafür musste er nichts weiter tun, als sich zu überwinden und sich ihrem Willen fügen.
»Ich brauche das jetzt«, wisperte Rose. »Ich brauche dich . Wenn du mich jetzt nicht enttäuschst, werde ich dafür sorgen, dass Caroline dich innerhalb des nächsten Jahres heiratet.«
»Das ist doch Wahnsinn«, protestierte er schwach, doch da spürte er schon, wie sich ihre Lippen auf die seinen pressten.
Caroline machte sich über den Verbleib ihres Freundes wenig Gedanken. Vermutlich plünderte er das Bufett oder stand an der Bar. Als sie erfuhr, dass James mit einem Koffer das Haus verlassen hatte, galt ihre erste Sorge ihrer Mutter. Zusammen mit Stephanie, die sich gerade zu ihnen gesellt hatte, begab sie sich auf die Suche nach ihr. Nachdem sie Rose weder in der Küche, dem Esszimmer,
der Bibliothek oder einem der anderen Räume im Erdgeschoss gefunden hatten, stiegen sie die Treppe zum oberen Stock hoch, um einen Blick in ihr Schlafzimmer zu werfen. Caroline hatte sich noch nie die Mühe gemacht, vorher anzuklopfen, und sie tat es auch jetzt nicht, sondern riss einfach die Tür auf. Stephanie und David standen
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