Zurueck ins Glueck
das musst du mir glauben.«
Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und ließ ihn am Altar stehen. Sie nahm sich einen Moment Zeit, um Wendy ihren prachtvollen Brautstrauß aus elfenbeinweißen Lilien und champagnerfarbenen Rosen in die Hand zu drücken, dann lief sie den Gang hinunter und stürmte in die Septembersonne hinaus.
Paul saß auf der Motorhaube des großen schwarzen Mercedes und behielt seine Umgebung wachsam im Auge. Die Fotografen waren nirgendwo zu sehen, die beiden Bodyguards schlenderten auf dem Kirchenvorplatz
umher. Er sprang auf, als Samantha aus der Kirche stürzte. Sie hatte den Rock ihres Kleides bis zu den Knien gerafft und blinzelte in das grelle Sonnenlicht. In der kleinen Kirche war es kühl und dämmrig gewesen.
»In welche Richtung sind sie gegangen, Paul?«, fragte sie drängend.
»Wer? Die Fotografen?«
»Nein, der Mann, der meine Mutter getragen hat – und seine Frau.«
»Ihre Mutter?« Paul schnappte vernehmlich nach Luft.
»Welche Richtung, verdammt noch mal!«
»Tut mir leid, ich dachte, die Dame wäre ein Hochzeitsgast, der ohnmächtig geworden ist«, entschuldigte sich Paul. »Sie sind hinten um die Kirche herumgegangen und nicht zurückgekommen, soweit ich weiß. Vielleicht ist einem der Bodyguards etwas aufgefallen.« Er trat einen Schritt vor, um sich der Sache anzunehmen, aber Samantha eilte schon in die Richtung, in die er gezeigt hatte.
Die zwei Männer standen jetzt hinter der Kirche und rauchten eine Zigarette.
»Hat einer von Ihnen einen Mann, der eine bewusstlose Frau trägt, und eine andere Frau hier vorbeikommen sehen?«, fragte sie völlig außer Atem.
Die beiden blickten erstaunt auf. Einer trat seine Zigarette aus und nickte. »Wir haben sie ein Stück begleitet. Die Betrunkene kam langsam wieder zu sich und hat angefangen zu randalieren.«
»Wo sind sie hingegangen?«
Samantha sah die kleine Kirche von Fiddler’s Point zum ersten Mal von hinten. Im Rahmen der Hochzeitsvorbereitungen
hatten sie und Cameron ein paarmal aus Anstandsgründen die Messe besucht, aber sie hatte sich noch nie die Mühe gemacht, um das Gebäude herumzugehen. Hinter der Kirche lag noch ein kleiner Parkplatz, der auf eine weitere schmale Straße hinausging. Einer der beiden Männer deutete in diese Richtung.
»Dort sind sie hinunter, zur Nummer neun, glaube ich. Das Haus hat eine rote Tür«, fügte er hinzu, doch Samantha war schon losgelaufen. Für eine Frau, die hochhackige Stilettos trug und eine einen Meter lange Schleppe mit den Händen raffte, legte sie ein beachtliches Tempo vor. Dabei zählte sie die ungeraden Hausnummern ab.
»Eins, drei, fünf...« Sie kam an zwei kleinen Mädchen vorbei, denen der seltsame Anblick, den sie bot, ein Kichern entlockte. Plötzlich fiel ihr etwas ein, was die unbekannte Frau in der Kirche gesagt hatte: »Alles andere überlassen Sie Frank und mir...« Sie wandte sich an die gackernden Mädchen. »Wohnt in diesem Haus ein Mann, der Frank heißt?« Sie zeigte auf die Nummer neun.
»Frank Delaney? Ja, der wohnt da, Missus«, antwortete eine der beiden. »Aber da kommen Sie zu spät«, fügte sie grinsend hinzu.
Samantha blieb wie erstarrt stehen. Vielleicht hatten die Mädchen Frank zum Krankenhaus oder sonstwohin fahren sehen. »Wieso? Ist er schon wieder weg?« Ihre Stimme zitterte vor Furcht.
»Nein – viel schlimmer«, lachte die Kleine. »Frank ist schon verheiratet!« Sie und ihre Freundin schütteten sich aus vor Lachen, dann trollten sie sich in Richtung Stadtmitte.
Samantha stürmte die Stufen hoch und hämmerte gegen die rote Tür. Frank öffnete ihr selbst.
»Gott sei Dank, dass Sie da sind, Herzchen«, sagte er. »Viel länger wären wir wohl nicht mehr mit ihr fertig geworden. Vor ein paar Minuten bekam sie einen regelrechten Tobsuchtsanfall. Sie mag ja betrunken sein, aber sie weiß trotzdem ganz genau, was sie will – und sie ist fest entschlossen, Ihre Heirat zu verhindern.«
»Vielen Dank... Frank, nicht wahr?« Samantha lächelte dem Mann freundlich zu.
»Frank Delaney ist mein Name, und meine Frau heißt Tess. Sie ist bei...« Er hielt inne, denn er brachte die Worte ›bei Ihrer Mutter‹ nicht über die Lippen. Stattdessen hüstelte er leicht. »Kommen Sie doch bitte herein.«
Samantha folgte der Aufforderung. Frank führte sie in einen rechts von der Eingangstür gelegenen kleinen, dunklen Raum, bei dem es sich offenbar um das Wohnzimmer handelte. Darin stand ein durchgesessenes, abgewetztes Sofa und sonst
Weitere Kostenlose Bücher