Zurueck ins Glueck
ihr auf, für wie viele Überraschungen Kathleen noch immer gut war.
Zum Glück hatte sie ihre kniehohen schwarzen Stiefel und eine schwarze Strumpfhose dabei. Auf dem Weg nach Dunross hielt sie bei einem Hotel und zog sich in der Toilette rasch um. Das Kleid saß wie angegossen, nur wirkte es an ihr noch kürzer, da sie ein Stück größer als ihre Mutter war.
Als sie Dunross erreichte, fand sie das Haus seltsam still und verlassen vor. Ehe sie die Klingel betätigte, zog sie die Handschuhe und einen Trenchcoat an und setzte den Hut auf. »Feuer mit Feuer bekämpfen«, murmelte
sie ein letztes Mal, dann drückte sie auf den Klingelknopf. Mrs. Bumble ließ sie ein.
»Wo stecken denn alle, Mrs. B?« Samantha schlug einen betont forschen Ton an, obwohl sie innerlich vor Anspannung zitterte.
Mrs. Bumbles Unterlippe begann zu beben. »Ach, Miss Samantha, Sie wissen ja gar nicht, was passiert ist. Caroline hat uns verlassen und kommt auch nicht mehr zurück. Sie ist in ein Haus im Dorf gezogen, ganz in der Nähe der Delaneys, und da will sie auch bleiben. Stephanie ist in der Firma, Cameron natürlich auch, wo Mr. Judge steckt, weiß ich nicht, aber Mrs. Judge ist hier...«
»Das reicht, Mrs. B.« Rose kam durch die Halle gerauscht und setzte dem Redestrom ein Ende. »Tratschen Sie immer Familienangelegenheiten an unsere Besucher weiter?« Es sah ihr nicht ähnlich, Mrs. Bumble so scharf zurechtzuweisen – ein Beweis dafür, dass ihre Nerven zum Zerreißen gespannt waren.
Dann schaute sie Samantha an und wäre beinahe über ihre eigenen Füße gestolpert, als sie den Hut und die Handschuhe sah. »Hallo, Samantha. Komm doch herein. Möchtest du eine Tasse Tee?« Sie ging voraus, auf die Bibliothek zu.
Samantha war nicht entgangen, wie gepresst die Stimme ihrer Gegnerin klang. Ausgezeichnet. Ihr Plan schien aufzugehen. Roses selbstsichere Fassade bekam bereits Risse.
»Nein, danke. Was ich zu sagen habe, dauert nicht lange.« Samantha folgte Rose. Sie war fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Als die ältere Frau am Schreibtisch in der Bibliothek Platz genommen hatte, schlüpfte Samantha aus ihrem Mantel und enthüllte das
schwarz-weiße Minikleid. Der Anblick erzielte die gewünschte Wirkung, Rose zuckte zusammen und wurde leichenblass.
»O Gott.« Sie schlug die Hände vor den Mund.
»Du erkennst es also wieder?« Samantha stemmte die schmalen, behandschuhten Hände in die Hüften.
»Es sieht aus wie... es ähnelt einem Kleid, das ich vor langer Zeit einmal gesehen habe.«
»Irrtum, Rose. Es sieht nicht aus wie ein Kleid, das du vor langer Zeit einmal gesehen hast, es ist genau dieses Kleid. Meine Mutter hat es in diesem Haus getragen, bei einer Party. Der Party, bei der ich gezeugt wurde, nicht wahr?« Sie neigte leicht den Kopf. Mit dem breitkrempigen Hut kam sie sich vor wie ein Filmstar.
Rose begann am ganzen Leib zu zittern. »Soll das ein schlechter Scherz sein?«, krächzte sie.
»Tja, Mrs. Judge, das hängt von Ihrer Definition eines Scherzes ab, würde ich sagen.«
»Wovon redest du eigentlich?«
»Das wirst du gleich merken. War es ein Scherz, mich mit deinem Sohn zu verkuppeln?«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
»Wie sieht es mit dem nicht ganz unbedeutenden Umstand aus, dass Pablo und nicht James Camerons Vater ist? Auch ein schlechter Scherz?«
»Ich habe keine Ahnung, was du mit deinem Auftritt hier bezweckst!« Roses Stimme wurde zunehmend schriller.
»Komm mir nicht so, Rose. Ich weiß alles. Pablo hat es mir erzählt. So wie ich es sehe, hatte Kathleen eine kurze Affäre mit James und wurde schwanger – mit mir -, aber was geschah dann? Wurdest du eifersüchtig? Pablo kann
nicht die treibende Kraft gewesen sein, er wusste nichts von den beiden. Also muss die Initiative von dir ausgegangen sein. Weshalb, Rose? War es Rachsucht? Wolltest du es deiner Rivalin heimzahlen? Jedenfalls hast du es geschafft, von Pablo schwanger zu werden, und dann hey presto – Ergebnis Cameron.«
»Hör auf!« Rose presste beide Hände auf ihre Ohren.
»Du steckst also in einer ziemlichen Zwickmühle, und um alles noch schlimmer zu machen, trete ich nach Jahren plötzlich in dein Leben. Ist dir da deine glorreiche Idee gekommen? Du wusstest nämlich Bescheid, stimmt’s? Du kanntest die Garcia-White-Verbindung!«
Rose schnaubte verächtlich. »Gut, ich wusste von Anfang an, wer du warst. Na und? Im Grunde genommen habe ich dir einen großen Gefallen getan. Ich wollte dich in den
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