Zurueck ins Glueck
du, dass sie ein Drogenproblem hatte?«
»Nein, ich hatte keine Ahnung. Cameron hat mir nie etwas gesagt.« Samantha seufzte. »Wahrscheinlich wusste er es selber nicht – was ist das nur für eine Familie?«
»Auf jeden Fall bekrabbelt sie sich allmählich wieder. Sie muss eine ganze Armee von Schutzengeln gehabt haben, sonst hätte sie den Sturz aus dem Hubschrauber nicht überlebt. Außerdem stand sie unter Drogen, sie ist wie eine Flickenpuppe auf dem Wasser aufgeschlagen. Hat sich noch nicht einmal etwas gebrochen.«
»Ihr ist überhaupt nichts passiert?«
»Nichts außer ein paar Prellungen. Paul hat noch Kontakt zu ihr. Sie hat auch schon einmal unseren Fahrdienst in Anspruch genommen, hat die gesamte Familie Delaney in der Stretchlimousine zu ihrer Kunstausstellung chauffieren lassen. Paul meint, die Judge-Mädchen wären in Ordnung, nur Cameron und seine Mutter sollte man tunlichst meiden. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Caroline und ihre Ausstellung. Sie hat mit einer Reihe äußerst umstrittener Ölgemälde einen Aufruhr in der Kunstszene ausgelöst. Mal sehen, ob ich mich noch an alles erinnere...« Wendy nippte an ihrem Wein.
Samantha half ihr auf die Sprünge. »Von der Shepherd-Serie habe ich schon gehört, Mum erzählte mir davon. Wie viel hat sie denn dafür bekommen?«
»Sylvester Stallone hat die drei Bilder für eine Million Euro gekauft. Nicht schlecht für eine Packung Knorr, findest du nicht? Aber ich dachte eher an das Bild, das ihre Mutter und ihren Exlover Marcus im heißen Clinch zeigt. Wie wollte sie es doch gleich nennen? Ach ja, Mutterfi…« Sie brach hastig ab und grinste. »Na ja, du weißt schon. Aber die Leute von der Galerie haben es nicht erlaubt, sie haben es unter dem Titel ›Irren Ist Menschlich‹ in ihren Katalog aufgenommen. Gillian ist übrigens auch in Öl verewigt worden.«
»Gillian? Unsere ehemalige Mitbewohnerin?«
»Eben jene. Nur sieht sie auf dem Bild aus wie ein Gespenst, hat eine überdimensionale Nase und scheint gerade jemandem über die Schulter zu schielen, als wollte sie etwas ausspionieren. Das Gemälde heißt Gillius Interruptus. Caroline hat zu Paul gesagt, es wäre entstanden, nachdem Gillian sie einmal ziemlich rüde bei einer Freiluftnummer gestört hat. Gillian soll Cameron dazu
gebracht haben, es für einen horrenden Preis zu kaufen. Ist das nicht alles zum Totlachen?«
»Glaubst du, sie erholt sich wieder vollständig? Caroline Judge, meine ich.«
»Laut Paul geht es langsam, aber stetig aufwärts mit ihr. Der Tag, an dem Luke Delaney sie aus dem Wasser gezogen hat, war ein Wendepunkt in ihrem Leben. Seitdem hat sie keinen Fuß mehr nach Dunross gesetzt.«
»Ich kann es ihr nicht verdenken. Wo wohnt sie denn jetzt?«
»Sie lebt mit Luke zusammen in einem kleinen Haus, das sie im Dorf gekauft hat – ganz in der Nähe seiner Eltern.«
»Nein!«
»Doch.« Wendy nickte nachdrücklich. »Schon komisch, nicht? Jeder dachte, sie müsste in einem Palast wie Dunross doch leben wie eine Prinzessin, und dabei hat sie erst in einem kleinen, bescheidenen Häuschen mitten im Dorf wirklich zu sich selbst gefunden.«
»Willst du damit sagen, Luke und Caroline sind ein Paar?«, vergewisserte sich Samantha. »Ist das nicht derselbe Luke, den Gillian für einen One-Night-Stand abgeschleppt hat?«
»Er kann von Glück sagen, dass er so glimpflich davongekommen und nicht bei ihr hängen geblieben ist. Nein, die Gerüchteküche in Fiddler’s Point will wissen, dass sie nur gute Freunde sind, aber was nicht ist, kann ja noch werden.« Wendy musterte Samantha forschend. »Du bist immer noch nicht darüber hinweg, stimmt’s?«, fragte sie weich.
Samantha betrachtete angelegentlich ihr Weinglas. »Kommt man je über den Verrat seiner besten Freundin
hinweg? Das Thema Cameron ist für mich abgeschlossen, er ist ein Mistkerl, ein Blender reinsten Wassers, und ich bin froh, dass ich das herausgefunden habe, ehe sein Ring an meinem Finger steckte. Aber Gillian? Wie soll ich je damit fertig werden? Glaub mir, wenn du deine beste Freundin oder deinen Mann verlierst, wiegt der Verlust der besten Freundin schwerer.«
Wendy stand auf, trat zu ihr und umarmte sie. »Im Laufe der Zeit wird alles leichter. Glaub es mir.«
»Papa hat einmal etwas ganz Ähnliches gesagt«, meinte Samantha nachdenklich. »Die Zeit wendet alles zum Guten oder so etwas.«
»Da hast du es.« Wendy lächelte.
Samantha rümpfte die Nase. »Es heißt aber auch, alte Freunde wären
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