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Zurueck ins Glueck

Titel: Zurueck ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Higgins
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dringlicheres Problem zu lösen.«
    Samanthas Augen weiteten sich fragend.
    »Du müsstest dich mal im Spiegel betrachten.« Wendy zuckte übertrieben theatralisch zusammen, doch um ihre Lippen spielte ein belustigtes Lächeln. »Allerhöchste Zeit, die Fassade zu renovieren.«
    Ihre Worte erzielten den gewünschten Effekt; Samantha lachte laut auf und wischte sich die Tränen ab. »Ich fürchte, du hast Recht. Vermutlich kann ich jeder Vogelscheuche Konkurrenz machen.«
    »Und Sie zittern wie Espenlaub, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.« Paul musterte sie besorgt. »In diesem dünnen Kleid werden Sie sich noch eine Lungenentzündung holen.«
    »Ich weiß nicht, wo mein Schal ist, ich muss ihn irgendwo liegen gelassen haben.« Samantha seufzte, dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste Paul auf die Wange. »Danke, dass Sie so nett zu mir waren, Paul. Sie sind ein echter Freund.«

    In all den Jahren, die Paul nun schon für die Judges arbeitete, hatte er kaum je ein freundliches Wort zu hören bekommen, und kein Judge hatet sich jemals bei ihm für irgendetwas bedankt. Was ihn in seinem Verdacht bestärkte, dass Samantha unmöglich mit dieser arroganten, kalten Sippe verwandt sein konnte.
    Die beiden jungen Frauen machten sich auf die Suche nach einer Toilette, Paul ging in die Kantine, um einen Kaffee zu trinken.
    »Das hast du gut gemacht, Wendy.« Samantha strahlte, als sie ein Paar Jeans von Ralph Lauren, ein T-Shirt und ihren cremefarbenen Lieblingspullover von Lynn Marr aus der kleinen Reisetasche zog, die Wendy ihr gebracht hatte. Sie klang schon fast wieder normal.
    »Ich dachte, dir könnte eine lange Nacht bevorstehen, also habe ich möglichst bequeme Sachen ausgesucht.« Wendy begann, die Unzahl winziger Knöpfe am Rückenteil des Hochzeitskleides ihrer Freundin aufzuknöpfen.
    Samantha streifte ihr zerknittertes, an einigen Stellen eingerissenes Mieder ab und entledigte sich langsam des langen, weich fließenden Seidenrocks. »Kannst du verstehen, dass ich im Moment liebend gern in jeder anderen Haut stecken würde, bloß nicht in meiner eigenen?«, flüsterte sie.
    Wendy fiel keine Antwort darauf ein.
    Samantha hielt den federleichten Rock in beiden Händen und betrachtete ihn ein paar Sekunden kummervoll, dann hob sie das Mieder auf und fuhr mit den Fingerspitzen sacht über die gestickten Rosen. Ihre Unterlippe begann erneut zu zittern, als sie an die katastrophale Wendung dachte, die ihr Hochzeitstag genommen hatte. »In meinen schlimmsten Träumen wäre ich nicht darauf
gekommen, dass dieser Tag so enden würde«, murmelte sie. »Just in diesem Moment sollte ich eigentlich mit Cameron tanzen. Es ist doch bestimmt schon Zeit für den ersten Walzer?« Ihre Stimme drohte zu versagen.
    Doch Wendy ließ nicht zu, dass sie noch länger über die jüngsten Ereignisse nachgrübelte. »Bei den Schuhen war ich mir nicht sicher. Hätte ich Turnschuhe oder lieber Stiefel mitbringen sollen?«, fragte sie.
    Samantha hob den Kopf. »Mir ist beides recht.«
    »Ich hab jedenfalls Stiefel eingepackt. Die eignen sich besser dazu, jemanden in den Hintern zu treten.« Wendy kicherte.
    »Und an wem soll ich die Wirksamkeit einer Stiefelkappe erproben?«
    »Das wird sich zeigen. Samantha, wir müssen dieser Geschichte unbedingt auf den Grund gehen. Entweder spinnt deine Mutter jetzt komplett, oder sie hat dich gerade vor dem größten Fehler deines Lebens bewahrt.«
    Ein Ausdruck von Panik trat auf Samanthas Gesicht. »Um Gottes willen, Wendy, du glaubst, sie könnte die Wahrheit gesagt haben?«
    »Nein, Sam, das glaube ich nicht. Paul und ich haben auf dem Weg hierher darüber gesprochen. Es hat nie auch nur den leisesten Hinweis auf eine Verbindung zwischen dir und den Judges gegeben. Eure Wege haben sich rein zufällig gekreuzt, als du dich um den Job bei Judges Whiskey beworben hast. Ich halte die Möglichkeit einer verwandtschaftlichen Beziehung zwischen euch für ein reines Ammenmärchen. Also führst du deinen heiligen Krieg jetzt ausschließlich gegen deine Mutter. Das wird eine hässliche Schlammschlacht, Sam. Fühlst du dich ihr gewachsen?«

    »Ich weiß überhaupt nichts mehr, Wendy.« Samantha zog ihre Jeans hoch und schlüpfte mit den mechanischen Bewegungen eines Roboters in T-Shirt und Pullover.
    Wendy nahm sie bei der Hand und drückte sie auf einen heruntergeklappten Toilettensitz nieder. »Betrachte die Dinge mal von der positiven Seite. Du sitzt auf dem Klo eines Krankenhauses, alles

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