Zurueck ins Glueck
ist picobello sauber, also halt still und lass mich dein Make-up erneuern. Du siehst schauderhaft aus. Bitte keine Tränen mehr, okay?«
»Ich weiß nicht, ob ich das versprechen kann.«
»Du musst nach vorne blicken, Sam, statt pausenlos über das nachzugrübeln, was heute passiert ist.«
»Und wie soll das gehen? Momentan sehe ich nirgendwo einen Lichtblick. Der schönste Tag meines Lebens hat sich zu einem Albtraum entwickelt. Mein Bräutigam hasst mich, vermutlich wechselt er nie wieder ein Wort mit mir. Immerhin habe ich ihn vor den Augen aller Gäste, eines gottverdammten Fernsehteams und was weiß ich wie vielen in den Ecken lauernden Fotografen vor dem Altar stehen lassen. Was meinst du, wie genüsslich diese Geschichte morgen in allen Zeitungen breitgetreten wird?«
Wendy schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Die Fernsehtypen hatte ich ganz vergessen. Für die war das Ganze natürlich ein gefundenes Fressen. Aber ein Gutes hat die Sache doch. Rose wurde endlich mal von ihrem hohen Ross heruntergeholt. Das war schon lange überfällig.«
Samantha sah ihre Freundin erstaunt an. Von diesem Standpunkt aus hatte sie die Ereignisse noch gar nicht betrachtet.
»Ein Punkt für dich, Wendy. Ich wüsste doch zu gerne,
wie lange die alte Krähe es geschafft hat, Haltung zu bewahren. Hast du übrigens gehört, dass sie ebenfalls im Krankenhaus liegt?«
»Ha!« Wendy schnaubte abfällig. »Alles nur Theater, wenn du mich fragst. Ein Trick, um unliebsamen Fragen aus dem Weg zu gehen.«
Samantha kicherte. »Cams Schwestern haben das Fiasko ja auch live mitbekommen. Caroline ist ja gar nicht so übel, ein bisschen wild und ziemlich ausgeflippt, aber lange nicht so hochnäsig und zickig wie ihre Mutter und ihre Schwester. Stephanie gönne ich einen kleinen Dämpfer jedenfalls von Herzen.«
»O Mann, was für eine Familie«, seufzte Wendy, während sie eine großzügige Dosis Flüssiggrundierung auf Samanthas Wangen verrieb. Trotzdem entging ihr der Blick nicht, den die Freundin ihr zuwarf. »Ich spreche von der Familie, Sam, nicht von Cameron. Der muss ein Wechselbalg sein.« Sie zwinkerte Samantha zu.
»Aber was, wenn Mum doch nicht gelogen hat, Wendy? Ich muss ständig daran denken. Was kann sie nur gemeint haben? Dass Cameron ihr Sohn ist? Oder dass ich nicht ihre... ihre...«
»Quäl dich nicht mit so wüsten Spekulationen herum, Sam. Deine Mutter hat die ganze Geschichte frei erfunden, da bin ich ganz sicher.«
»Aber wenn ein Fünkchen Wahrheit daran ist... begreifst du, was das heißt?«
»Hör auf, Samantha!«
Aber es war zu spät, Samanthas Augen hatten sich schon vor Entsetzen geweitet. »Dann habe ich mit meinem Bruder geschlafen – großer Gott!«
Wendy griff nach einem Eyeliner und fuchtelte damit
drohend vor Samanthas Gesicht herum. »Er ist nicht dein Bruder, Punkt. Und jetzt hör auf, dir den Kopf zu zerbrechen, sonst verpasse ich dir einen Satz blaue Augen.«
»Wendy…« Samanthas Stimme klang fast flehend. »Was, wenn Cameron und ich doch...«
»Wenn du nicht sofort Ruhe gibst, Samantha White, werde ich ernsthaft böse!«
Samantha sank deprimiert auf dem Toilettensitz zusammen.
Wendy schlug einen weicheren Ton an. »Weißt du, was du jetzt brauchst? Deine Mum wird wohl ein paar Stunden fest schlafen, oder?«
»Wahrscheinlich die ganze Nacht durch. Sie haben ihr ein starkes Schlafmittel gegeben. Warum fragst du?«
»Weil du einen Drink gebrauchen kannst. Wir gehen jetzt rüber ins Wicklow Arms und genehmigen uns ein paar Flaschen Gracias.« Ein spitzbübischer Funke tanzte in Wendys Augen. »Ricky und Paul können uns Gesellschaft leisten. Ehrlich gesagt könnte ich auch einen guten Schluck vertragen.«
»Ich muss vorher noch rasch nach Mum sehen.« Samantha schlüpfte in ihre Stiefel.
»Bevor du irgendwo hingehst, kämm dich lieber mal. Deine Frisur löst sich allmählich in Wohlgefallen auf.«
»Gute Idee.« Samantha griff nach der Bürste, die Wendy ihr reichte, und begann, die unzähligen kleinen Haarklammern zu entfernen, die die Friseurin am Morgen so mühsam in ihren Locken befestigt hatte.
»Wusstest du, dass sich Gillian den ganzen Nachmittag um Cameron und Rose gekümmert hat?«, fragte sie Wendy dann. »Sie war vorhin hier, aber ich hatte keine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen.«
»Sie ist eine echte Freundin.« Wendy lächelte. »Ich für meinen Teil hätte einen ganzen Nachmittag mit den Judges nicht ertragen. Dazu fehlt mir die innere Größe.«
»Gillian ist
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