Zurueck ins Glueck
darin, dass Samantha ein zu großes Aktienpaket besitzt. Sie zu heiraten ist der einfachste Weg, beide Geschäftszweige wieder zu vereinen.«
»Was, wenn sie gegen diese Vereinigung ist?« Gillian betonte das Wort ›Vereinigung‹ genüsslich, dabei fuhr sie mit dem Zeigefinger über seinen Penis.
Cameron sah sie überrascht an. »Warum sollte sie? Die Grundidee einer Ehe besteht darin, alles miteinander
zu teilen.« Was er verschwieg, war, dass Gracias’ Beliebtheit wuchs, während die Umsätze von Judges Whiskey zum ersten Mal überhaupt zurückgingen. Noch befand sich das Unternehmen nicht in Bedrängnis, doch die dreißig Prozent der Gracias-Aktien, die er und seine Familie hielten, warfen jetzt schon fast so viel Gewinn ab wie ein paar ihrer unbedeutenderen Whiskeymarken. Und der Trend zeigte weiter nach oben.
Die Hauptsorge von Cameron, den Wirtschaftsprüfern von Judges Whiskey und vor allem von seiner Mutter Rose galt dem Umstand, dass die Familie dreißig, Samantha aber einunddreißig Prozent der Gracias-Aktien besaß. Sie war clever genug gewesen, mit James Judge über ihren Anteil zu verhandeln, als die Aktien praktisch wertlos gewesen waren. Der alte Herr hatte die Ansicht vertreten, null Prozent von Nichts ergäben Nichts, und hatte sich daher entschieden zu großzügig gezeigt. Jetzt war es an Cameron zu retten, was noch zu retten war. Samantha hatte das Geschäft mit einem Risikokapitalgeber finanziert, der die restlichen neununddreißig Prozent des Aktienpaketes übernommen hatte. Die traurige Realität sah nun so aus, dass Sam die Kontrolle über Gracias übernehmen konnte, wenn sie sich mit dem Investor zusammentat. Dieses Risiko musste unbedingt ausgeschaltet werden.
Gillian hegte immer noch Zweifel. »Weißt du, Cam, in mancher Hinsicht ist Sam komisch. Sie hat hart gearbeitet, um Gracias zu dem zu machen, was es jetzt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dir ihre Anteile so mir nichts dir nichts überlässt. Sie hat ein gutes Köpfchen für Geschäfte.«
»Wie wär’s, wenn du jetzt mal dein Köpfchen einsetzt
und mich das ganze Elend eine Weile vergessen lässt?« Cameron vergrub die Hand in ihrer kastanienbraunen Mähne, und als Gillian sich ans Werk machte, lehnte er sich mit einem tiefen Seufzer zurück. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass Samantha White Gracias behielt. Die langhalsigen Flaschen wurden in der Werbung als lateinamerikanischer Fundrink angepriesen. Abend für Abend floss das Gebräu durch Tausende und Abertausende durstiger Kehlen, und niemand schien groß darüber nachzudenken, dass es in der alten Judge-Brennerei in Fiddler’s Point hergestellt wurde.
Gracias ist rechtmäßig mein Eigentum, dachte Cameron grimmig, doch Gillian besänftigte seinen Zorn bald. Sie wusste ihre Zunge wirklich gut zu gebrauchen, das hatte sie ihm schon öfter bewiesen. Zum Glück hatte der Mercedes getönte Scheiben, so blieb Cameron noch genug Zeit, seinen Reißverschluss hochzuziehen, bevor der Chauffeur John die Tür aufriss.
»Mr. Judge, Sir, Ihre Mutter hat ein Privatzimmer bezogen, sie wird gut versorgt. Ihr Vater hat mich gebeten, Sie zu holen. Mrs. Judge möchte Sie sehen.«
»Ich komme sofort. Sie brauchen nicht auf mich zu warten.« Cameron stieg aus dem Wagen, während Gillian versuchte, ihre Frisur zu richten, so gut es ohne Kamm und Spiegel ging.
»Wo soll John dich absetzen, Gill?«, fragte Cameron sie so höflich, als wäre sie nichts anderes als eine gute Freundin für ihn. Das war etwas, was Gillian auf die Palme brachte: Er forderte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit, wann immer es ihm in den Kram passte, aber ansonsten behandelte er sie einfach wie eine von Samanthas Freundinnen. Nun, das würde sich bald ändern. Wenn
Samantha ihn nicht heiraten wollte oder konnte, würde sie, Gillian Johnston, nur allzu gern ihren Platz einnehmen. Und sie wusste auch schon, wie sich dies bewerkstelligen ließ.
»Vor dem Rathnew Manor bitte.« Sie schenkte Cameron ein warmes Lächeln. »Sehen wir uns später noch?«, fragte sie obenhin.
»Mal sehen.« Er zwinkerte ihr zu, als er die Tür schloss. Gillian betätigte den elektrischen Fensterheber und ließ die Scheibe herunter. Sie hatte ihm noch etwas zu sagen.
»Ich muss dir unbedingt noch dein Geburtstagsgeschenk geben.«
Seine Augen leuchteten auf. »Ich dachte, das hättest du gerade getan?«
Gillian fuhr sich lockend mit der Zungenspitze über die Lippen. »Das war nur der Vorgeschmack auf das, was noch
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