Zurueck ins Glueck
kommt.«
John hüstelte und unterbrach so den kleinen Flirt, der sich zwischen den beiden abzuspielen schien. »Soll ich Sie und Ihren Vater später hier abholen?«, fragte er.
»Nicht nötig, ich werde den Hubschrauber rufen.« Cameron lächelte dem Chauffeur freundlich zu. »Er kann auf dem Heliport des Krankenhauses landen.« Dann schüttelte er John die Hand und steckte ihm zwei Hunderteuroscheine zu. »Nochmals vielen Dank, John, Sie haben mir sehr geholfen. Ein wirklich schönes Auto haben Sie da. Sehr bequeme Rückbank.«
Der Chauffeur grinste breit. Für zweihundert Euro verzieh er so manche rüde Bemerkung. Er warf sich in die Brust, als wäre der Mercedes sein persönliches Eigentum.
»Danke, Sir. Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen.«
»Nicht doch.« Cameron bedachte ihn mit seinem ansteckendsten Lächeln. »Die Freude war ganz meinerseits.«
6. Kapitel
W endys Ankunft wurde im Wicklow General Hospital freudig begrüßt. Obwohl Ricky nicht von der Seite seiner Schwester wich und sich nach Kräften bemühte, ihr ein Halt zu sein, wusste er nicht, wie er sie ein bisschen aufmuntern konnte. Wendy dagegen fand instinktiv die richtigen Worte.
»Eins muss man dir lassen, Sam – langweilig wird es mit dir nie!« Sie schenkte ihrer Freundin ein koboldhaftes Grinsen, als sie sie in der Notaufnahme erspähte.
»Wendy!« Samantha stolperte durch den Raum und umarmte sie. »Wie kommst du denn hierher?«
»Paul hat mich gebracht, und du kannst dich bei ihm bedanken, denn es war seine Idee, kurz beim Rathnew Manor zu halten, damit ich dir ein paar Kleider zum Wechseln holen kann. Sie liegen im Auto.« Wendy hatte die Gelegenheit genutzt, sich gleichfalls rasch umzuziehen. Sie sah keine Hoffnung mehr, dass die Hochzeit doch noch stattfinden würde.
»Ach, Wendy, wenn ich dich nicht hätte.« Samantha kämpfte mit den Tränen.
Da der Regen zunehmend stärker wurde, scheuchte Paul die beiden jungen Frauen ins Trockene zurück, als sie die Kleider holen wollten, und trug die Tasche selbst in die Notaufnahme.
Dann musterte er Samantha fast zärtlich. »Sie schlagen
sich tapfer, Sam«, bemerkte er, als er die große Louis-Vuitton-Tasche vor ihr auf den Boden stellte.
Das war zu viel für Samantha. Mit den trunkenen Ausfällen ihrer Mutter wurde sie fertig; das feindselige Benehmen und die Vorwürfe ihres Verlobten konnte sie ertragen, aber Pauls Mitgefühl brachte das Fass zum Überlaufen. Sie schlug die Hände vor das Gesicht und sank gegen Pauls breite Brust. Er legte ungelenk die Arme um sie, als sie am ganzen Leibe zu zittern und zu schluchzen begann wie ein kleines Kind. Dann warf er Wendy einen Hilfe suchenden Blick zu, den diese richtig deutete, zu ihm trat und Samantha ihrerseits umarmte.
»So ist es gut, lass alles raus«, sprach sie sanft auf die Freundin ein. »Keine Braut sollte das erleben müssen, was du heute durchgemacht hast. Mach dir keine Sorgen, wir bekommen schon heraus, was hinter dieser ganzen Sache steckt. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, vergiss das nicht.« Samantha hörte nicht auf zu weinen, aber Wendy wusste, dass ihre Worte trotzdem zu ihr durchdrangen, also durchforstete sie ihr Gedächtnis nach weiteren Trostworten. »Ich denke, deine Mutter liebt dich trotz allem, was sie dir angetan hat, von ganzem Herzen. Sie ist krank, Samantha, das weißt du so gut wie ich. Sie hat diese... diese Probleme schon seit Jahren. Anscheinend konnte sie es nicht ertragen, dich an Cameron zu verlieren, deshalb hat sie dieses Theater in der Kirche verzapft. Aber das ist nicht deine Schuld«, fügte sie rasch hinzu. »Sobald sie sich besser fühlt, wird sich die ganze hässliche Angelegenheit aufklären, und nächstes Jahr um diese Zeit bist du glücklich verheiratet, und wir lachen über diese Geschichte.«
Paul stand regungslos wie eine Statue da, die muskulösen
Arme um die zerbrechliche Gestalt der Braut geschlungen. Er kam sich vor wie zu Marmor erstarrt, aber sie schien sich in seiner Umarmung sicher und geborgen zu fühlen.
»Cameron liebt dich«, fuhr Wendy fort. »Nur das zählt. Schick den Rest des ganzen Packs zum Teufel, wenn sie dir das Leben schwer machen wollen.«
Samantha wandte den Blick ab. Ihr Gesicht war aschfahl, ihre Augen vom Weinen rot gerändert und verquollen. Tränen strömten ihr über die Wangen. Sie sah verheerend schlecht aus. Wendy beschloss, ein Risiko einzugehen. »Himmel, Sam, hak die Judge-Krise erst einmal ab. Im Moment haben wir ein viel
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