Zurueck ins Glueck
ein Engel. Genau wie du, Wendy.«
»Wozu sind Freunde da?« Wendy zupfte die letzte Klammer aus Samanthas Haar. »Und jetzt kräftig durchbürsten. Dein Make-up ist wieder perfekt, auch wenn Eigenlob bekanntlich stinkt. Ich gehe jetzt die Männer suchen, wir treffen uns am Eingang der Notaufnahme, wenn du nach deiner Mum geschaut hast, okay?«
Samantha, die mit der Bürste durch ihr langes blondes Haar fuhr, hielt einen Moment mit ihrer Tätigkeit inne und musterte ihre Freundin forschend. »Geht zwischen dir und Paul irgendetwas vor, wovon ich wissen sollte, Wendy Doyle?«
»Ist er nicht ein toller Mann?« Wendy grinste. »Aber die Antwort auf deine Frage lautet Nein. Es gibt nichts, was du wissen müsstest... noch nicht.«
Auf der Privatstation des St.-Vincent-Krankenhauses in Dublin herrschte friedliche Stille.
»Cameron?« Roses Stimme klang schwach und zittrig. »Komm zu Mutter, Liebling.«
»Ich bin hier, Mutter. Schlaf jetzt. Du brauchst Ruhe«, bat Cameron leise.
Insgeheim verabscheute er die Art, wie sie mit ihm sprach – als ob er noch ein kleines Kind wäre -, aber lebenslange Gewohnheiten ließen sich nun einmal schwer abstellen. Er durchquerte den Raum und setzte sich auf die Kante ihres Bettes.
Dann nahm er Roses Hand in die seine. »Ruh dich aus, Mutter. Du hast einen furchtbaren Tag hinter dir. Versuch,
eine Weile zu schlafen.« Zu seiner Erleichterung gehorchte sie und schloss die Augen.
Cameron sah sich in dem Zimmer um. Erst jetzt nahm er seine Umgebung bewusst wahr. Was Komfort betraf, so schlug dieses Krankenhaus das Wicklow General um Längen, stellte er mit grimmiger Befriedigung fest. Der Raum war hell, ansprechend eingerichtet und bot genug Platz für das Bett, zwei Stühle für Besucher und einen kleinen Tisch. Hinter ihm befand sich eine Tür, die vermutlich zum Bad führte. Außerdem gab es einen Einbauschrank, einen Fernseher mit Fernbedienung, ein Videogerät und einen kleinen Kühlschrank. Die vorherrschenden Farben waren Rosa und Grau, ein wenig altmodisch vielleicht, aber nicht so steril wie das übliche Weiß. Bettwäsche und Vorhänge waren in den gleichen Tönen gehalten. Eine Wand des Zimmers wurde fast vollständig von einem riesigen Fenster und der Tür zum Balkon eingenommen.
James Judge hatte sich für ein paar Minuten entschuldigt; er hatte seinem Sohn gesagt, er wolle sehen, ob er in der Cafeteria einen Kaffee oder wenn möglich etwas Stärkeres bekommen konnte, immerhin habe er einen harten Tag hinter sich. Cameron knirschte mit den Zähnen. Er war ja wohl derjenige, dessen Nerven heute am meisten zugemutet worden war. Wie hatte das alles nur passieren können! Was für ein beschissener Geburtstag, dachte er, als er auf seine Uhr blickte. Schon nach sieben. Wo war nur der ganze Nachmittag geblieben? Rose begann leise zu schnarchen, ihr schien wirklich weiter nichts zu fehlen. Kurz darauf öffnete eine Schwester lautlos die Tür und schob den Kopf in den Raum.
»Alles in Ordnung?«, flüsterte sie.
Cameron nickte und bedachte sie mit seinem strahlendsten Erobererlächeln, woraufhin sie ihm ein Zeichen machte, auf den Gang hinauszukommen. »Hallo.« Sie streckte ihm eine Hand hin.«Sie müssen Cameron sein.«
»Schuldig im Sinne der Anklage.« Er sah ihr tief in die schönen dunkelbraunen Augen, während er ihre Hand drückte. »Und Ihr Name ist...«
»Emily. Ich habe mich nach ihrer Einlieferung um Ihre Mutter gekümmert.«
»Tausend Dank.«
»Ich weiß nicht, was man in so einem Fall sagt, aber es tut mir wirklich leid, dass Ihr Hochzeitstag in einem solchen Desaster enden musste.« Sie wirkte ein wenig verunsichert.
Plötzlich ging Cameron auf, dass die Ereignisse dieses Nachmittags das am schlechtesten gehütete Geheimnis der Welt waren. Er trug ja noch immer seinen Cut! Verärgert sog er den Atem ein. Er hasste es, wenn Hinz und Kunz über seine Privatangelegenheiten Bescheid wussten.
Aber ihm blieb keine andere Wahl, als gute Miene zu bösem Spiel zu machen. »Nun ja«, seufzte er. »Ich weiß selber nicht genau, wie das alles gekommen ist, aber ehrlich gesagt mache ich mir momentan nur Sorgen um meine Mutter. Können Sie mir sagen, wie es um sie steht?« Mühelos gelang es ihm, das Gespräch von seiner Person abzulenken.
Emily straffte sich. Sie fühlte wieder sicheren Boden unter den Füßen. »Wir wollen sicherheitshalber noch ein paar Untersuchungen durchführen. Sie sind für morgen früh angesetzt. Aber es liegt auf der Hand, dass die
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