Zurueck ins Glueck
Jahren hörte das auf«, antwortete Samantha leise.
»Verstehe.« Wendy senkte betreten den Kopf.
»Hey.« Rickys betonte Fröhlichkeit wirkte ein wenig gezwungen. »So ist nun mal das Leben. Ab und zu kriegt man einen kräftigen Tritt in den Hintern.«
Die beiden Frauen wechselten einen Blick. »Wie wahr«, nickte Samantha.
»Wie wahr«, stimmte Wendy zu.
Sie bestellten eine neue Runde Gracias und taten ihr Bestes, nicht mehr auf den grässlichen Tag zu sprechen zu kommen, der hinter ihnen lag. Ricky erinnerte sich wieder daran, dass es Samstagabend war. Nach einer Stunde schlenderte er an die Bar, wo er sofort von zwei hübschen jungen Mädchen umringt wurde.
»Er kann eben nicht aus seiner Haut«, seufzte Samantha, lächelte dabei aber nachsichtig.
»Mit ihm auszugehen, ist kein reines Vergnügen, was?«, bemerkte Wendy. »Am Ende sitzt du zuverlässig allein da.«
»Stimmt, sobald er junge, passable Frauen ohne Begleitung und ohne Ehering erspäht, umschwirrt er sie wie eine Motte das Licht. Korrigiere – sobald er junge, passable Frauen erspäht. Auf etwaigen männlichen Anhang nimmt er wenig Rücksicht.«
Wendy nickte. »Sei froh, dass du dich schon vor einiger Zeit vom Singlemarkt verabschiedet hast, Sam. Da wird mit harten Bandagen gekämpft, das kannst du mir glauben.« Sie deutete auf die Scharen lachender, miteinander flirtender junger Leute im Pub. »Hör auf meinen Rat und halt an Cameron fest. Er liebt dich, du liebst ihn, und brauchbarer Ersatz ist schwer zu finden.«
Samantha musterte die anderen Gäste nachdenklich. Für sie schien ein samstagabendlicher Besuch im Pub der Höhepunkt der Woche zu sein. Unwillkürlich musste sie daran denken, dass ihr eigenes Leben in eine ganz andere Richtung gesteuert war – Abende daheim vor dem Kaminfeuer, vielleicht ein paar Hunde, die auf dem Boden
schnarchten, über den Flammen geröstete Marshmallows – traute Zweisamkeit pur. Vielleicht musste sie sich ein für alle Mal von diesen Träumen verabschieden. Samantha fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. Im Pub war es so warm und stickig, dass sie bereits ihren Pullover ausgezogen hatte. Zum Glück trug sie das T-Shirt darunter.
»Meinst du nicht, du solltest Cameron einmal anrufen?«, wagte Wendy einen zaghaften Vorstoß.
»Ich wüsste gar nicht, was ich zu ihm sagen sollte.«
»Versuch’s mal mit ›Hallo‹.«
»Ich kann nicht.« Panik spiegelte sich in Samanthas Gesicht wider. »Irgendetwas hält mich davon ab, aber ich weiß nicht, was.«
»Du schämst dich, weil du ihn in der Kirche stehen gelassen hast. Dazu besteht aber kein Anlass, Sam. Du hast ganz richtig gehandelt. Aber du liebst ihn doch immer noch, nicht wahr? Oder hat sich an deinen Gefühlen für ihn inzwischen irgendetwas geändert?«
»Nein, natürlich nicht. Ich liebe ihn immer noch, ich kann mir nicht vorstellen, je mit einem anderen Mann mein Leben zu teilen, und ich möchte auch immer noch Kinder mit ihm haben.« Doch dann schlug sie eine Hand vor den Mund. »O Gott, was den letzten Teil betrifft – stell dir vor, Mum hat doch die Wahrheit gesagt!« Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Dann habe ich mit meinem eigenen Bruder geschlafen! Das ist ja krank! Stell dir vor, ich wäre von ihm schwanger geworden – ich darf gar nicht darüber nachdenken.«
»Schluss jetzt!« Wendys Stimme überschlug sich beinahe. »Sam, hör bitte auf. Du machst dich nur selber verrückt. Das Einzige, was du jetzt tun musst, ist, mit
deiner Mutter über all das zu reden. Sie soll dir erklären, was sie mit ihrer Aktion heute bezweckt hat. Bis sie das nicht getan hat, kommst du ja doch nicht zur Ruhe.«
Samantha erwog diesen Vorschlag einen Moment lang. »Ja, du hast völlig Recht. Ich muss unbedingt mit Mum sprechen, und am besten auch mit Pablo.«
»Gute Idee, vielleicht kann er etwas Licht in das Dunkel bringen. Aber da der Weg zu deiner Mutter kürzer ist, sollten wir mit ihr anfangen.«
Samantha legte ihrer Freundin eine Hand auf die Schulter. »Wendy, du bist wirklich ein Schatz, aber das ist eine Sache, die ich alleine klären muss.«
»Bist du wahnsinnig? Ich denke gar nicht daran, dich alleine in die Höhle des Löwen gehen zu lassen.«
»Es geht nicht anders. Wenn du dabei bist, kann es sein, dass ich keinen Ton aus ihr herausbringe.«
»Hallo? Sprechen wir beide von derselben Frau? Der Dame, die erst vor ein paar Stunden die angesagteste Hochzeit des Jahres hat platzen lassen? Sie wird reden wie ein Wasserfall,
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