Zurueck ins Glueck
…« Sie fand nicht die richtigen Worte, um ihre Freundin zu beschreiben.
»Ich weiß!«, quiekte Gillian. »Wie die Herrin vom See in dem Ballygowan-Werbespot im Fernsehen!«
Samantha und Wendy sahen sich einen Moment lang an, dann brachen sie in Gelächter aus.
»Typisch Gilly! Du siehst alles durch die Brille der Werbung. Ein echtes Kind der Mediengesellschaft!«
Gillian beschloss, die Bemerkung als Kompliment zu werten. »Und wieso bekomme ich dann nichts zu trinken?« Sie klickte mit ihren Absätzen wie Dorothy im Zauberhaften Land . »Wir Werbefuzzis sind am kreativsten, wenn wir unter Strom stehen, das dürfte sich doch mittlerweile herumgesprochen haben. Ich finde, es ist Zeit, den Champagner anrollen zu lassen.«
»Die beste Idee des Tages.« Wendy ging zum Telefon, um den Zimmerservice anzurufen.
Dann war es an Samantha, die im etwas traditionelleren Stil gehaltenen rohseidenen Kleider ihrer Brautjungfern zu bewundern. Die knielangen Röcke waren auf Gillians Betreiben hin hinten mit einem aufreizenden Schlitz versehen worden. Der Champagnerton schmeichelte ihrem hellen irischen Teint und betonte vor allem Gillians cremefarbene Haut und ihr kastanienbraunes Haar. Beide beklagten insgeheim den Umstand, dass Gott ihnen nicht Samanthas Figur geschenkt hatte, trösteten sich aber damit, dass mit Sams Supermodelmaßen ohnehin kaum eine Frau mithalten konnte.
»Sämtlichen Männern werden die Augen aus dem Kopf fallen, wenn sie euch sehen«, versicherte Samantha ihnen, als der Champagner gebracht wurde.
»Nun, unsere Oberweite ist nun mal unser größter Vorzug, warum sollen wir sie da nicht so gut zur Geltung bringen, wie es geht?«, fragte Wendy, während sie sich vor dem Spiegel drehte.
»Dagegen ist absolut nichts einzuwenden«, nickte Samantha. »Aber zeig nicht zu viel davon, bevor die ganzen alten Krähen im Bett verschwunden sind.«
»Ach, woher! Ich doch nicht.« Wendy sah sie mit gespielter Entrüstung an. Dass sie ihre Brüste schon früher
reichlich freizügig zur Schau gestellt hatte, wenn sie einen Schluck zu viel getrunken hatte, schien ihr völlig entfallen zu sein.
»Okay, worauf trinken wir?« Samantha füllte drei Champagnerflöten mit Bollinger.
Wendy und Gillian nahmen ihre Gläser entgegen und hielten sie in die Höhe.
»Wie wäre es damit – auf alte Freunde und neue Anfänge?«, schlug Gillian vor.
Wendy und Samantha wechselten einen Blick. »Tüüüpisch!«, prusteten sie dann wie aus einem Mund.
»Bitte?« Gillian setzte eine gespielt gekränkte Miene auf.
»Du kannst deinen Beruf einfach nicht verleugnen, du hast immer irgendein Schlagwort parat«, erklärte Wendy. »Aber ich finde, diesmal hast du den Nagel wirklich auf den Kopf getroffen. Also auf alte Freunde und neue Anfänge!«
Die drei Freundinnen stießen miteinander an und wiederholten den Trinkspruch, dann nahmen sie jede einen großen Schluck.
Das Telefon klingelte. Wendy nahm den Hörer ab. »Die Wagen der Braut und der Brautjungfern sind vorgefahren, und dein göttlicher kleiner Bruder kommt gleich rauf«, verkündete sie.
»Okay, Mädels, los geht’s. Seid ihr bereit?«
»Bereit und gewappnet. Und wie steht’s mit dir? Alles in Ordnung, Sam?« Gillian berührte sie leicht am Arm.
Samantha wusste, dass Gillians Frage sich nicht auf Cameron Judge und den Umstand bezog, dass sie im Begriff stand, den einzigen Sohn von Irlands reichster Familie zu heiraten. Sie spielte auch nicht auf die Schwiegermutter
und die Schwägerinnen aus der Hölle oder auf das für den Nachmittag angesetzte Fotoshooting für Hello! an.
Was Gilly meinte, war, dass außer ihrem Bruder Ricky niemand von Samanthas Familie an der Hochzeit teilnehmen würde. Was würde sie nur ohne Ricky anfangen? Samantha seufzte tief, um ihrer angestauten inneren Anspannung Luft zu machen, dann nickte sie Gillian dankbar zu.
»Alles bestens, ehrlich. Heute ist der große Tag, also lasst die Show beginnen, wie du es ausdrücken würdest, Gilly.«
Gillian musterte sie einen Moment forschend, dann küsste sie sie leicht auf die Wange.
Wendy umarmte sie leicht. »Wir sehen uns dann in der Kirche.«
»Ja.« Ohne sich ihr wachsendes Unbehagen anmerken zu lassen, winkte Samantha den beiden nach, als sie den Raum verließen. »Wir sehen uns in der Kirche.«
2. Kapitel
D ie plötzliche Stille im Raum zerrte an ihren Nerven. Samantha trat an das große Erkerfenster ihrer Suite. Von dort bot sich ihr ein atemberaubender Ausblick auf die gepflegte
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