Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
versuchte. Immerhin spielte sie mit seinem Erfolg, als Erster in der Geschichte dieser Klinik gesunden Vierlingen den Weg ans Licht der Welt gebahnt zu haben.
„Hallo, Karo, was gibt es Neues bei euch?“
„Danilo, sei gegrüßt. Nett von dir, dass du anrufst.“
„Wie geht es meinen fünf Kleinen?“
„Und selber?“
Seit Karo ihre Wohnung geräumt hatte und er sie nicht mehr besuchen konnte, rief Danilo regelmäßig in ihrem selbst gewählten Exil bei Familie Wichmann an. Als er jetzt Karos ausweichende Worte vernahm, schüttelte er alarmiert den Kopf und seufzte verhalten. Beinahe jeden Tag hörte er mit wachsender Unruhe von den Schwierigkeiten des Doktor Bernd mit der Schwangeren, die Vierlinge erwartete. Die besorgten Blicke der Schwestern und die heftigen Diskussionen ließen auf durchaus begründete Bedenken schließen. Doch genauso wenig gingen die immer häufiger und offener geäußerten Vorwürfe gegen die verantwortungslose, werdende Mutter spurlos an Danilo vorüber.
Selbstverständlich hatte es sich längst unter der Belegschaft des Krankenhauses herumgesprochen, dass der umschwärmte Doktor Stojanow der glückliche Vater der Vierlinge war. Ha, von wegen glücklich! Das aufrichtige Bedauern in den Kommentaren der Schwestern und Ärztinnen war nicht zu überhören. Armer Doktor! Vier Kinder auf einen Schlag, wie sollte ein Mann das verkraften? Dass er sich wirklich darauf einließ …
„Danke, es geht uns bestens. Dieser Bernd meckert zwar ohne Unterlass, aber dafür werdet ihr Ärzte schließlich bezahlt. Ich fühle mich jedenfalls blendend.“
Natürlich kannte Danilo die Wahrheit. Und Karo war klug genug, das zu wissen. Das gut funktionierende Informationssystem der Klinik hatte sie am eigenen Leib erlebt. Allerdings verspürte sie nicht das geringste Bedürfnis, sich auf eine Diskussion mit Danilo über ihr Befinden einzulassen. Sie betete inständig darum, er möge sie verstanden haben.
„Angel macht sich trotz allem Sorgen um dich. Doktor Bernd hat mit ihm geredet“, lenkte Danilo behutsam das Gespräch auf dieses Thema.
„Er macht sich Sorgen? Um mich? Dass ich nicht lache!“ #Unverhohlene Bitterkeit schwang in ihren Worten und obwohl es Danilo schmerzte, konnte er ihr nicht verübeln, dass sie momentan kein gutes Haar an Angel ließ.
„Er soll mich bloß in Ruhe lassen! Ich will ihn nicht mehr sehen. Nie wieder, hast du gehört? Und das kannst du deinem sauberen Freund getrost ausrichten.“
„Angel möchte sich bei dir entschuldigen. Seit gestern lässt er sich therapieren. Außerdem hat er Anzeige gegen sich selbst erstattet und wurde vom Chefarzt vorübergehend vom Dienst beurlaubt. Karo, gib ihm eine Chance.“
„Wie oft denn noch? Ich kann nicht immer und immer nachgeben, ohne irgendwann unglaubwürdig zu werden, meinst du nicht? Also, hör auf, ständig um gut Wetter für ihn zu bitten. Halt dich einfach raus. Wenn er etwas von mir will, soll er es mir gefälligst selbst sagen. Ich will nicht mehr an ihn denken. Nur an mich.“ Wenn sie mal dran dachte. „Und an die Kinder.“ Die ihr keine Ruhe ließen. „Sag Angel auf keinen Fall, wo ich bin. Das musst du mir versprechen. Ich ertrage im Moment keine Aufregungen mehr. Dafür sorgen schon meine Prüfungen. Mir ist ständig … Also … na, du weißt ja, welche Probleme Schwangere außer einem dicken Bauch mit sich rumschleppen.“
„Wenn du es nicht möchtest, werde ich Angel selbstverständlich nicht sagen, wo du derzeit wohnst.“
Ich muss sie sehen! Verdammt, Karo, ich bin mir sicher, dass dich mehr als bloß die üblichen Beschwerden werdender Mütter plagen! Ich kenne dich zu gut, vergiss das nicht.
Seine Finger zitterten verdächtig, als er in dem Kalender blätterte, der auf dem Telefontisch lag. Dann erhellte sich seine Miene und ein erleichterter Seufzer schlich sich über seine Lippen. Die nächsten Worte hatten mehr Ähnlichkeit mit einem hastigen Ausruf als mit einer simplen Frage, die er Karo stellte: „Habe ich dir schon erzählt, dass am übernächsten Wochenende unsere Einzugsfeier stattfindet?“
„Oh, ich wusste nicht, dass ihr mit dem Umbau bereits fertig seid. Ihr habt euch wirklich sehr beeilt.“
„Nach dem ersten hättest du uns von echten Profis nicht mehr unterscheiden können. Es war das reinste Kinderspiel.“
„Nach dem ersten … was? Ich dachte, ihr baut euch eine Wohnung aus?“
„Nun ja “, Danilo ballte die Hand zur Faust und donnerte sie gegen seine Stirn,
Weitere Kostenlose Bücher