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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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schwere Hände auf seine Schultern legten und ihn herumrissen. Zwei graue Augen funkelten ihn an, bevor eine harte Faust in seinem Gesicht landete.
    U nd Karo schrie noch immer.
     
    Seit er vor mehr als dreißig Jahren eine Assistenzstelle in dieser Klinik angetreten hatte, bewohnte Professor Vogel ein geräumiges Appartement in einem Seitenflügel des Hauses. Ja, es stimmte, er war mit seinem Beruf verheiratet und empfand es deswegen als vollkommen normal, selbst in seiner Freizeit für Kollegen und Patienten erreichbar zu bleiben. Aus diesem Grund wurde seine Anordnung, umgehend über sämtliche Veränderungen am Zustand der Frühchen von Karo und Angel in Kenntnis gesetzt zu werden, ganz selbstverständlich respektiert. Dabei interessierte niemanden, dass die Belange der Perinatalmedizin nicht in den unmittelbaren Verantwortungsbereich des Chefarztes fielen. Denn genau wie vor dreißig Jahren für sein Sorgenkind Angel fühlte sich der Professor nun für dessen Kinder verantwortlich. Kommentarlos akzeptierten die Mitarbeiter der Station seinen Wunsch.
    Ohne zu zögern war Professor Vogel auf die Neugeborenenstation zu Doktor Arrab geeilt, wo er Zeuge eines unglaublichen Zornausbruchs wurde.
    Erneut hielt er Danilo zurück, während Karo von Doktor Arrab und einer Schwester in ein freies Krankenzimmer geführt wurde. Wortlos, mit einem Blick, der keinen Widerspruch dulden würde, deutete der Chefarzt auf den Besucherstuhl vor seinem Schreibtisch und verschwand nebenan in der kleinen Küche. Er räusperte sich betreten, als er zurückkam und Danilo einen Eisbeutel reichte.
    „Ich wusste gar nicht, dass ich so sauer werden kann“, entschuldigte er sich und legte einen weiteren Eisbeutel über seine eigenen Fingerknöchel.
    „Ich hätte genauso wenig vermutet, dass ich derart die Nerven verlieren könnte. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es tut mir leid.“
    „Mir auch, Danilo. Ich wollte dich nicht verletzen.“
    „Wahrscheinlich sollte ich mich für Ihr Eingreifen bedanken. Ich weiß nicht, was ich noch getan hätte, wenn Sie nicht dazwischen gegangen wären.“
    Als es an seine Bürot ür klopfte, öffnete Professor Vogel der Nachtschwester, die zwei Becher Kaffee in den Händen hielt.
    „Frau Seiler ist nach der Injektion sofort eingeschlafen. Sie müssen sich keine Sorgen machen. Ich kümmere mich um sie“, hörte Danilo sie sagen.
    „Du solltest Karo vorerst nicht aus den Augen lassen“, wandte sich der Professor an seinen jungen Kollegen und schob ihm einen Becher über den Tisch. Trotz der beruhigenden Worte der Schwester klang Besorgnis aus seiner Stimme.
    „Ich hatte eher erwartet, man würde mich nicht mehr in ihre Nähe lassen. Dass Sie mich in Ketten legen oder zumindest der Klinik verweisen wie Angel. Möglicherweise ist Aggressivität ja ansteckend.“
    „Lass den Quatsch“, fauchte der Chefarzt gereizt.
    „Haben Sie keine Angst, es könnte sich wiederholen?“
    „Nein, habe ich nicht, denn dazu wird es nicht kommen.“
    „Wollen Sie … mich …“
    „Nun hör mir einmal gut zu, mein Junge. Ich weiß ganz genau, welche Arbeit du hier leistest. Du opferst dich für Karo und die Kinder auf und kümmerst dich um das Haus. Angels Haus. Es ist nicht verwunderlich, wenn dein Nervenkostüm in letzter Zeit gelitten hat. Dein letzter Urlaub liegt schon beinahe ein Jahr zurück.“
    „ Ein schwacher Trost. Das hätte nicht passieren dürfen! Ausgerechnet jetzt. Nicht mir!“
    Es war unüberhörbar Verdruss, der in seinem Ton mitschwang, als der Professor nachfragte: „Und warum nicht? Bist du so viel anders als wir Normalsterbliche? Hältst du dich für jemand Besseren, unbesiegbar und göttlich perfekt?“
    „ Wie? Aber … das habe ich nie behauptet“, entgegnete Danilo völlig überrumpelt. „Warum drehen Sie mir das Wort im Mund um?“
    „Weil e s sich nicht wiederholen wird, Danilo. Du bist psychisch nicht derart labil …“
    Er wäre vor Dankbarkeit, gerade noch rechtzeitig seinen Satz abgebrochen zu haben, beinahe in die Knie gesunken.
    „Wenn Sie es sagen.“
    „Lass Karo nicht aus den Augen“, bat der Professor eindringlich. „Ich kenne niemanden, der ihr näher steht als du. Ihre Familie ist unauffindbar. Karo hat stets alle Fragen danach abgeblockt, nicht einmal die Uni kann Auskunft geben. Und ihre Kommilitonen … Keine Chance. Danilo, du musst ihr helfen. Sie schafft das nicht alleine.“
    „Ich auch nicht! Sie haben es selbst gesehen. Ich habe versucht, ihr

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