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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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führte und nicht zuletzt das Immunsystem blockierte.
    W enngleich Angel darauf trainiert war, seine Selbstachtung sogar in einer würdelosen Situation zu behalten, er war seit zwei Jahren in ihrer Gewalt! Und es waren die Schreie eines Wesens, das aufgegeben hatte.
    Die Zeit lief ihnen davon!
    Erst vor kurzem hatte er einen Artikel gelesen, in dem die Wirkung starker, akuter, aber genauso lang andauernder, schwächerer Schmerzen auf Nerven beschrieben wurde. Demnach wurden im Laufe der Zeit im Rückenmark gerade solche Nervenbahnen geschädigt, die normalerweise Schmerzen dämpften. Wurden sie nicht wirksam behandelt, konnte es passieren, dass sich die Zellen aufgrund der häufigen extremen Reize mithilfe bestimmter Eiweißmoleküle umbauten. Die Schmerzschwelle sank dramatisch und die Betroffenen reagierten irgendwann hypersensibel. Dann reichte mitunter eine leichte Berührung, ein sanftes Streicheln, um im Kopf des Patienten – oder des Gefangenen – als Höllenqual umgedeutet zu werden.
    Neurologen war es gelungen, mithilfe eines Positronen-Emissions-Tomografen einen Schwellenwert zu ermitteln, bei deren Überschreiten das Gehirn begann, schmerzstillende Endorphine auszuschütten. Wenn also im Umkehrschluss jemand konstant knapp unterhalb dieser Grenze blieb und damit dem Schmerzzentrum die Möglichkeit nahm, dem Schmerz körpereigene Stoffe entgegenzusetzen, dann konnte man einen Menschen auf diese Weise systematisch in den Wahnsinn foltern.
    Mit zusammengekniffenen Au gen registrierte Karo, wie zornige Verzweiflung Danilo das Gesicht rot färbte. Sie spürte ihren Herzschlag bis zum Hals und drängte einen Schluchzer zurück. Zu sehr erinnerte sie dieses Bild an Angel, als er die Hand gegen sie erhoben hatte.
    „Woher soll ich wissen, was das heißt? Man hat ihn entführt, um irgendwelche Informationen aus ihm zu pressen – mit Gewalt! Seit zwei Jahren! Und du fragst, wie es ihm geht? Wir sollten von Glück reden, dass er überhaupt noch am Leben ist.“
    Tränen schossen Karo aus den Augen und überschwemmten ihre Wangen. Sie presste verzweifelt die Bettdecke vors Gesicht. Danilo sollte ihre Enttäuschung über seine unbeherrschte Reaktion nicht bemerken.
    Zum Teufel! Er war ein Idiot! Konnte er sich nicht wenigstens vor Karo zusammenreißen? Für sie musste diese unerwartete Nachricht mindestens ebenso schockierend sein. Und dass sie fragte, lag nun einmal in ihrer Natur. So gut sollte er sie mittlerweile kennen. Sie erwartete von ihm Antworten und Trost und keine unbedachten Gefühlsausbrüche. Damit war niemandem von ihnen geholfen.
    Seine Hand zitterte, als er sac ht über ihre Haare streichelte. „Das wollte ich nicht. Ich wollte dir nicht wehtun, Karo. Niemals. Ich bin nur ziemlich durcheinander. Es kommt alles so überraschend. Seit mehr als zwei Jahren warten wir und jetzt …“
    Sie schwiegen lange , während jeder für sich Danilos angefangenen Satz vollendete. Was würde werden, wenn Angel zurückkam?
    Karo musste all ihren kümmerlichen Mut zusammennehmen, um die nächste Frage über die Lippen zu bringen. „Du kennst Sina Bertram besser, als du behauptet hast. Was wollte sie von dir?“
    „Karo . Bitte nicht.“
    „Du hast ihr ‚Guten Appetit’ gewünscht, als ihr euch irgendwann beim Mittagessen einen Tisch geteilt habt“, wiederholte sie seine Worte und ihm wurde klar, dass sie ihm schon damals nicht geglaubt hatte.
    Er bemerkte, wie erneut Tränen ihre Augen verschleierten, und ließ resigniert die Hände sinken. „Ich habe dich belogen. Einmal mehr war es eine Lüge, die ich dir aufgetischt habe. Trotzdem muss ich dich bitten, nicht weiter zu fragen. Ich möchte dich nicht noch mehr verletzen. Doch genau das müsste ich tun, würde ich dir die Wahrheit sagen, die Wahrheit und alles andere, was ich weiß.“
    Karo schloss die Augen und atmete tief durch. Eines Tages würde sie sich daran gewöhn t haben, beschwichtigte sie sich. Eines Tages würden ihr das Schweigen und die Lügen und Ausflüchte nichts mehr ausmachen. Sie wusste, dass Danilo nichts aus Boshaftigkeit tat. Er liebte sie und hatte nie etwas anderes gewollt, als sie zu beschützen. Sie musste ihm vertrauen.
    „Wer, a bgesehen von der Bertram, hat ihn … will Informationen von Angel? Was für Informationen? Hat er denn als Arzt Zugang zu solch brisantem Material, dass man dafür eine Entführung riskiert?“
    Danilo ballte die Fäuste und seine Augen verengten sich. „Seine Arbeit in der Klinik ist es nicht allein.

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