Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
Frage, schien ihn weder zu sehen noch zu hören. Sie hielt ihre Arme um den Oberkörper geschlungen und starrte mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin.
„Ich weiß nicht, von welchem Baby sie spricht.“ Verunsichert drehte sich Angel zu dem Polizisten um und dann wieder zurück zu Karo, die noch immer nichts sagte.
„In dem Auto war nur eine Person.“
Aus einem Impuls heraus griff Angel nach Karos Lederbeutel, der ziemlich fehl am Platz auf der Stereo-Anlage lag. Ordnung halten gehörte ganz offensichtlich nicht zu ihren Stärken, doch darüber mit Karo reden, würde er auf einen späteren Zeitpunkt verschieben müssen. Auch die Sedimentschichten auf dem Tisch waren eine Herausforderung an die Gesetze der Schwerelosigkeit. Überall lagerten Dinge über anderen Dingen, die vermutlich bloß den Mädchen zuliebe und mit gutem Zureden ihr Gleichgewicht halten konnten. Er schob Zeitschriften und Zeichenkohle, Briefpapier und Bücher, Brillenputztücher und – mit missbilligend hochgezogenen Augenbrauen – einen benutzten Löffel zur Seite, bis die Tischplatte zum Vorschein kam. Er konnte sich nicht erinnern, diese schon einmal gesehen zu haben, und wühlte mit einem Gefühl des Widerwillens in dem bunt durcheinandergewürfelten Inhalt des Rucksacks. Schließlich legte er jedes Teil einzeln auf den Tisch, fand jedoch nicht, wonach er suchte.
„Kann es sein, dass eine der beiden Frauen schwanger ist?“
„Ich weiß es nicht. Möglich wäre es natürlich.“ Ein nervöses Lächeln zuckte über Angels Gesicht. „Ja, sicher. Catherine verriet am Telefon lediglich, sie hätten etwas zu feiern.“ Er deutete verlegen auf den gedeckten Esstisch mit den hohen, silbernen Kerzenständern und den eleganten Sektflöten. „Ich weiß allerdings nicht, was es für einen Grund gibt, da ich selber erst kurz vor Ihnen hier eingetroffen bin und mit Karo … Frau Seiler lediglich über Catherine gesprochen habe. Ich werde ihr ein leichtes Beruhigungsmittel geben. Sie kann Ihnen in diesem Zustand nicht weiterhelfen.“
„Ich m uss Ihnen anschließend ein paar Fragen stellen.“
„Selbstverständlich. Entschuldigen Sie mich. Es wird nicht lange dauern.“
Wenig später schloss Angel die Tür zu ihrem Zimmer. Karo war tatsächlich sofort eingeschlafen.
Mit sorgenvollem Blick erkundigte er sich bei Kommissar Richter: „Sie wissen nicht, wer die … der Tote in dem Auto ist?“
„ Bis jetzt noch nicht.“ Kopfschüttelnd fügte der Polizeibeamte hinzu: „Es ist nicht viel übrig geblieben, doch die Gerichtsmediziner sind bereits bei der Arbeit.“
„ Was vermuten Sie? Ein technischer Defekt im Motorraum, der zu einem Brand führte? Aber selbst ein Feuer im Wageninnern breitet sich nicht derart schnell aus, dass sie sich nicht mehr … Hatte Cat Tailor zuvor einen Unfall, dass sich die Tür des Mini nicht öffnen ließ? Bis ein Auto komplett in Flammen steht, vergehen unter Umständen bis zu acht Minuten. Es muss doch jemand in der Nähe gewesen sein, der ihr hätte helfen können. Um diese Zeit herrscht noch viel Verkehr in der Stadt.“
„Sie haben vollkommen Recht mit dem, was Sie sagen. Ich will Klartext mit Ihnen reden. Frau Tailor wollte Sie aus der Klinik in der Buchnerstraße abholen?“
Überrascht blickte Angel auf. Hatte er irgendetwas geäußert, was den Kommissar darauf schließen ließ? Er nickte knapp.
„Die Zeugenaussagen und der Zustand des Autos lassen auf eine Explosion schließen. Eine gewaltige Explosion.“
„Eine Explosion?“ Seine Wangenmuskeln zuckten, so fest biss er seine Zähne aufeinander, während er fieberhaft überlegte, was das bedeutete. „Ein Auto explodiert nicht, es sei denn … es sei denn, es hat … Sprengstoff geladen.“
Er musste nicht auf Richters Antwort warten, um zu wissen, dass er Recht hatte. „Die Mädchen sind keine Bombenbastler. Also hat jemand den Wagen manipuliert.“
Erregt sprang Angel auf und fuhr sich durchs Haar. „Aber das ist unmöglich! Wer sollte so etwas tun? Ausgerechnet Cat, die keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Es muss ein Versehen gewesen sein.“
Er griff nach der Flasche Weinbrand, d ie die Mädchen für den Fall der Fälle hinter der Couch deponiert hatten, drehte geistesabwesend den Verschluss auf und hob die Flasche an. Als er den aufmerksamen Blick des Polizisten auf sich gerichtet sah, ließ er abrupt die Hand sinken und stellte die Flasche vorsichtig wieder zurück.
„ Das war … Entschuldigen Sie. Ich … ich trinke
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