Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
nicht.“
Betreten rieb er sich die Schläfen, weil ihn in genau dieser Sekunde, als er die Flasche an die Lippen setzen wollte, ein unerklärliches Gefühl der Ruhe überkommen hatte. Irgendetwas daran war falsch, trotzdem konnte er nicht leugnen, dass ihm diese Handlung auf eine unheimliche Weise vertraut vorkam. Dabei trank er wirklich höchst selten und wenn, dann mit Sicherheit keine harten Sachen. Dennoch …
„ Was … was wissen Sie über den Sprengstoff?“
„Wir tappen zum jetzigen Zeitpunkt völlig im Dunkeln. Deswegen bitte ich Sie um Hilfe. Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen.“
Da die Polizei in solchen Fällen wirklich alles interessierte, fing er mit Karos Unfall an, bei dem er ihr das erste Mal begegnet war. Aufmerksam hörte Richter dem jungen Mann zu, schrieb Seite um Seite seines Notizblocks voll und unterbrach Angel gelegentlich, um wohlüberlegte Fragen zu stellen. „Der Flüchtige war mehr als lediglich ein Patient der Psychiatrie?“
„Ja, der Informant eines Geheimdienstes. Er wurde wieder inhaftiert, wenige Tage später fand man ihn tot in seiner Zelle. Es konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es Mord oder Selbstmord war. Die Fluchthelfer sitzen nach wie vor ein.“ Angel machte eine Pause und überlegte angestrengt. „Das vermute ich zumindest.“
Wieder kritzelte Richter ein paar Stichworte auf seinen Block, ehe er fragte: „Nutzten die beiden Frauen das Auto schon seit längerem gemeinsam? Wer wusste davon? Und wem haben sie es ausgeborgt?“
Bereitwillig versuchte Angel , auf alle Fragen zu antworten. Freilich musste er sich ein ums andere Mal eingestehen, dass er wenig über Cats und Karos Leben außerhalb ihrer Beziehungen zu ihm und Danilo wusste.
„Wer könnte ein Interesse an solch einem Unglück haben, am Tod der beiden oder einer von beiden? Hatten sie Feinde, Neider, verlassene Freunde?“
„Verlassene Freunde? Da gab es, glaube ich, eine ganze Menge. Sie sind sehr beliebt, hilfsbereit und gut gelaunt, großzügig und freundlich. Soweit ich weiß, waren sie stets bemüht, sich von ihren Geliebten im Guten zu trennen. Ob das immer gelang? Sie haben nicht darüber geredet. Das war vor unserer Zeit und vorbei. Aber Feinde? Richtige Feinde? Nein, nicht diese zwei.“
19 . Kapitel
Schweigend saßen sie um den Frühstückstisch. Nach seinem Nachtdienst war Danilo sofort zur Wohnung der Studentinnen gefahren. Unter seinen Augen lagen dunkle Ringe und die Besorgnis hatte tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben. Während die beiden Männer lustlos in dem Rührei auf ihren Tellern stocherten, riss Karo ihr Croissant in kleine Stücke, ohne davon mehr als zwei Bissen in den Mund gesteckt zu haben. Sie hatte bisher keinen Ton von sich gegeben, weder nach Cat gefragt noch nach den Ermittlungen, die Kommissar Richter leitete.
Unauffällig musterte Angel seine Frau, die blass und mit mechanischen Bewegungen ihre Tasse Kaffee an die Lippen hielt, dann doch nicht davon trank, sondern die Tasse wieder absetzte, als wüsste sie nichts damit anzufangen. Auch dass er in der Nacht den Tisch abgeräumt und das einigermaßen ungenießbar anmutende Essen entsorgt hatte, hatte sie kommentarlos zur Kenntnis genommen. Die Frage nach dem Baby, welches sie erwähnt hatte, brannte ihm auf den Lippen. Wollten sie feiern, weil eine der Frauen ein Kind erwartete? Er wagte nicht, danach zu fragen.
Und plötzlich gesellte sich zu r Trauer um Cat eine unheimliche, nicht fassbare Angst. Er hätte nicht bestimmen können, woher sie kam, doch langsam und unaufhaltsam kroch sie in ihm empor, verknotete seine Eingeweide und ließ sein Herz rasen.
Um die quälende Stille und seine wachsende Anspannung zu durchbrechen, erkundigte er sich leichthin: „Wie war dein Dienst in der Nacht?“
Überrascht blickte Danilo auf und er runzelte die Stirn. „Ruhig. Nichts los. Wir haben nicht das Geringste mitbekommen.“
„Dann hast du vermutlich mehr Schlaf abgekriegt als ich.“
Danilo legte sein Besteck auf den Teller und wischte sich bedächtig den Mund ab. „Was hast du ihr gegeben?“, flüsterte er und deutete mit einem leichten Kopfnicken auf Karo.
„Nach dem Essen solltest du dich vielleicht noch ein bisschen hinlegen und ausruhen. Was meinst du, Karo?“
„Wann kommt Cat?“
„ Ich weiß es nicht. Wir müssen abwarten. Es klärt sich bestimmt schon bald alles auf.“
Doch e rst am späten Vormittag klingelte das Telefon. Karo war sofort aufgesprungen und brüllte in den
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