Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)
auftaucht!“
Mittlerweile war sie derart wutgeladen, dass sie sich zu Angels Begrüßung nicht einmal aus der Küche bemühte aus Angst, sie könnte ihm sofort an die Gurgel springen. Vergeblich versuchte sie, die Frühlingsrollen in einem Stück aus der Pfanne zu heben und vom zerkochten Hähnchenbrustfilet mit Sauce Shanghai und Thailändischem Duftreis zu retten, was noch möglich war. Am liebsten hätte sie vor Enttäuschung den Mülleimer weit aufgerissen und das Ergebnis ihrer stundenlangen Mühen sofort vernichtet. Weil es nämlich nichts mehr zu retten gab!
Und dabei wäre es ein wunderbares Essen geworden. Einfach phänomenal! Zu ihrer Überraschung hatte sich das Kochen in der Tat als recht unterhaltsame und spannende Angelegenheit herausgestellt, wenngleich es zugegebenermaßen nicht annähernd so viel Spaß machte, wie an einem Kind zu basteln. Bis vor einer Stunde zumindest hatte das Essen fantastisch ausgesehen. Es war einfach perfekt gewesen!
„Entschuldige, dass es so spät geworden ist. Ich bin nicht pünktlich aus dem OP gekommen und dann musste ich von der Klinik hierher laufen, weil mein Auto wieder streikt. Wenn alles gut geht, kann ich es übermorgen aus der Werkstatt abholen, sodass wir am Wochenende eine Spritztour ins Grüne machen können. Stell dir vor, ich habe zur Abwechslung mal einen ganzen Tag frei. Hat Catherine es dir nicht ausgerichtet? Sie hat mich heute Nachmittag angerufen“, erhielt Karo aus dem Flur zur Antwort. Sie hörte, wie Angel seine Schuhe in das Regal stellte und den Mantel aufhängte.
„Bist du alleine?“
Die verdächtige Ruhe in der Wohnung machte Karo stutzig. Sie hatte Angel nur mit einem halben Ohr zugehört, so laut jammerte sie innerlich angesichts ihres verdorbenen Festtagsessens. Nun jedoch steckte sie ihren Kopf aus der Küche und blickte sich suchend um.
„Guten Abend, mein Schatz.“ Angel zog sie an sich und küsste sie. Das Schmunzeln auf seinem Gesicht wurde breiter. Schließlich nickte er anerkennend, nachdem er Karo mit Kennerblick von Kopf bis Fuß gemustert hatte. „Du siehst zum Anbeißen aus. Und wie das duftet, mmmh, bist du das? Lass mich probieren.“
Sie fühlte Angels Mund an ihrem Hals und seine Zunge, die ihre Haut schmeckte, aber sie war nicht bei der Sache und wand sich in seinen Armen. „Wo ist …“
Seine drängenden Lippen auf ihrem Mund verschluckten den Rest ihrer Frage. Dann murmelte er: „Daniel muss arbeiten, Nachtdienst. Er lässt euch herzlich grüßen und ausrichten, dass er sich tierisch aufs Wochenende freut.“
„Ich weiß.“ Endlich gelang es ihr, sich aus Angels Umarmung zu befreien und ihn auf Armlänge von sich weg zu schieben. „Ich meine Cat. Wo ist sie? Sie ist gegen sieben hier los, wollte erst zu Dani und anschließend ins Krankenhaus, um dich abzuholen.“
„Zu Danilo? Er ist mir zum Dienstbeginn begegnet. Alleine. Und bei mir hat sich Cat auch nicht blicken lassen. Warte, ich werde Danilo anrufen und fragen, ob er sie gesehen hat.“
Nach wenigen Sekunden kam er zurück. „Catherine hat sich nicht bei ihm gemeldet.“
„Das verstehe ich nicht.“
Ihm fiel ein, bisher nicht nach dem Grund der überraschenden Einladung gefragt zu haben. Der festlich gedeckte Tisch im Wohnzimmer und die Tatsache, dass er Karo noch nie zuvor in der Küche hatte stehen sehen, ließen auf einen ganz besonderen Anlass schließen.
„Was ist heute eigentlich los? Habe ich einen Geburtstag vergessen?“
„Nein.“ Geistesabwesend spähte Karo aus dem Fenster und drehte den silbernen Ring in ihrem Ohr. Sie würde Cat den Hals umdrehen wie einer fetten Weihnachtsgans und sie anschließend bis zur Unkenntlichkeit rupfen, wenn die sie jetzt sitzen ließ! Sie konnte Angel unmöglich ohne Cats moralische Unterstützung von den bevorstehenden Veränderungen in ihrem Leben erzählen. Und den Auswirkungen auf sein Leben.
„Namenstag? Prüfung?“
„Nein!“
Und wenn er nun ganz anders als erwartet reagier te? Ob sie sich dann entschließen könnte, das Kind nicht zur Welt zu bringen? Traute sie sich zu, ein Kind alleine aufzuziehen?
„Willst du mir nicht sagen, was gefeiert wird? Ich könnte noch mal schnell los und Blumen besorgen.“
Karo schien seine Frage nicht gehört zu haben. Ihr grenzenloser Zorn machte allmählich wachsender Besorgnis Platz. „Mein Gott, wo Cat nur bleibt! Sie wird sich wohl kaum verfahren haben. Als nächstes müssen wir uns ein Handy kaufen. Das ist ja nicht
Weitere Kostenlose Bücher