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Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Zurück ins Licht (Das Kleeblatt)

Titel: Zurück ins Licht (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Hörer: „Cat?“
    Ihr erwartungsvolles Gesicht erstarrte in der nächsten Sekunde zu Eis. Sie hielt Angel den Hörer entgegen. „Für dich.“
    Fragend schossen seine Augenbrauen in die Höhe.
    „Der hat ausdrücklich Doktor Stojanow verlangt!“, drängelte sie ungehalten und schlug ihm den Hörer auf die Handfläche. „Das bist du doch oder etwa nicht?!“
    „Ja, bitt e? … Du ? Was hast du … damit …“ Angestrengt und mit versteinerter Miene hörte Angel offensichtlich einem anderen als Kommissar Richter zu. „Nein!“
    Von einem Moment auf den anderen war er aschfahl geworden. Feine Schweißperlen traten auf seine Stirn. Seine Hand zitterte unkontrolliert, als er sie an die Schläfe presste und gleichzeitig die Augen schloss. Mit weit geöffnetem Mund quälte er sich von Atemzug zu Atemzug. Er bekam nicht genug Luft. Etwas drängte aus einem verborgenen Winkel seines Körpers nach oben und versperrte ihm die Luftröhre. Er würde ersticken! Diesmal. Es war anders.
    Danilo war aufgesprungen und mit zwei Schritten bei Angel, den er leicht am Arm fasste. Erschrocken zuckte der zusammen und schaute seinen Freund mit einem verwirrten Ausdruck an, als wäre er unsanft aus dem Schlaf geweckt worden. Bloß langsam beruhigte sich seine Atmung. Danilo nahm ihm den Telefonhörer aus der verkrampften Hand und legte ihn auf den Apparat, nachdem sich am anderen Ende niemand mehr meldete.
    „ Es … war Cat. In eurem Auto. Sie ist … tot“, stammelte Angel, der die fragenden Blicke der Freunde mit körperlicher Schwere auf sich gerichtet fühlte und unter der Last in sich zusammensank.
    E s war Mord, fügte er in Gedanken hinzu, deswegen hat Richter den Fall abgegeben.
    Es wird wieder alles von Neuem beginnen. Aber jetzt geht es nicht mehr allein mich an. Das habe ich nie gewollt. Vergib mir, Karo, das wollte ich dir nicht antun. Warum lassen sie mich nicht endlich in Ruhe?
    Erschöpft ließ er sich in den Sessel sinken, zu dem ihn Danilo unauffällig geschoben hatte. Seinen Kopf schwer in die Hände gestützt, starrte Angel vor sich hin. Die Angst vom Vorabend hatte einen Namen bekommen. Es war noch nicht vorbei. Es würde niemals enden. Doch warum hatten sie sich ausgerechnet die Mädchen zur Zielscheibe genommen? Diese beiden lebenslustigen, unschuldigen Dinger!
    Karo hatte nichts von dem Zwischenfall am Telefon bemerkt.
    „Ich muss Catherines Eltern benachrichtigen.“ Ihre Worte fielen wie Blei in die fassungslose Stille und veranlassten die Männer aufzusehen. „Und Bea und Suse. Sie werden mir helfen, alles zu regeln.“
    Gleich darauf verschwand sie im Nebenzimmer und suchte in sinnloser Eile Cats Schreibtisch durch.
    „Wir wollen doch aber nach den Prüfungen mit Bea und Suse einen letzten Törn auf der ‚Tina’ über den Bodden machen. Abschied vom wilden Studentenleben feiern. Sie freut sich schon wie ein Schneekönig darauf. Meine Güte, eine ganze Woche lang Klönsnack und Fisch, Seemannsgarn und Shantys! Nur wir vier, das vierblättrige Kleeblatt, und unsere Seemänner“, redete Karo in Gedanken versunken vor sich hin. „Warum bloß haben wir uns von irgendwelchen dahergelaufenen Kerlen in unsere Pläne pfuschen lassen? Es ist alles verflucht kompliziert geworden, seit wir die kennen. Wir müssen den Verstand verloren haben, uns darauf einzulassen. Sie haben unser Leben völlig durcheinander gebracht, ohne uns ein einziges Mal zu fragen, ob wir das wollen. Wie Unkraut sind sie aus dem Nichts ans Tageslicht gekrochen und haben sich ausgebreitet. Verdammt, wo ist die Adresse von ihren Eltern? Sie haben sich irgendwo im Ausland zur Ruhe gesetzt. Ab und an bekommt Catherine Post von ihnen. Sie hat die Briefe bestimmt aufgehoben, ich habe sie erst neulich auf ihrem Bett liegen sehen. Wo soll ich denn noch suchen? Ich bin mir sicher, du hast sie nicht weggeworfen.“
    Nervös ihren Ohrring drehend ließ sie ihren Blick durch Cats kleines Zimmer schweifen. Ihre Augen brannten heiß, als sie das vertraute Chaos auf dem Schreibtisch und den umgeworfenen Stuhl betrachtete. Cat hatte die Übersetzung gestern Abend achtlos zur Seite geschoben, um bloß mal schnell Angel von der Arbeit abzuholen. Ihre schwarze Lieblingsjeans hing frisch gewaschen über dem zweiten Stuhl in dem spartanisch eingerichteten Raum. Die Kleine hatte die Hose am Wochenende tragen wollen, da sie sich mit den Ärzten verabredet hatten. Alles war unverändert in dem Zimmer, das mit einem Mal fremd und kalt wirkte. Denn das

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