Zurück von den Toten - Dark Village ; 4
den letzten Wochen häufiger gekommen. Ziemlich oft. Aber sie wusste nicht, was sie dabei fühlen oder wie sie das finden sollte.
Manchmal war es ihr egal, nach dem Motto:
So what
? So ist es eben. Dann wieder schrie alles in ihr: Das ist eine Katastrophe, das darf nicht sein. Wir müssen zusammenhalten, ganz gleich, was passiert!
Und dann war es wieder so wie jetzt, mitten dazwischen. Sie ärgerte sich. Ãber sich selbst genauso wie über Vilde und Benedicte. Und sie dachte: Vielleicht werfen wir das alles zu leichtfertig weg, vielleicht sollten wir das nicht tun, vielleicht bereuen wir es irgendwann.
Sie checkte die Uhrzeit. Es hatte keinen Sinn, noch länger zu warten. Sie ging los, hielt das Handy in der Jackentasche fest umklammert. Der Daumen wischte hin und her übers Display.
Sie hätten ihr eine SMS schicken können. Das wäre ja wohl das Mindeste gewesen.
2
Punkt neun Uhr. Nick wurde ins Verhörzimmer geführt. Sein Anwalt war schon da. Nick hatte keine groÃe Lust, auf seine Fragen zu antworten. Wie gehtâs dir? Mhm. Hast du geschlafen? Ja. Schmeckt das Essen? Geht so. Du sagst Bescheid, wenn irgendwas ist, ja? Wenn irgendwas ist? Nick hob den Kopf und starrte den Mann an. Wenn irgendwas ist!?! Hey, was soll denn sein? Ich sitz doch bloà im Knast und lach mich kaputt!
Aber das sagte er nicht. Wozu auch? Um den einzigen Menschen anzukacken, der versuchte, ihm zu helfen? Nee, besser nicht.
âJa, klarâ, sagte er. âMach ich.â
Die Tür ging auf. Der Ermittlungsleiter kam herein, in der Hand einen Becher Kaffee. Kruse, der junge Polizist, folgte direkt hinter ihm, mit Kaffeekanne und Pappbechern.
Der Ermittlungsleiter setzte sich. âMöchtest du irgendwas?â, fragte er Nick. âEine Limonade vielleicht? Du trinkst ja keinen Kaffee, oder?â
âGern eine Limoâ, sagte Nick. âFalls Sie hier so was haben. Sprite zero.â
âSehen Sie mal am Automaten nachâ, sagte der Ermittlungsleiter. Kruse stand gehorsam auf und ging auf den Flur.
âFür Sie wohl Kaffee?â, fragte der Ermittlungsleiter und schob dem Anwalt die Pappbecher hin. âBedienen Sie sich.â
âDanke, gern, vielen Dank.â Der Anwalt nickte lächelnd.
Der Ermittlungsleiter ignorierte ihn und begann: âAlso, Nicholas, wir haben gestern dein SchlieÃfach auf dem Osloer Hauptbahnhof geöffnet.â
âAhaâ, sagte Nick.
âWir haben eine DVD gefunden.â
âJa.â
âWeiÃt du, was auf der DVD drauf ist, Nick?â
âJa. Oder ⦠nicht alles.â
âNicht alles?â
âIch habe mir nicht alles angesehen.â
âAber du weiÃt, was das ist?â
âDass es Fotos sind, ja. Aber ich habe nur ein paar angeguckt. Nicht alle.â
âWarum nicht?â
âIch ⦠ich habe gesehen, dass es welche von mir und Viksveen waren. Von uns. Und ⦠das hat mir gereicht. Deshalb hab ich ⦠ja, also, mir nicht alle angesehen.â
âWusstest du von den Fotos?â
âNein.â
âDu hast nicht gewusst, dass sie aufgenommen wurden?â
âNein.â
âDu hattest keine Ahnung, was da vor sich ging?â
âIch wusste nicht, dass es diese Fotos von uns gab, nein. Glauben Sie, ich hätte da mitgemacht? Glauben Sie, ich hätte das alles vor einer Kamera gemacht, damit andere das sehen können?â
âHeutzutage machen die Leute fast alles vor Kameras.â Der Ermittlungsleiter lächelte. âSie lieben Aufmerksamkeit.â
âIch nicht. Nicht solche Aufmerksamkeit.â
âWie bist du an die DVD gekommen, wenn du nichts von den Fotos wusstest?â
âDas sag ich nicht.â
âNicht, aha.â Der Ermittlungsleiter trank von seinem Kaffee. âDa sind auch noch Fotos von diversen anderen Leuten drauf. Wusstest du davon?â
âVon den Fotos?â
âJa, von den Fotos. Oder von den Leuten auf den Fotos. Wusstest du von ihnen? Wusstest du, dass Frau Viksveen noch mit anderen zusammen war?â
âNe-ein. Also, wissen wäre zu viel gesagt.â
âHast du es vielleicht geahnt?â
âNa ja, irgendwie schon. Sie war so. Sie hat nichts davon gesagt und ich auch nicht, aber ich ⦠Ich dachte mir, dass da wohl noch andere waren.â
âEs gibt Fotos von Wolff und Viksveen, zusammen. Beim Sex.â
âAha.â
âBegreifst du, was du uns da in
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