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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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erwiderte ich und strich mein Haar wieder glatt.
    „Tja. Na ja. Wenn du meinst …“ Wie sie so dasaß mit ihren goldblonden, aufgebauschten Haaren und der blauen Wimperntusche, wirkte sie wie eine überdimensionale Jahrmarktspuppe.
    „Aber ich … werde mit ihm sprechen. Ganz bestimmt.“ Wie wäre es damit als selbstlose gute Tat, Pater Bruce? Das sollte doch mindestens für einen Monat vorhalten.
    „Oh, danke, meine Süße! Das ist ja so …! Danke … ich … Er sitzt da drüben, du gehst es am besten gleich an!“
    „Okay.“ Ich seufzte, tätschelte Bevs sommersprossige Schulter und drängelte mich durch die tanzende Meute. Da saß er, mein wortkarger, gut aussehender Vater, allein vor einem Bier. „Hallo, Dad.“
    „Harper.“ Er nickte leicht.
    „Amüsierst du dich?“
    „Sicher. Du auch?“
    „Oh ja.“
    Es schien eine unserer längeren Unterhaltungen zu werden. Nachdem meine Mutter gegangen war, hatte er sich hin und wieder mit „Alles klar?“ nach meinem Befinden erkundigt, woraufhin ich mit schmollender, verbissener Stimme „Nein“ geantwortet und damit jegliches weitere Gespräch unterbunden hatte, woraufhin wir beide uns noch schlechter gefühlt hatten.
    Ich seufzte. „Hör mal, Dad, wie steht es denn eigentlich so mit BeverLee und dir?“
    Scharf sah er mich an. „Wieso fragst du?“
    „Ach … nur so.“
    Er trank einen Schluck Bier. „Tja, tatsächlich denke ich, dass wir … vielleicht getrennte Wege gehen werden.“
    „Ach ja?“ Ich erschrak. „Warum das denn?“
    „Wir … haben uns einfach auseinandergelebt, schätze ich.“
    Nun saß ich stocksteif da. „Heißt das etwa, dass du eine andere hast?“ In vielen Fällen heißt es das, wie ich Ihnen versichern kann.
    „Oh nein! Nein, da ist keine andere. Ich bin nicht der Typ, der seine Frau betrügt. Wir sind nur … du weißt schon.“
    Nein, ich wusste nicht! BeverLee und Dad waren seit zwanzig Jahren zusammen. Dad war zweiundsechzig. Nicht, dass ältere Menschen sich nicht mehr scheiden ließen. Trotzdem kam es mir … seltsam vor. Seufzend fragte ich meinen Vater, ob ich irgendetwas tun könne.
    „Du könntest dich vielleicht um die Scheidungsangelegenheiten kümmern, wenn es so weit ist“, schlug er leise vor.
    „Auf gar keinen Fall, Dad.“
    „Ich will, dass sie gut versorgt ist, keine Bange.“
    „Ich werde jemanden empfehlen, der euch beide vertritt. Es muss ja nicht hässlich werden.“
    „Gut. Danke.“
    Ein paar Minuten saßen wir schweigend da. Mein Vater trank sein Bier aus. „Dad“, sagte ich dann, „hast du mit BeverLee schon darüber gesprochen? Ich habe nicht den Eindruck, dass sie weiß, wie du denkst.“
    Er sah mich an, dann blickte er zu Boden. „Das werde ich. Bald.“
    Ich wollte noch etwas sagen, überlegte es mir aber anders. Wenn jemand eine Scheidung wollte, dann lag es nicht an mir, ihn davon abzubringen. Außerdem hatte ich mit meinem Vater noch nie über Gefühle und Liebe oder so etwas gesprochen. Das war für Willa immer einfacher gewesen … sie hatte sich einfachauf seinen Schoß gesetzt, ihn geneckt und zum Lachen gebracht – viel normaler also als unsere schweigend abwartende Zurückhaltung. Ich war mehr ein Mamakind gewesen. Bis sie uns verlassen hatte.
    Erneut musste ich an den Umschlag denken, der wie ein Ungeheuer in meinem Koffer lauerte.
    Erwartungsvoll sah BeverLee mich an. Ich lächelte und zuckte mit den Schultern – Männer, wer kann die schon ergründen?! –, und sie nickte zurück. Arme Bev! Sie liebte meinen Vater, auch wenn ich mich nun fragte, ob sie ihn wirklich kannte, selbst nach all der Zeit. Wenn man ihr zuhörte, konnte man meinen, der Mann habe ein Mittel gegen Krebs erfunden. Aber vielleicht lag darin das Problem. Der Kerl, den sie sich vorstellte, hatte wenig mit der Person gemein, die er wirklich war. Was bei Paaren ein gar nicht seltenes Problem darstellte.
    Mit einem Mal erschöpft, entschied ich, dass der Tag für mich zu Ende war. Meine Schwester und Christopher standen eng umschlungen auf der Tanzfläche. Ich ging zu ihnen, tippte Willa auf die Schulter und zwang mich zu lächeln. „Ich bin fertig, Leute“, sagte ich. „Wir sehen uns morgen beim Frühstück, ja?“
    „Oh nein, wir werden schon ganz früh aufbrechen“, sagte Chris. „Wir fahren Richtung Two Medicine zum Zelten und Wandern.“
    Ich sah zu Willa und spürte, wie mein Herz sich vor Besorgnis zusammenzog. „Tja, ruft mich an, wenn ihr könnt. Wann kommt ihr denn wieder in den

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