Zurückgeküsst (German Edition)
Liebesbekundungen angeht, war das aber ziemlich lahm.“
„Tut mir leid.“
„Ist schon in Ordnung.“
„Wirklich?“
„Ja.“ Ich drückte seine Hände und ließ sie dann los. „Und dass du’s weißt: Du bist wirklich ein toller Kerl. Du hast ein großes Herz, wir hatten eine schöne Zeit und … na ja, ich wünsch dir alles Gute.“ Und seine Worte fandest du lahm!
Er grinste breit. „Gleichfalls, Mann.“
Tja, ich würde es sicher nicht vermissen, „Mann“ genannt zu werden. Aber ich würde Dennis vermissen. Er war wie ein Sicherheitsnetz gewesen, aber es war nicht länger fair, ihn als solches zu missbrauchen, doch allein das Wissen darum machte es nicht leichter. Keine herumtollenden blauäugigen Kinderlein, keine bequeme selbstverständliche Sicherheit, Tag für Tag einen liebenswerten Gefährten zu haben! Keine unkomplizierte Partnerschaft. Ich bekam einen Kloß im Hals und schluckte – und das war bei mir in etwa das Äquivalent für eine durchheulte Nacht.
Dennis nahm meine Hand und küsste sie, eine unerwartet galante Geste. Ich streckte die Hand aus und streichelte ihm übers Haar. Guter alter Den.
„Sollen wir noch ein bisschen rummachen?“, fragte er da und sah auf. „Ein Abschiedsf… äh, …nümmerchen.“
Ich verschluckte mich fast. „Oh, äh … Ich glaube, ich muss passen, Den. Nicht, dass es nicht nett wäre. Aber es wäre sicher nicht richtig.“
„Tja, einen Versuch war’s wert“, meinte er freundschaftlich. „Dann gehe ich noch mit Coco raus. Willst du Gassi gehen, Coco?“, fragte er, und beim G-Wort sprang mein Hund in die Luft, wie von der Tarantel gestochen, nahm dann seinen Hasen ins Maul und schüttelte ihn wild hin und her. „Bis gleich“, sagte Dennis und machte die rosa Leine fest, dann waren sie verschwunden.
Mit einem tiefen, tiefen Seufzen, das an meinen Zehen zu beginnen schien, ließ ich mich aufs Bett fallen und starrte an die Decke. Der Plan, Dennis zu heiraten, war gestrichen. Schon jetzt spürte ich eine große Leere im Herzen. Es gab viel Schönes, zu dem ich auf Martha’s Vineyard zurückkehren würde, aber Dennis hatte ein großes Loch in meinem Leben ausgefüllt. Einwirklich großes. Jetzt sah ich meine Zukunft wie eine weite flache Öde vor mir.
Wieder allein.
Kopf hoch, sagte ich mir. Du hast Coco. Du hast leckere Eiscreme. Eine Arbeit, die du gut machst, Freunde und eine Terrasse mit Ausblick. Du kannst immer noch Kinder haben … Adoption, künstliche Befruchtung, eine neue Beziehung, was auch immer.
Ja, ich würde Dennis vermissen. Es war nicht die abgrundtiefe Panik, die ich nach dem Ende mit Nick empfunden hatte, aber weh tat es trotzdem.
Am nächsten Morgen wachte ich schlagartig auf und sah auf den Wecker: 8 Uhr 47. Das Zimmer war leer; offenbar hatte ich Dennis’ Abreise verschlafen. Wenn sein Flug pünktlich um sieben gestartet war, wäre er jetzt schon halb zu Hause, der Glückliche. Ich kämpfte mich aus dem Bett – die Cocktails vom gestrigen Abend machten sich bemerkbar. Coco ließ kurz von ihrem Hasen ab, hob den Kopf und gab mir mit ihrem Blick zu verstehen, dass ich in der Tat entsetzlich aussah. Dann rollte sie sich auf den Rücken, hob alle viere in die Luft und spielte Verkehrsopfer. Auf dem Nachttisch lag eine Nachricht von Dennis.
Harp, bin mit Coco noch kurz draußen gewesen. Wir sehen uns sicher zu Hause. Danke für alles. J Den.
Tja, das war … nett. Seufzend überprüfte ich mein Handy auf Nachrichten – ach du Schreck! Jede Menge Sprachnachrichten und SMS! Pflichtschuldig hörte und las ich alle – sechs Anrufe von Tommy, zwei davon wegen der Arbeit, der Rest persönlich mit detaillierter Schilderung seiner schwankenden Gefühle gegenüber der treulosen Angetrauten, die, obwohl sie versprochen hatte, den FedEx-Mann nicht mehr zu sehen, sich Samstag dennoch heimlich mit ihm getroffen hatte, und Tommy war nun nicht sicher, ob er einen endgültigen Schlussstrich ziehen sollte oder nicht. Zwei Nachrichten von Theo, der sich wunderte, warum ich am Freitag nicht in die Kanzlei gekommen war – der Mann hatte ein Gedächtnis wie ein Sieb! Eine Nachricht vonBeverLee: Sie und Dad waren jetzt auf dem Weg nach Salt Lake City und luden mich zu einem Besuch am Freitag bei ihnen zu Hause ein, um die Fotos von Willas Hochzeit anzusehen. Eine SMS von Kim, die nur nachfragen wollte, wie es mir ging. Es war schön, eine echte Freundin zu haben; die meisten meiner weiblichen Bekannten stammten aus meiner Studienzeit und
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