Zurückgeküsst (German Edition)
war getan, und ich konnte es kaum erwarten, Pater Bruce davon zu erzählen. Mit fast heiligem Gefühl winkte ich Mutter und Kind nach, dann schlenderte ich los, um mir noch einen Kaffee zu holen.
Den dampfenden Becher in der Hand, ging ich wieder auf die Terrasse, um noch ein bisschen zu lesen.
Und da war Nick, genau an dem Tisch, den ich zehn Minuten zuvor verlassen hatte, und starrte auf den See. Ich zuckte zusammen – es war immer noch ein Schock, ihn zu sehen –, ging dann aber ruhig weiter.
„Nick“, sagte ich, als ich an ihm vorbeiging.
„Harper“, erwiderte er und sah kurz zu mir auf.
Ich setzte mich an einen nicht allzu weit entfernten Tisch. Es sollte nicht so aussehen, als könnte ich Nicks Nähe oder seinen Anblick nicht ertragen.
Ich würde damit klarkommen müssen, dass, falls Willa und Christopher zusammenblieben, ich Nick hin und wieder sähe. An Feiertagen, Geburtstagen oder sonst wann. Und das wäre in Ordnung. Wir hatten eine turbulente Vergangenheit gehabt, wir würden immer in irgendeiner Weise Gefühle füreinander hegen und so weiter. Er war einfach ein Irrtum meiner Jugend gewesen. Jedem wird mal das Herz gebrochen, oder? Das bedeutete ja nicht, dass das Herz nicht heilte und dann sogar stärker wurde!
Ich holte einen Stift heraus, um das Kreuzworträtsel zu lösen,und nahm Coco auf den Schoß. Kaffee – köstlich. Kreuzworträtsel – erstklassig. Hund – entzückend. Exmann – unsichtbar dank einer Reisegruppe von Rentnern, die gerade per Bus angekarrt worden war und mir jeglichen Ausblick auf Nick versperrte. Perfekt!
Kurze Zeit später musste ich meine selbstlose gute Tat allerdings bereuen.
„Was? Wieso ist der Flughafen geschlossen?“, fragte ich den Busfahrer.
„Ma’am, ich weiß auch nur, was die vom Flughafen mir gesagt haben. Der letzte Flug ging vor einer Stunde, und seitdem muss alles am Boden bleiben wegen irgendeines Fehlers im Software-Upgrade des Navigationssystems. Keine Maschine kann starten und keine landen.“
„Das ist doch nicht möglich!“
„Mehr kann ich Ihnen dazu leider nicht sagen. Bis auf Weiteres kann kein Flugzeug Kalispell Airport verlassen.“
„Und was ist mit anderen Flughäfen in der Nähe?“
„Alle drei Flughäfen dieser Region haben dasselbe Problem.“
„Machen Sie Witze?“, rief ich entgeistert.
„Nein, Ma’am.“ Man konnte ihm ansehen, dass seine Geduld mit mir auf eine harte Probe gestellt wurde.
„Wann können die Flugzeuge denn wieder starten?“
„Der Mann am Flughafen meinte, das könnte zwei Tage dauern. Mindestens.“
„Zwei Tage! “, rief ich gereizt. Auch Coco brachte ihren Missmut zum Ausdruck und bellte. „Und das ist wirklich kein Witz?“
„Nein, Ma’am.“ Irgendwie beschlich mich das Gefühl, er hätte mich gern getreten.
Ich atmete tief durch. „Also gut. Können Sie mich zum nächsten Flughafen bringen, der nicht beeinträchtigt ist?“
„Das wäre entweder Yakima, im Bundesstaat Washington, oder Salt Lake City in Utah. Und nein, Ma’am, dort kann ich Sie nicht hinbringen.“
„Verdammt.“ Ich dachte kurz nach. „Wie steht es mit einemMietwagen? Können Sie mich wenigstens zum Autoverleih bringen? Mein Freund hat unseren Wagen gerade erst heute Morgen zurückgebracht, ich werde ihn also einfach neu ausleihen und dann irgendwohin fahren, wo Flüge gehen.“
„Nun ja, als wir die Nachricht bekamen, hatten ein paar andere Gäste mich schon gebeten, sie dorthin zu fahren. Vielleicht möchten Sie also lieber erst mal anrufen und fragen, ob es überhaupt noch Wagen gibt?“
Gab es nicht. Zehn Minuten später hatte ich auch die anderen zwei Verleihfirmen im Umkreis angerufen, und der genervte Busfahrer hatte recht gehabt: nichts! Es war zum Verrücktwerden! Offensichtlich hatten alle Leute, die zu Beginn dieser Software-Störung Richtung Flughafen unterwegs gewesen waren (und ohne meine gute Tat wäre auch ich dabei gewesen!), sich bei den Autoverleihfirmen absetzen lassen und die wenigen Autos geschnappt. Ich saß also fest.
Nun, das war auch nicht weiter dramatisch; ich konnte gut noch einen oder zwei Tage bleiben. Meinen Laptop hatte ich dabei, also konnte ich von meinem Zimmer aus arbeiten. Mal sehen … Termine im Gericht hatte ich diese Woche keine, das war gut, und es war zwar ein Gesprächstermin mit dem Anwalt einer Gegenpartei angesetzt, aber den konnte ich auch per Videogesprächskonferenz wahrnehmen. Und vielleicht könnte ich so noch etwas mehr vom Nationalpark
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