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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Orangenbäume und riesiges Ungeziefer. Ich hoffe, Du schreibst weiterhin gute Noten! Die zweite kam aus Arizona. Mann, ist das heiß hier! Du solltest sehen, wie die Leute hier ihre Gärten wässern! Wissen die denn nicht, dass sie in der Wüste leben? Die dritte erreichte mich aus St. Louis (Budweiser-Pferde, der berühmte Gateway Arch, ein Baseballspiel), die vierte aus Colorado (das Bluegrass-Festival, die Rocky Mountains, dünne Luft). Auf keiner Karte stand ein Absender, undsie hatte alle mit „Linda“ unterschrieben … nicht mit „Mom“.
    Ich denke, ich hasste sie, aber dennoch vermisste ich sie so sehr!
    Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Grund, mit ihrem Erscheinen zu rechnen. Aber unsere Verlobung hatte in der Zeitung gestanden, und Martha’s Vineyard hatte nicht so wahnsinnig viele Einwohner. Hätte sie auch nur mit irgendjemandem Kontakt gehalten, hätte sie gehört, dass ihr einziges Kind heiraten würde. Es war also nicht unmöglich, dass sie auftauchte – es war nur äußerst unwahrscheinlich. Dennoch schlug mein Herz jedes Mal schneller, wenn ich das Signal der Fähre hörte.
    Sie kam nicht. Und obwohl das zu erwarten gewesen war, tat es weh. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wäre sie tatsächlich gekommen. Aber in meinem Kopf spielte sich diese kleine Szene ab, in der meine Mutter nach all den Jahren endlich wieder zu mir zurückkehrte, und in der ganzen Aufregung und dem unbeschreiblichen Glück (denn natürlich war es eine Fantasie, nichts weiter) würde meine Hochzeit bis auf Weiteres verschoben werden.
    Und jedes Mal, wenn ich Nick sah, wie er mich anlächelte, schämte ich mich unsäglich, weil ich ihn so sehr liebte und dennoch diese schrecklichen Gedanken hegte. Aber sosehr ich auch wollte, dass es sich gut anfühlte, tat es das nicht. Es war einfach nur schrecklich, als hätte sich eines unschuldigen Tages plötzlich ein gähnender Abgrund vor mir aufgetan. Seit dem Moment, da er sich auf der Brooklyn Bridge vor mich hingekniet hatte, kämpfte ich mich am bröckelnden Abhang nach oben, um nicht in das dunkle, lauernde Loch hinabzustürzen, in dem bestimmt nichts Gutes auf mich wartete.
    Doch da war ich, zog mein weißes Etuikleid und die schmerzhaft engen Schuhe an und trug mein Haar ausnahmsweise offen, weil ich wusste, dass Nick es so liebte. BeverLee gab sich alle Mühe, eine gute Brautmutter zu sein, sprühte mir bei jedem Vorbeigehen Haarspray auf, zupfte an den Blumen, am Kleid. Wäre meine Mutter da gewesen – wenn sie nie gegangen wäre –, hätten wir denselben Nagellack aufgelegt, so wie früher, als ichklein war. Sie hätte ein blassblaues Kleid getragen, nicht so ein orangefarbenes Polyesterkleid wie Bev. Sie hätte mir gesagt, dass jung zu heiraten das Beste gewesen sei, was sie je getan habe, und dass Nick und ich genauso glücklich werden würden wie sie und Dad.
    Stattdessen musste ich mit BeverLee vorliebnehmen, die ohne Unterlass plapperte, mir andauernd Kuchen aufzwang und klagte, dass ich mich gegen den Dollartanz entschieden hatte. Obwohl ich wusste, dass sie es nur gut meinte, hätte ich sie am liebsten mit einem Zauberstab angetippt und zum Schweigen gebracht. Wie sollte ich ohne meine Mutter heiraten? Wie sollte ich überhaupt heiraten? Wie hatte ich es nur so weit kommen lassen können?
    Niemand anders schien sich Sorgen zu machen. Mein Vater meinte, Nick sei „ein guter Junge“, und fand, wir würden „es schon schaffen“. Nicks Vater war schwammig, schleimig und oberflächlich … aber er war Nicks Trauzeuge. Jason, der sein Haar damals im „Interview mit einem Vampir“-Look lang trug, war schon heftig angetrunken, und Christopher, damals auf der Highschool, flirtete mit Willa, die er dann dreizehn Jahre später wiedersehen sollte.
    Schon als ich mit Dad zum Altar ging, redete diese kleine Stimme in meinem Kopf unaufhörlich auf mich ein. Du musst das nicht tun. Das kann nur im Desaster enden . Nick machte ein ernstes Gesicht, als würde er ahnen, was ich dachte. Er sagte seinen Treueschwur ruhig auf und sah mich fest an, und trotzdem fand ich die Worte lächerlich naiv. Glaubte überhaupt jemand an solche Schwüre? Meine Eltern hatten einander dasselbe geschworen. Nicks Eltern hatten versprochen, sich zu lieben, bis dass der Tod sie schied. Wer waren Nick und ich, zu glauben, unsere Schwüre würden länger halten als der Atem, um sie auszusprechen?
    Dann war ich an der Reihe. „Ich, Harper, nehme dich, Nick …“, und plötzlich hatte ich

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