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Zurückgeküsst (German Edition)

Zurückgeküsst (German Edition)

Titel: Zurückgeküsst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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feuchte Augen, eine heisere Stimme und wünschte mir von ganzem Herzen, dass die Worte sich erfüllten. „… dich zu lieben und zu ehren, von nun an …“Wir könnten es schaffen. Wir könnten das Paar werden, das sich auch im Alter immer noch an den Händen hielte. „… bis ans Ende meiner Tage.“ Ich sah in Nicks dunkle Zigeuneraugen und glaubte daran.
    Nach der Hochzeit verbrachten wir einige Tage in einem dieser großen Kapitänshäuser an der North Water Street in Edgartown. Wie die meisten von ihnen gehörte es einem sehr reichen Nichtinsulaner, für den mein Vater hin und wieder arbeitete. Er hatte uns das Haus großzügig für unsere Flittertage angeboten, da er selbst nicht vor dem vierten Juli anreisen würde. Und so spielten Nick und ich ein paar Tage lang Mann und Frau, tranken Wein auf der großen Terrasse und planten unsere Reise im folgenden Sommer – die „richtige“ Hochzeitsreise, wie wir es nannten. Wir liebten uns in einem Zimmer mit Blick auf den Leuchtturm, kuschelten uns aneinander und sahen Filme, und diese fünf Tage lang glaubte ich an ein Happy End. Fünf Tage lang schien es möglich, dass Nick und ich ein Haus haben würden, Kinder und zusammen alt werden würden. Vielleicht war es falsch von mir gewesen, so viele Zweifel zu haben, dachte ich.
    Doch das war es nicht.
    Sechs Tage nach der Hochzeit fuhren wir nach Manhattan in eine kleine Wohnung im damals noch trübseligen Stadtteil Tribeca, und alles änderte sich. Nick ging wieder zur Arbeit. Er arbeitete lange, mit beeindruckender Hingabe und unbändigem Ehrgeiz. Und ich saß allein zu Hause.
    Natürlich wusste ich, dass er hart arbeiten musste, um seine Vorgesetzten zu beeindrucken und um sich von den anderen jungen und erfolgshungrigen Architekten abzuheben. Es lag auch nicht an den langen Arbeitszeiten, auch wenn die es natürlich schwerer machten. Aber Nick hatte einen Plan, und dieser Plan sah folgendermaßen aus: Uni-Abschluss als einer der Besten (abgehakt). Job bei angesehener Firma (abgehakt). Heiraten (abgehakt). Und sobald das Häkchen neben meinem Namen stand, ließ Nick mich gewissermaßen fallen.
    Da ich den Anmeldeschluss für die New Yorker Unis verpassthatte, musste ich ungewollt ein Jahr aussetzen. Unserem Plan – also, eigentlich Nicks Plan – gemäß sollte ich mich an der Fordham, Columbia und NYU bewerben, unser kleines Apartment in ein gemütliches Zuhause verwandeln und mich in die Stadt verlieben. Arbeiten musste ich nicht, er verdiente ja genug Geld. Aber unsere Wohnung war ein schmuddeliges Loch in Tribeca, das damals noch nicht annähernd so beliebt war wie heute. Damals lebten dort anscheinend keine Familien, man konnte am Wochenende kaum eine Zeitung bekommen, der Lärm vom West Side Highway übertönte alles andere, und das Kreischen der U-Bahn weckte mich nachts aus dem Schlaf.
    Ich versuchte, es uns gemütlich zu machen, aber ich war nicht unbedingt der Hausfrauentyp. Ich strich das Badezimmer, schrubbte die Fugen mit Bleiche, dekorierte das Sofa mit bunten Kissen … doch es brachte nicht die gewünschte Befriedigung. Am Anfang kochte ich noch jeden Abend und versuchte, unsere Dollar so gut wie möglich zu nutzen, aber Nick kam selten vor acht nach Hause … oder neun … oder zehn.
    Alle Anstrengung, die er in der Werbephase in mich investiert hatte, weil ich tatsächlich eine stachlige Person war, das wusste ich … all die kleinen Gesten, durch die ich mich geliebt und geborgen gefühlt hatte … all das hörte auf, sobald wir in New York waren. Ich war verheiratet mit einem Mann, den ich kaum zu Gesicht bekam.
    Allein in einer Stadt, die ich nicht kannte und, ehrlich gesagt, auch nicht besonders mochte, fühlte ich mich zusehends einsam. New York war laut und heiß und dreckig. Abends musste ich mein Gesicht zweimal waschen und danach mit Gesichtswasser reinigen, um es sauber zu kriegen. Unsere Wohnung roch ständig nach Kohl – dank Ivan, dem schwermütigen Russen im Erdgeschoss, der selten aus dem Haus ging, Seifenopern in höchster Lautstärke sah und immer mit nacktem Oberkörper im Türrahmen lungerte, wenn ich die Treppe hinunterging. Müllwagen ratterten und klapperten um vier Uhr morgens die Straßen hinunter, und irgendein Hund bellte die ganze Nacht. Der Central Park lag eine lange, gruselige U-Bahn-Fahrtnördlich, und der nahe gelegene Battery Park war damals noch dunkel, dreckig und verwahrlost, voller Drogendealer und Obdachlose, die auf den Bänken schliefen.
    Ich hatte zwei

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