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Zusammen Allein

Titel: Zusammen Allein Kostenlos Bücher Online Lesen
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Maschinenfabrik einen Unfall gegeben. Zwei der Verletzten beteten, einer stöhnte ununterbrochen. Seine aufgerissene Hose war braun verschmiert, er stank erbärmlich. Misch wurde ans Ende der Reihe geschoben, und wir befürchteten natürlich, dass das stundenlange Warten daheim lediglich eine Vorstufe gewesen war. Doch da von den Angehörigen der Arbeiter nichts zu sehen war, ergriff Puscha sofort ihre Chance und zerrte den diensthabenden Arzt, Dr.   Dimitru, zu Misch. Brüche, diagnostizierte er trocken, während Misch unter seinen tastenden Händen wie ein Tier schrie und die herbeigeeilte Krankenschwester Notizen machte.
    »Vielleicht sollten wir röntgen!«, schlug der Doktor vor. Dann wischte er sich die Hände an der nicht mehr sauberen Hose ab, ging zum nächsten Patienten und begann, dem stöhnenden Patienten die Hose mit einer sehr kleinen Schere aufzuschneiden.
    »Ja, röntgen Sie«, rief Puscha und schob Misch samt Wagen eigenmächtig dem Arzt in die Arme. »Worauf warten wir denn noch?«
     
     
    Der Tag war aufregend gewesen. Völlig erschöpft suchte ich nach einem Schlafplatz. Da kein Stuhl zur Verfügung stand, ließ ich mich auf dem Boden nieder. Nun gut, die Hose würde ich anschließend waschen müssen. Nebenmir ragte eine großblättrige Monstera aus einem Metallkübel, sie zeigte sich in einem prächtigen Grün, sah gesünder aus als alles, was ich bislang im Krankenhaus gesehen hatte, das Personal eingeschlossen. Doch kaum hatte ich Platz genommen, kaum waren Misch und die Krankenschwester in einem Röntgenraum verschwunden, kaum hatte auch Puscha sich etwas beruhigt, da schwappte vom Eingang ein lautstarker Wortwechsel zu uns herüber. Wir schauten auf. Zwei Männer in Zivil kamen auf Dr.   Dimitru zu, redeten auf ihn ein und entrissen ihm Unterlagen. Entschlossen gingen sie in die angewiesene Richtung. Ich wusste nicht, was los war, und mir kam das Ganze unwirklich, wie ein schnell geschnittener Film vor.
    Gerade betrat die Krankenschwester den Flur, von der Aufregung schien sie nichts mitbekommen zu haben. Konzentriert hantierte sie an einem Schalter. Da traten die Männer auf sie zu und begannen sie anzuschreien. Der Name Dobresan fiel. Die wartenden Patienten erwachten, der, der schwer gestöhnt hatte, war kurzfristig verstummt. Und im Flur eine Luft wie vor einem Gewitter. Ich war aufgesprungen, und auch Puscha hatte sich aus der Erstarrung gelöst. Was los sei, wollte sie wissen, doch die beiden Zivilen beachteten sie nicht, redeten weiter auf die Schwester ein. Sie verlangten, dass Misch sofort da herauszuholen sei; sie zeigten auf die dunkle Stahltür des Röntgenraums. Demonstrativ legte einer die Hand auf die Türklinke. Die Krankenschwester, nicht groß, aber wohlgerundet, schob die Hand und den Menschen, der daran hing, beiseite. Sie hatte an Größe gewonnen, wuchs über sich hinaus. Wie ein Schild stellte sie sich vor die Tür und posaunte, siekönne nicht abbrechen, das sei ein Krankenhaus und kein Kinderspielplatz!
    Alle verstummten, und ich wunderte mich sehr über den Mut der Schwester. Als der Piepston erklang, erwachten wir aus einer Art Dornröschenschlaf, und jeder machte sich wieder an seine Arbeit. Die Geheimen standen wie zum Sprung bereit, die Krankenschwester kümmerte sich um Misch, der Arzt ging in Deckung, und Puscha fing erneut an zu schimpfen. Sie hörte erst auf, als der Kapitän neben uns abgestellt wurde. Die Bleiweste hing schief an ihm herunter, seine Beine waren seltsam gekrümmt. Als Einziger wusste er nichts von dem Besuch der Geheimen. Doch als er unsere besorgten Mienen sah, schloss er ergeben die Augen, als hätte er verstanden. Wir aber, Puscha und ich, wollten nicht verstehen. Alle redeten durcheinander, bis es den beiden Zivilen zu bunt wurde und sie mit dem Arzt im Röntgenzimmer verschwanden. Wir blieben verdattert zurück und hörten, wie drinnen verhandelt wurde. Mehrmals klopfte Puscha an die Tür, mehrmals wurde sie von der Krankenschwester aufgefordert, ruhig zu bleiben. Mindestens zweimal dachte ich daran, das kleine Glastürchen mit dem aufgeklebten Strahlensymbol zu öffnen und den dahinterliegenden Knopf zu betätigen.
    »Es hat keinen Sinn, warten Sie ab.« Die Krankenschwester drückte Puschas Hand.
    »Warten? Worauf soll ich warten, dass mein Mann stirbt? Dafür brauch ich kein Krankenhaus«, ereiferte sich Puscha. »Hören Sie doch selbst, sie drohen Dr.   Dimitru. Bestimmt tun sie das!«
    »Gliven Se mir«, eine sächsische

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